PJ-Tertial Innere in Bezirksspital Affoltern (8/2022 bis 11/2022)

Station(en)
Innere Medizin, Akutgeriatrie, ökologische Sprechstunden
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Wien
Kommentar
Mein Ziel für das erste Tertial A (Innere Medizin) war es Auslandserfahrung zu sammeln und meine medizinischen Kenntnisse der Inneren Medizin auszubauen. Ich entschloss mich dann dazu in der Schweiz mein erstes Tertial zu absolvieren. Nach einer Bewerbungsvorlaufzeit von ca. 2 Jahren habe ich dann eine Zusage vom Spital Affoltern in der Schweiz erhalten.

Bei Ankunft wird man vom Portier nett empfangen und erhält den Schlüssel für das kostenpflichtige (ca. 300 CHF pro Monat) Personalzimmer in einer Personalwohnung. Das Personalzimmer in Wohnung E ist in Ordnung, man hat alles was man benötigt Tisch, Sessel ,Schrank, kleiner Tisch, Bett, die Küche war jedoch deutlich zu klein, es standen nur Hocker und ein kleiner Tisch für 4 Personen zur Verfügung (essen zu 4 war eine Herausforderung) und eine kleine Arbeitsfläche .Küchenuntensilien gab es nur das Notwendigste, musste mir daher von daheim viel (Salatschüssel, Pfannen, Töpfe usw...) mitnehmen. Ein Geschirrspüler gab es in meiner Wohnung leider nicht, also musste man immer mit der Hand abwaschen. Das Bad ist ebenfalls in Ordnung, ein Parkplatz wird kostenlos angeboten.

Ich habe im Sommer mit der Inneren Medizin gestartet. Um 7:40 beginnt die Morgenbesprechung, in der die Röntgenaufnahmen und auch Bildgebungen des Vortages besprochen werden. Danach wird mal eine Kaffeepause eingelegt und dann um 8:40 wird die Visite begonnen. Diese macht man meist mit einem Kader- und/oder Oberarzt. Danach ist man beschäftigt mit Berichten schreiben, evtl. arteriellen BGAs oder anderer Stationsarbeit. Meine ersten Tage und Wochen waren dennoch sehr frustran und verzweifelnd. Der Oberarzt(mein Mentor) fragte mich mehrmals, warum ich mir dieses Spital ausgesucht habe und kein anderes. Der Grund war, dass es ein kleines Spital ist und ich dachte, man wird hier viel lernen und darf in kleineren Spitäler meist mehr machen, als in größeren Häusern. Die erste Woche war wirklich sehr ernüchternd. Mir wurde fast nichts gezeigt oder erklärt. (Dokumentation, Patienteninformationen, Auffindung vom EKG-Gerät usw.), ich war größtenteils komplett auf mich alleine gestellt. Als ich dann meinen anderen Mentor kennengelernt habe, hat dieser gleich gemeint, er ist nicht mehr lange im Haus. Als ich dann einmal eine aBGA stechen musste, konnte mir erst die vierte Pflegekraft sagen, wo sich die Materialien dafür befinden. Vor meiner Ankunft wurde die IMC-Station geschlossen. Die Chirurgie ist Ende Oktober geschlossen worden. Dies hatte enormen Einfluss auf das Patientenaufkommen und vor allem auf das zu uns kommende Patientengut. Generell ist die Struktur und auch die Visite in dem Haus sehr chaotisch, zumindest war sie es bei Beginn des Tertials. Ich wurde überhaupt nicht eingegliedert und eher links liegen gelassen. Auf Fragen zu Therapien von Patienten konnte mir dann auch teilweise vom Assistenzarzt/in keine genaue Antwort gegeben werden. PJ-Unterricht gab es so gut wie nie, obwohl vom Oberarzt anfangs ein Sonographiekurs angepriesen wurde. Als ich dann das erste Mal auf die Notfallaufnahme rotiert bin, wurde mir eine Einführung von 5 Minuten gegeben und dann musste ich von A bis B alles alleine am Patienten machen, obwohl ich überhaupt keine gute Einschulung dafür hatte. Zusätzlich wurde ich von assistenzärztlicher Seite zusammengeputzt, weil ich eine Anamnese von zwei Patienten gemacht habe, während die Assistenzärztin beim Nähen beschäftigt war. Sie hat gemeint ich kann nicht einfach so zu Patienten gehen und eine Anamnese erheben. Es soll ausnahmslos jeder Schritt mit ihr abgesprochen werden. (Diese Vorgehensweise ist für Therapieentscheidungen und Medikamentengabe verständlich und sinnvoll, aber nicht für eine nicht invasive Maßnahme wie eine Anamnese.) Fort und Weiterbildungen gab es von medizinischer Seite nur von Assistenzärzten/innen, die ab und an einen 30-minütigen Vortrag hielten. Die folgenden Wochen waren ebenfalls nicht zufriedenstellend für mich, sodass ich dann PJ wechseln wollte und auch könnte. Ich habe es letztendlich doch nicht gemacht, da ich hier mit guten Kollegen war und ich im Leben die Schweiz (von mehreren Aspekten) nicht so erleben werde, wie jetzt. Ich könnte jetzt noch vieles weitere schreiben, möchte aber folgend nur noch eine Pro- und Kontra Liste präsentieren, sowie ich das PJ hier erlebt habe.

