PJ-Tertial Psychiatrie in Parkkrankenhaus Leipzig-Suedost (6/2022 bis 10/2022)

Station(en)
4/5, 11
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Positives:
- nettes Team, besonders Psycholog:innen und Pflege sehr entspannt und hilfsbereit
- selbstständige Arbeit und eigenständige Patientenbetreuung nach mehrfach proaktiver Nachfrage möglich
- 1x/Monat Supervision für die ganze Station durch erfahrene tiefenpsychologisch arbeitende Kollegin
- Erlernen von PMR, autogenem Training, Atemtechniken, Durchführung der Psychoedukation Angst und Depression
- Man darf auf allen Stationen einen oder theoretisch auch mehrere Tage hospitieren, am Anfang gibt es dafür einen Übersichtsplan mit Stationen und Ansprechpartner, dies hat immer gut geklappt (Hospitationen auf Zwangsstation, PIA, Notfalleinheit 1GA und Suchtklinik), man kann 7:30 Uhr mit zur EKT gehen
- Es gibt Studientage. Wie genau die geregelt sind und wie viele man bekommt, wird je nach Station sehr unterschiedlich gehandhabt – sollte man (mit Fingerspitzengefühl) aktiv einfordern, ich hatte insgesamt 12 Studientage
- 1-3 mal pro Woche Weiterbildung (Innere, Anästhesie, Chirurgie) - Innere meist Fallbesprechung mit motivierten Ärzt:innen, Chirurgie ist fast immer ausgefallen
- Normalerweise einmal pro Woche psychiatrische Weiterbildung, diese hatte allerdings von Juni bis August "Sommerpause" und hat am Ende nur 3x stattgefunden
- Ich konnte in der Regel pünktlich gehen, oft auch etwas früher (0,5-1 h), manchmal musste ich max. 1h länger bleiben
- Spind und Umkleiden in Arztzimmer, gibt auch welche im Keller, Schlüssel und Computerzugang schnell erhalten, allerdings scheint es auch oft keine Schlüssel zu geben

Negatives:
- kaum bis gar nicht psychiatrische Lehre (z.B. durch die Oberärztinnen während der Visite)
- keinerlei Einarbeitung in Stationsabläufe, v.a. psychiatrische Grundlagen wie Mediverordnung- und abwägung, Psychopathologischer Befund (Gründe, wieso ich dieses Tertial gewählt habe), Abschätzung Suizidalität etc. nur auf vermehrte Rückfrage besprochen, dafür schien nie Zeit zu sein
- Feedback und Veränderungsvorschläge am Ende des Tertials wurden regelrecht abgeschmettert bzw. zerredet - für Lehre gäbe es keine Zeit und Personal
- es gibt keine klar definierte Zuständigkeit bzw. feste To Do's für PJler und man steht irgendwo zwischen Psychiatern, Psychologen und Pflege
- kein fester ärztlicher Ansprechpartner auf Station, meist sind diese zu Einzelgesprächen in ihren Zimmern und eine Kontaktaufnahme ist nur schwer mgl.
- Rotation auf verschiedene Stationen innerhalb des Tertials ist nicht gewünscht. Wenn man hartnäckig danach fragt und es einfach tut, wird es dann aber doch ermöglicht bzw. scheint ok zu sein
- Aufgrund der schlechten Pflege-Besetzung muss man mitunter auch pflegerische Aufgaben übernehmen (1:1-Überwachung nach EKT, Patienten zu apparativen Untersuchungen begleiten, ärztliche Begleitung bei suizidalen/selbstverletzenden Pat. in die ZNA)
- Die Stimmung innerhalb des Kollegiums war angespannt, weil die Arbeitsbedingungen immer schlechter werden und es nicht genug Personal gibt v.a. Pflege, aber auch ärztliche Stellen unbesetzt (danke an Helios)

Man kann im Vorfeld per Mail Wünsche äußern, auf welche Station man möchte, war die längste Zeit auf der Akut/Allgemeinpsychiatrie Station 4/5 mit halb offenem/halb geschütztem Konzept. Die letzten 2 Wochen Hospitationen in Sucht/Akuter Alkoholentwöhnung, Zwang, Ambulanz, Notfalleinheit. Man konnte bei vorheriger Nachfrage jederzeit die Therapien begleiten (Ergo/Kunst, Physio, Musik) und tw. auch selber übernehmen (Psychoedukation, PMR, Sport, Sozialkompetenz, Wochenendplanung, Freizeitangebote). Psychiatrisch-ärztliche eigene Aufgaben muss man sich eher erkämpfen (außer die Visiten-Doku) - nach einiger Zeit und mehrfacher Nachfrage konnte ich dann aber auch selbstständig eigene Patienten übernehmen. Bei gleichzeitiger Einarbeitung mehrerer neuer Assistenzärzte blieb eine lehrreiche Rücksprache oder Besprechung der Pat. jedoch meist aus. Besonders im ersten Monat des Tertials hatte ich oft das Gefühl, sinnlos Zeit abzusitzen und zum Großteil mit nicht-ärztlichen Aufgaben zu füllen, trotz großer Motivation und aktiver Nachfragen. Situationen in der geschlossenen Psychiatrie, welche als nicht schon erfahrener Psychiater teilweise verstörend sind (gewaltsame Selbstverletzung im Gang und das Personal frühstückt seelenruhig), welche während meines Tertials v.a. mit Borderline-Patient:innen mehrfach auftraten, wurden erst nach eigener Thematisierung nochmal nachbesprochen, sowas sollte besonders im psychiatrischen Setting eigentlich Regel und nicht Ausnahme sein?!
Die PJ-Weiterbildungen waren manchmal sehr gute interaktive Seminare und manchmal einschläfernde Frontalvorträge. Außer den Innere-Seminaren am Montag sind sie in den meisten Fällen jedoch ausgefallen. Das ist ärgerlich, weil man von der psychiatrischen Klinik ca. 10 min zum Seminarraum in die Somatik läuft und dann dort nach 15 min Warten feststellt, dass offenbar kein Dozent kommt. Das Mensa-Essen ist meiner Meinung nach teuer und es gibt keine Studi-Vergünstigung (die Salatbar und Suppen sind aushaltbar, nach 12 Uhr ist das Veggie-Essen meist alle).

Das Psychiatrie-Tertial würde ich jederzeit wieder absolvieren, man lernt enorm viel (vorallem auch nicht-medizinisches) über Menschen und auch sich selbst. Der sozialpsychiatrische Aspekt, Menschenkenntnis/Krankheitsvorstellung und ein ganzheitlicher Therapieansatz nehmen viel Platz ein. Da mein Anspruch jedoch auch auf dem Erlernen psychiatrisch-medikamentöser Therapie und Erstellung eines guten Psychopathologischen Befundes mit Differentialdiagnostik lag, würde ich das Parkklinikum für ein Psychiatrie-PJ nicht weiterempfehlen.
Bewerbung
PJ-Portal
Unterricht
1x / Woche
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
420

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.93