PJ-Tertial Kinderchirurgie in Ostschweizer Kinderspital St. Gallen (5/2022 bis 9/2022)

Station(en)
A-Ost, Notfall
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Das OSK (Ostschweizer Kinderspital oder auch gerne KiSpi) ist ein ganz tolles Haus mit sehr netten Leuten. Ich wollte ursprünglich dort hin wegen den guten Bewertungen durch die ehemaligen PJ-ler*innen von der Pädiatrie. Diese schwärmten vor allem vom Notfall. Leider wurde mir dies kurz vor meinem Antritt nicht erlaubt, da der Chef der Kinderchirurgie nicht "seine Unterassistenten" auf dem Notfall sehen will, da man sie ja für den OP braucht. Aber eins nach dem anderen:
Das OSK ist ein Klasse A Haus und dementsprechend sehr breit aufgestellt. Ich war insgesamt 16 Wochen da und die Zeit war sehr lehrreich. In meiner Einführung wurde mir gleich zugesichert, dass ich selber eine der kleinen OPs machen muss (OSME oder Zirkumzision). Es wird ein hohes Maß an Selbstarbeit gewertschätzt, aber es haben in meiner Zeit auch der ein oder andere UA (=Unterassistent*in) herumgehappelt, die von Medizin oder Kollegialität wenig Ahnung hatten. Arbeitet man motiviert und engagiert, wird das stets bemerkt und man darf im Verlauf immer mehr machen.

Tagesablauf: Grundsätzlich geht der Tag um 7:15 los (man kann aber auch erst zum Rapport kommen, startet um 7:35), man liest sich in sein*e Patient*innen ein und schaut, ob man für OPs eingetragen ist ( wenn man beim 1. Punkt assistiert, muss man um 8 Uhr im OP stehen). Dann ist von 7:35-7:45 eine kurze und schnelle Kinderchirurgische Besprechung, OPs vom Vortag/Nacht, sowie schwierige Patient*innen werden kurz im Team besprochen. Danach beginnt der gesamte Morgenrapport für das Haus. Hier sind dann alle Ärzt*innen dabei und es werden die angemeldeten Röntgenbilder besprochen, der Notfall präsentiert die Patient*innen oder die Station, je nach dem wer die Patient*innen angemeldet hat. Danach werden die Eintritte ins Haus kurz vorgestellt. 2x die Woche i.d.R. gibt es ein Quickdrink (Pseudo-Journal Club, einmal durch AA und einmal durch OA), die Qualität war in meiner Zeit wirklich unter aller Sau und es gab kaum eine lebhafte Diskussion. Dienstags gibt es nach dem Rapport noch ein AA-Teaching, das ist je nach Vortragenden mega lehrreich und spannend (Kardio, Endo, Nephro, Gastro TOP!!!). Dienstags ist auch gleichzeitig Onko-Board, das kann man bei unguten Teachern besuchen. Ist kein Teaching und keine OA/CA-Visite (Mo&Fr), bespricht man nach dem Rapport mit dem OA die Patient*innen der Station, da muss man auch seine Patient*innen vostellen, am besten nach AKINEV-Schema. Hier kommen oftmals Rückfragen, vor allem bezogen auf das Procedere also gut mitdenken und sich was überlegen! Danach ist ab 8:30 Visite, hier muss man der Pflege seine Patient*innen vorstellen. Diese sollte gegen spätestens 10 fertig sein, kann aber auch mal länger dauern. Dann muss man die Entlassungen und Aufnahmen abarbeiten. Wir haben es fast zu 80-90% geschafft, gemeinsam Essen zu gehen. Ab 13 Uhr, wenn man diktiert hat und Eintritte&Austritte erledigt sind, kann es einem langweilig werden. Gehen darf man aber leider fast nie. Denn es gibt Sprechstunden, fast jeden Tag und oft auch gute. Diese kann man dann besuchen. In der Kardio kann man z.B. fragen, ob man selber ein wenig schallen darf und oft kann man. In der Gyn kann man auch untersuchen - sehr lehrreich und nicht selbstverständlich. Um 16:15 ist dann der Nachmittagsrapport, welcher zwischen 15min und einer Stunde dauern kann, danach ist mittwochs noch ein AA-Teaching. Hier kann es auch mal sein, dass ein OA die UA ausfragt, immer lehrreich und nie böswillig. Vor allem Dr. P.H. und Dr. V. RvR. sind super Teacher!!!! Danach ist Feierabend, außer man will noch diktieren oder hat Patient*innenfälle durch die CA-Sprechstunde offen und will diese erledigen.

