PJ-Tertial Neurologie in Benedictus Krankenhaus Tutzing (4/2022 bis 6/2022)

Station(en)
Normalstation, Stroke-Uni, Neurologische Reha (v.a. Phase B)
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Insgesamt hat mir der PJ-Abschnitt sehr gut gefallen. Die Ärzte sind auffallend freundlich, man wird gut aufgenommen und integriert. Es steht im Vordergrund, dass man etwas lernt und Erfahrungen sammelt. Viele Assistenzärzte haben selber vorher dort ihr PJ gemacht.

Feldafing:
Der Abschnitt ist zweigeteilt. In der neurologischen Reha in Feldafing war ich auf der Phase-B-Station. Dort sind die kränkeren Patienten. Neurologisch sind die Patienten eigentlich ausdiagnostiziert. Manchmal verschlechtern sich die Patienten aber und die Vigilanz nimmt z.B. ab, dann wird nach der Ursache geforscht. In der Regel haben die Patienten zusätzlich nicht-neurologische Probleme oder entwickeln sie während des Aufenthaltes (HWI, Aspirationspneumonie,...). So lernt man hier auch viel über allgemeines und internistisches Management schwerkranker Patienten, gerade wenn man eigene Patienten hat. Die eigenen Patienten soll man quasi als Assistenzarzt betreuen. Man nimmt sie auf, stellt sie in der Nachmittagsbesprechnung vor, geht die Visite (Vormittags mit Assistenzarzt, die Nachmittagsvisite - wo meist eh nicht viel ist - auch alleine), meldet Labore an, telefoniert mit Angehörigen oder den Betreuern und schreibt den Brief. Dabei bekommt man Hilfe von den Assistenzärzten (und auch von den Oberärzten) und kann jederzeit Fragen stellen. Für mich waren die Phase-B-Patienten am Anfang etwas fordernd, allein organisatorisch an was ich alles denken musste. Das wurde mit der Zeit besser und ich konnte eben auch immer nachfragen, wenn ich Hilfe benötigt habe. Insgesamt hat mir diese Möglichkeit gut gefallen, das kannte ich vorher nicht. Ich konnte so viel Lernen und das ist auch das Ziel, weshalb man eigene Patienten bekommt.

Ansonsten geht man auf der Visite mit, in der Chefarzt-Visite werden manchmal Fragen gestellt, geht zu den Besprechungen mit, legt Zugänge oder nimmt Blut ab (vereinzelt bzw. mehr nur wenn ich wollte) oder erledigt kleinere Tätigkeiten für die Ärzte. Je nach Zeit und Laune gibt es manchmal kleinere Teachingeinheiten zwischendurch. An einem Tag bin ich mit den Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Logopäden mitgegangen (straff durchgeplant wann mit wem), damit ich auch einen Einblick in deren Arbeit bekomme. Auch gut!

Tutzing:
In Tutzing ist die Akutneurologie. Die Aufgaben als PJler sind hier Ähnliche wie in Feldafing. Eigene Patienten hatte ich in Tutzing allerdings weniger. Das eignet sich in Feldafing meiner Einschätzung nach einfach besser mit den Patienten die mehrere Wochen bleiben und die relativ konstant sind. Grundsätzlich ist das aber auch in Tutzing möglich. Die Krankheitsbilder sind hier bunt gemischt und jede Woche andere. Die Diagnostik und Untersuchung ist hier "spannender" als in Feldafing, da eben noch nicht klar ist, was die Patienten genau haben. Viele Patienten kommen über die Notaufnahme, da kann man dann auch mit. Rein neurologisch habe ich deshalb in Tutzing vermutlich mehr gelernt. Da es eigentlich keine geplanten Aufnahmen gibt, kam es auch vor, dass in einer Woche recht wenig Patienten da sind, in der nächsten Woche dafür umso mehr. Manchmal war es dann gemütlich, ich habe dann am Ende wenn Zeit war mit meiner Co-PJlerin Carotis-Sono geübt, was auch praktisch war. Es gibt also in jedem Fall Möglichkeiten, sich die Tage lehrreich zu gestalten.