KONTRA:
- kein PJ Unterricht
- schlechte Eingliederung ins Team und ins Computersystem, chaotische Struktur und Kommunikation (zu Beginn, dann leichte Besserung)
- wenig Patientenaufkommen (auch wegen Schließung der IMC und Chirurgie)
- persönliche Forderung hat wenig bzw. fast gar kein Raum
- Konflikte bzw. teilweise unangenehme Stimmung zwischen Unterassistenten und Assistenzärzten
- wenig Freizeit, da mind. 42h pro Woche Arbeitszeit
- viele Schellongs und MMS/UT Tests sind zu erledigen (es ist nicht sinnvoll nur dies im KPJ zu machen, da man dabei wenig lernt)
- man wird hauptsächlich eigentlich als Arbeitskraft und nicht als PJtler/in angesehen
- sehr schroffer Umgangston von der Pflege auf der Notfall

PRO:
- außerordentliches Gehalt als PJ-Student/in: 1200 CHF. (Die Schweiz ist halt eben auch teurer, als andere europäische Länder), mit Picket-Diensten (Wochenenddiensten) sogar ca. max. 1500 Euro netto möglich
- flache Hierarchie man ist mit allen per Du
-man wird von allen gegrüßt (angefangen vom Reinigungspersonal bis zum Oberarzt)
- es gibt Teamaktivitäten wie zB. einen Wandertag mit Lunch-Packet und ein Sommerfest bei diesem man eingeladen wurde
- Rotation auf andere Stationen wie Akutgeriatrie, Notaufnahme, onkologische Sprechstunde möglich
- gutes Restaurant, hingegen ist das Essen teuer, besonders wenn man Fleisch essen möchte (es gibt einen Fleischaufschlag), sodass man ca 15-17 CHF pro Mahlzeit zahlt, wenn man nicht nur Brot (ist gratis) als Beilage haben möchte.
- manche Oberärzte/innen fördern einen ab und zu ( zB. üben vom Ultraschall der Beinvenen) und möchten einem etwas beibringen
- Rotation auf die onkologische Sprechstunde hat mir sehr gut gefallen (Man bespricht den/die Patient/in vor Beginn und lernt viel dazu.)


Fazit: Wer auf der gesamten Bandbreite der Medizin gefördert werden will, ist in diesem Haus definitiv falsch.
Bewerbung
ca. 2 Jahre im Voraus
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Bildgebung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Chirurgische Wundversorgung
Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Briefe schreiben
EKGs
Patienten untersuchen
Punktionen
Braunülen legen
Notaufnahme
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1200
Gebühren in EUR
300

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
4
Unterricht
6
Betreuung
3
Freizeit
3
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.27