OP: Das OP Team ist sehr herzig und allesamt total nett. Ganz selten gibt es im Haus jemand unangenehmen. Ich hab mich persönlich mit jedem sehr gut verstanden. Wenn man lange da ist und lieb ist zum OP-Reiningungsteam, so kann man sich auch seine OP-Schuhe mit tollen Muster bemalen lassen (Olaf, Aladdin, Dalmatiner, rosa roter Panther usw.), natürlich nur wenn man später im Leben viel im Kinder-OP stehen mag. Im OP wird aber auch von einem viel erwartet bzgl. Sterilität und Handling der Instrumente. Wenn die Operateure wahrnehmen, dass man gut ist, so kann man regelmässig per Einzelstichnähten zu nähen. Ich musste im Verlauf auch Subkutan und Intrakutan nähen, also auf jeden Fall das Lernen! Sonst ist es oftmals Haken halten, aber mann z.B. in-situ auch wühlen bei Dünndarmatresien usw. wenn es was spannendes zu tasten gibt, dann einfach fragen! Zum Schluss durfte ich dann auch selber alle Schritte einer Zirkumzision durchführen. Das war eine Erfahrung, die ich ungern missen würde.

Pikett: Man hat je nach Woche 2-3x, aber ca. 10x im Monat Pikett. Allgemein sollten immer max. 3 UAs auf der KInderchirurgie sein, unter denen werden diese Dienste (=Rufbereitschaft) aufgeteilt. Man muss bei Anruf in 20-30min im OP stehen, außer Sie sagen das man zur Uhrzeit XX antanzen soll. Ehrlich kommt es oft vor, dass man reingerufen wird. Es gab vereinzelt Tage, da war ich länger als Mitternacht im Haus, dann hat man 8h Ruheanspruch. Am Wochenende ist es so geregelt, dass man Freitags frei hat (theoretisch in den Nachmittagsrapport um 16 Uhr kommen soll, macht bloß keiner) und ab 16 Uhr erreichbar sein muss bis Montag 7 Uhr. Dann bekommt man 2 Kompensationstage, welche man sich für Montag und Dienstag, aber auch für 2 andere Wochentage einsparen kann.

CA-Sprechstunde: Die CA-Sprechstunde ist leider sehr mühsam. Hier landen die komplizierten, schweren und seltenen Fälle, aber auch Patient*innen durch interne Fehler oder eben privatversicherte mit Bagatell-Geschichten. Diese muss man vorbereiten, untersuchen, wiegen, Körpergrösse bestimmen, den Chef 10x anrufen, dass er doch bitte kommen soll und dann auch die Berichte schreiben. Leider war er selten zufrieden mit unseren Berichten und wir konnten es ihm leider auch nie Recht machen. Es ist einfach sehr mühsam, aber oft sagt er schlaue Sachen und man sieht spannendes.