Leider wird (wie allerdings in vielen Krankenhäusern) viel mit Papier gearbeitet. So läuft z.B. in Feldafing die Anforderungen an die logopädische Diagnostik (FEES) über Papier. Auch zur Visite gibt es keinen Laptop, sodass die Labore teilweise ausgedruckt mitgenommen werden. Auch das Computerprogramm (ORBIS) fand ich manchmal nicht intuitiv und habe z.B. eine Zeit gebraucht bis ich gecheckt habe, wie ich bei einem Patienten einen weiteren niedergelassenen Arzt oder einen Angehörigen eintragen kann...

Etwas schade fand ich, dass Patienten in ein anderes Haus verlegt werden müssen, wenn sie sich verschlechtern oder etwas im Vordergrund liegt, wo es in Tutzing keine Abteilung für gibt (Neurochirurgie, Gerontopsychiatrie). Oder dass z.B. bei einer neu diagnostizierten MS keine Schubprophylaxe gemacht werden kann, weil dies nur an zertifizierten Zentren übernommen wird. Dies ist wohl ein allgemeiner Nachteil kleiner Häuser.

Arbeitszeiten:
in Feldafing ist die Morgenbesprechung um 8:30, man kommt gegen 8:00
in Tutzing startet der Tag mit der Morgenbesprechung um 7:45; Feierabend ist etwas variabel je nachdem was zu tun ist, in der Regel gegen 16:00, manchmal früher. Manchmal auch später aber das ist dann freiwillig, wenn noch etwas Spannendes ist.

PJ-Unterricht:
einmal pro Woche eine Stunde in Tutzing beim dortigen leitenden Oberarzt
Die Wochen, in denen man Dienst in Feldafing hat fährt man zum PJ-Unterricht nach Tutzing (Fahrrad oder Bus, geht beides) und kann nach dem Unterricht (14:30) auch Heim fahren.
Im Unterricht werden an das dritte Staatsexamen angelehnt Fälle besprochen, man stellt dann den Fall vor und geht nacheinander die Fragen durch. Dabei wird auch etwas über den Tellerrand hinaus gefragt. In meiner Zeit waren wir zwei Studenten im PJ-Unterricht (wenn es nur einen PJler gibt ist man aber auch mal alleine). Wissenslücken werden zuverlässig aufgedeckt, die Atmosphäre ist aber trotzdem angenehm. Er versucht einem wirklich was beizubringen, legt Wert auf das Denken in Syndromen, man kann Lernen strukturiert zu denken und ich denke es bringt deutschen Studenten auch etwas für die Herangehensweise im mündlichen Examen.
Ansonsten gibt es noch Abteilungsinterne Fortbildungen (in Feldafing im Anschluss an die Besprechung).

Fazit:
Insgesamt empfehle ich das PJ mit gutem Gewissen weiter. Der große Pluspunkt ist, dass das Team freundlich ist und im Vordergrund steht, dass man als PJler etwas lernt. Der Umgang ist kollegial und freundlich und auch wenn ich etwas nicht so gut gemacht habe oder nicht wusste, war das okay. Ich wurde gut aufgenommen, z.B. war gleich in der ersten Woche ein Assistenzärztetreffen am Abend in München zu dem ich eingeladen wurde.
Die Hälfte derZeit war ich in der neurologischen Reha. Da lernt man zwar weniger (aber trotzdem auch!) Neuro im eigentlichen Sinne. Dafür lernt man auch viel Internistisches und das allgemeine Management schwerkranker Patienten und Organisatorisches - insbesondere durch die Möglichkeit eigene Patienten zu übernehmen. Deshalb hat diese Zweiteilung für mich gut gepasst.
Bewerbung
Ãœber die Personalabteilung und das Chefarztsekretariat, ca. 10 Monate vorher
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Braunülen legen
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Untersuchungen anmelden
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
650

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1