PJ-Tertial Urologie in Klinikum Oldenburg (5/2022 bis 9/2022)

Station(en)
242
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Tja, was soll ich sagen. Ich habe mein Herz voll und ganz an die Urologie als Fach und die Menschen in dieser Abteilung verloren.
Insofern folgt hier ein nicht ganz unvoreingenommener PJ-Bericht:

Der erste Tag verlief etwas holprig. Mehr als einen E-Mail-Kontakt mit der PJ-Beauftragten des Hauses gab es an Einführung nämlich nicht, sodass ich mich um 7:30 Uhr in der Frühbesprechung wiederfand. Anschließend Kleidung organisieren, Schlüsselkarte freischalten, Schlüssel besorgen, Zugangsdaten freischalten, Telefon... Solche Tage kennt von uns wohl jede*r. Da ich das Haus schon kannte war dies glücklicherweise kein großes Problem. Für Außenstehende kann die Orientierung durchaus schon mal zum Problem werden.

Nach der Besprechung ging es dann mit den Assistent*innen oder bei Privatpatient*innen mit dem Chefarzt auf Visite, in den meisten Fällen war man allerspätestens nach 1,5h durch. Hier wurden insbesondere Sono-Fertigkeiten (Nieren, Blase, Lymphozele etc.) gefordert. Zwischendrin Fragen stellen und mit untersuchen ist mehr als erwünscht.

In der Regel wurde man für Operationen als zweite Assistenz verplant, zumindest habe ich sehr viel Zeit im OP verbracht. Haken halten bei Prostatektomien gehörte somit leider dazu, allerdings durfte ich später auch Zirkumzisionen und inguinale Orchiektomien unter Anleitung selbstständig operieren. Bei einigen Prostatektomien wurde ich auch als erste Assistenz eingeteilt. Dies war zwar meist aus der Personal-Not geboren, allerdings wurde mir damit auch viel zugetraut. Insgesamt war es ein guter Mix aus Geben und Nehmen. In der Uro-Diagnostik (Endo) gehörten Ureterhautfistel-Wechsel, DJ-Wechsel/-Einlagen zu den Eingriffen die man supervidiert durchführen konnte.

Wenn man nicht gerade seine Zeit im OP verbracht hat, konnte man sich seinen Tag relativ frei einteilen:
In der Notaufnahme Patient*innen aufnehmen, Katheter legen, manuelle Blasenspülung durchführen - all dies war, sofern man sich in dem was man tat sicher war, selbstständig möglich.
Dienstags bis Donnerstags finden verschiedene Sprechstunden statt: Kindersprechstunde, Kontinenzsprechstunde und allgemeine urologische Sprechstunde sind durchaus einen Besuch wert.
Zudem kann man den*die Assistent*in bei den elektiven Aufnahmen unterstützen, hierbei kommt man auch mal dazu einen transrektalen Ultraschall selbst durchzuführen.

Zwischen 11:30 Uhr und 14:00 Uhr sind wir immer Mittagessen gegangen; die einen früher, die anderen später, je nachdem was so anstand. Dass alle gemeinsam am Tisch saßen war aber doch eher eine Seltenheit. Wer es aufgrund von OPs nicht rechtzeitig zum Essen schafft, kann sich telefonisch was bestellen!
Gegen 15:00 Uhr stand dann die Nachmittagsbesprechung an. Hier wurden dann elektive und notfallmäßige Aufnahmen, Röntgenbilder und neu eingetroffene histologische Befunde besprochen. Anschließend konnte man meist Feierabend machen. Wer den Assistent*innen Arbeit abnehmen wollte, hat noch schnell die post-OP Blutentnahmen gemacht.

Auch wenn ich vier Monate ganz eindeutig eine rosarote Brille aufhatte, gab es durchaus einige Punkte die mich gestört haben:
- Ausstattung der Station: Vergleichsweise alte Räumlichkeiten, nur ein Mülleimer im Vierbett-Zimmer, fehlendes Sprühdesinfektionsmittel, schlecht aufgefüllte Pflegeschränke und kein festes Viggo-/Blutentnahme-Tablett haben mich den ein oder anderen Nerv und vor allem wahnsinnig viel Zeit gekostet.
- Kontakt zur Pflege: Durch häufig wechselndes Personal aus dem Springerpool und nur einem kleinen Kern-Team ist der Kontakt zur Pflege nicht sonderlich eng. Die Pflegenden hatten keine Zeit mit auf Visite zu gehen, sodass die Kommunikation fast ausschließlich über Anordnungen am PC funktionierte. Kein Wunder, dass es dann zu Missverständnissen kommt. Zwischenzeitlich hatte ich sogar das Gefühl, dass es mehr ein Gegeneinander als ein Miteinander ist.
- Materialien im Krankenhaus: Leider musste man mit gefühlt sehr billigen Viggos und gemeingefährlichen Butterflys (ohne Sicherung!) arbeiten.
- Wenig Teaching: Die Assistent*innen hatten unterm Strich eher wenig Interesse an Teaching. Auch oberärztlich wurde ich nur selten ausgefragt, sodass ich keine Möglichkeit einer M3-Simulation hatte.

Abschließend weitere positive Aspekte, die bisher nicht genug Platz gefunden haben:
- Essen: Die Klinik-Mensa ist mehr als solide. Für 6€ kann man sich mittags mit leckerem Essen (und gutem vegetarischen Angebot) den Bauch vollschlagen.
- (das wichtigste!) Team: Das Team der Assistent*innen ist einfach *chefs kiss*! Auch wenn es mal stressig wird ist die Stimmung super. Das Ansehen der PJler*innen ist hoch und es sind dir alle dankbar für deine Mitarbeit. Operativ und handwerklich wird einem bei entsprechendem Engagement viel ermöglicht und beigebracht. Ich habe hier meine Abneigung vor dem Briefe diktieren überwunden und glaube viel Wertvolles für die spätere Stationsarbeit mitgenommen zu haben.
Man gehört einfach dazu.

Fazit:
Das PJ-Tertial in der Urologie hat mir mehr Sicherheit in der klinischen Entscheidungsfindung sowie der Stationsarbeit gegeben. Ich fühle mich in meiner Fach-Wahl bestärkt und trotz des ein oder anderen Nachteils hoffe ich nach Abschluss des Studiums wieder gemeinsam mit diesem Team arbeiten zu können.
Bewerbung
PJ-Portal
Unterricht
1x / Woche
Tätigkeiten
Chirurgische Wundversorgung
Punktionen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Gehalt in EUR
400
Gebühren in EUR
-

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.13