Notfall: Ich habe durch einen Tausch auch 2 Wochen auf dem Notfall verbracht und das war absolut lehrreich und sinnvoll. Ich wünschte ich hätte da Monate verbringen dürfen, aber leider kam es nie dazu. Es gibt insgesamt 3 Arten von DIenste die UAs machen dürfen (Früh 7:30-16:00, Spät: 16:00-23:00 und am Wochenende ggf. den Mitteldienst: 11-21Uhr). Notfall ist halt Notfall, man sieht viel, es kann stressig sein, manche Eltern sind schwierig, manche Kinder brauchen viel Zeit. In meiner Zeit habe ich eine ED Zöliakie, Colitis ulcerosa, 2 Neuroborrelien, ein Erythema exsudativum multiforme, 100te Frakturen, ein paar HWIs&Pyelos, viele SHT gesehen. Die gesamte Bandbreite der Medizin kann da aufschlagen und es ist mega cool, das Team von Pflege bis leitenden OA ist super lieb, man wird mega geschätzt und man kann auch hier nähen, gipsen, kleben und wahrscheinlich vieles mehr, wenn man länger da ist. Es gab auch immer wieder eine LP zu machen, leider kam ich selber nie in den Genuss.

Teaching: I.d.R. 2-3x pro Woche, Niveau von bis, wie überall wahrscheinlich, selten was praktisches, viel Theorie, oft kann man seine Interessensgebiete sich wünschen in den jeweiligen Fächern (die haben immer 100 vorbereitete Präsis) oder manch einer ist didaktisch so gut, die erzählen einem einfach frei alles. Es besteht Anwesenheitspflicht und das Haus hat einen Lehrauftrag gegenüber uns, so dass wir das auch in Anspruch nehmen dürfen (Ausnahme natürlich OPs oder Chaos auf dem Notfall).

Wohnheim: Wenn man wie ich von ausserhalb kommt, dann kann man für knapp 370 CHF eine Wohnung bekommen, diese ist in ca. 7 Minuten Gehweite lokalisiert und das Zimmer mit einem Bett, 1-2 Kleiderschränken, einem Nachttisch und einem Schreibtisch ausgestattet. Insgesamt wohnen in einer Wohnung max. 4 Leute drin, bei uns waren es zu keinem Zeitpunkt mehr als 3. Die Küche, Bad und WC (getrennt) waren alle relativ altmodisch, aber haben mehr als genug gereicht. Es ist alles in akzeptablem Zustand. Es gibt einen riesen Garten, da kann man Sport machen, sich vor 18 Uhr sonnen (danach ist es nur noch Schatten im SOmmer zumindest), mit Leuten Spikeball spielen oder mit dem Football werfen. Es gibt auch eine Grillstelle, wir haben 2x gegrillt und es war mega. Sonst hatte ich das Glück, dass ich ein paar coole Leute hatte, die gleichzeitig da waren und auch außerhalb der Arbeit Zeit verbringen wollten. Im Keller gibt es eine Waschküche mit 2 Waschmaschinen, die gratis sind, nur Waschmittel/-pulver muss man mitbringen. Klopapier, Putzzeug kann man bei der Leiterin der Hotellerie abholen nach Bestellung. Bettwäsche wird gestellt und kann man zu den Öffnungzeiten der Wäscherei immer wechseln. Handtücher selber mitbringen. Die Küche hat Geschirr und Töpfe/Pfannen und Co. da. Leider fehlen Backformen, Waagen und anderes Werkzeug.

Zur Stadt St. Gallen: St. Gallen liegt in der Ostschweiz und man ist relativ schnell in Städten wie Zürich, Bregenz oder Konstanz (45min-1.5h). St. Gallen hat eine süße kleine Innenstadt/Stadtkern, freitags ist immer ein Markt in der Früh und sonst ist es ehrlich gesagt, ähnlich wie andere mittelgroße Schweizer-Städte. Die 3 Weiern sind im Sommer natürlich super für einen Sprung ins Wasser. Aber ich hatte oft keine Energie mehr da hoch zu latschen nach fast 10h oder länger auf der Arbeit. Sportlich gibt es Beachvolley- und Basketballplätze, eine Boulderhalle und mehrere Fitnessstudio, man braucht nur die Leute dafür. Bei uns gab es Whatsapp Gruppen für die UAs vom Kispi und auch welche mit dem Kantonspital, so waren wir auch mals 20er Gruppe Abends im Gustav Gleis, eine nette Outdoor-Bar, die leider immer viel zu früh schliesst. Wenn man nicht Schweizer*in ist und länger als 2 Monate dableibt lohnt isch oftmals ein Halbtax. Oft gibt es 2 Monats-Abo-Aktionen und damit kann man dann an tolle Sehenswürdigkeiten pendeln. Der Besuch auf den Äscher (leichte-mittlere Wanderung) ist ein MUSS. Hohe Kasten oder Säntis ist dann wieder für Fortgeschrittene. Der Walensee, Zürichsee oder der Vierwaldstättersee sind natürlich alles ganz tolle und schnell-ereichbare Sehenswürdigkeiten.

Finanziell: Man bekommt 1300 CHF als Lohn. Die Pikettdienste werden leider sehr unfreundlich mit 2 CHF/Stunde bezahlt. Grundsätzlich finde ich es fair und viel besser als in D oder Ö. Natürlich sind die Lebenshaltungskosten höher, aber man kommt meiner Meinung nach sehr gut über die Runden.

Pros:
- Das Team im Haus, egal auf welcher Abteilung, Pflege, MTAs, Reinigung usw. ist alles TOP. Ich habe mich mit fast jedem (1% spezielle Charaktere) sehr gut verstanden. Und für eine chirurgische Abteilung waren das die nettesten OAs, die ich in meinem Leben getroffen habe (ich habe viele von Ihnen zum Abschied umarmt, so gut hab ich mich mit denen verstanden).
- Obwohl ich Chrirugie seit Jahren ausgeschlossen habe aufgrund diverser Erfahrungen, hatte ich hier das erste Mal wieder das Gefühl, dass ich es machen würde (p.s. danach war ich auf dem Notfall und danach war für mich die Pädiatrie wieder Spitzenreiter).
- Gute und grösstenteils faire Bezahlung
- Viel Engagement der Ärzte bzgl. Teaching
- Wird viel Verantwortung in die Hände gegeben, wenn man sich richtig anstellt, hohes Maß an Vertrauen (Drainagezug ohne Aufsicht usw.).
- Wenn im Wohnheim die richtigen Wohnen, dann hat man einfach a guade Zeit.
- Man ist schnell an tollen Städten, Seen und Bergen
- Eigener PC-Zugang mit allen Erlaubnissen, die Ärzte*innen auch haben (KISIM heißt das Programm, sehr intuitiv für mich zumindest).
- Ich bin wirklich jeden Tag gerne in diesen Laden gelaufen und mich das ein oder andere Mal vor Lachen fast eingenässt
- Tolles Personalfest (Sommer) und im Winter durch Hören/Sagen tolles Weihnachtsfest
- Persönlich gab es für mich einen OA der wirklich sensationell gut war Dr. P.H. von den Kinderchirurgen, hier kann man einfach immens viel lernen und sich selber unglaublich weiterbilden, nicht nur chirurgisch, auch pädiatrisch haut er immer wieder Sachen raus und menschlich auch ein ganz beeindruckender Herr.
Con:
- Lange Arbeitszeiten mit relativ grossem Intervall ohne jeglichem Nutzen
- CA sehr spezieller Charakter, man kann ihm nix recht machen, er ist selten da und stänkert viel und macht manchmal medizinisch fragwürdige Sachen, aber trotzdem habe ich doch ein paar Sachen von ihm gelernt.
- Wenig praktisches Teaching
- Kein strukturiertes Programm, was man am Ende seiner Zeit wirklich können muss.
Bewerbung
Ich habe mich initial 2 Jahre vorher beworben.
Beginn in der Regel mit Monatsbeginn und Ende mit Monatsende, es wurde für mich nach längerer Konversation eine Ausnahme gemacht.
Frau Antje Wilde oder einfach Human Resources schreiben.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Nahtkurs
Bildgebung
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Poliklinik
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Eigene Patienten betreuen
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Untersuchungen anmelden
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Gipsanlage
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
~1300 CHF
Gebühren in EUR
450 CHF

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27