PJ-Tertial Thoraxchirurgie in Groote Schuur Hospital (5/2022 bis 7/2022)

Station(en)
Department of Cardiothoracics
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich bin mit der Einstellung nach Südafrika gekommen, dass ich entweder richtig spannende Fälle sehe und viel lerne, oder (falls dies nicht der Fall ist) meine Freizeit in Kapstadt in vollen Zügen genieße. Es wurde Letzteres.

Ich war mit 7 anderen Studenten im Department of Cardiothoracics, was eine viel zu große Gruppe verglichen mit dem Arbeitsaufwand auf Station war. Am Anfang der Woche teilen sich die Studenten selbst in entweder Cardiac oder Thoracics ein. Da aber einige Studierenden schon länger da waren als andere, war die Aufteilung nicht immer ideal. Jeder Tag beginnt um 7:30 mit der Visite auf Intensivstation. Die Assistenzärzte stellen die Patienten vor und man steht in einer Menschenmenge daneben.
Cardiac: Hier gibt es jeden Tag (bis auf Donnerstag) Operationen, meistens 2-3/Tag. Da es aber deutlich mehr Studenten gibt muss man sich einteilen. Oft ist unklar, wann die OPs genau beginnen und es kann sein, dass man den ganzen Mittag wartet und am Ende durch nachfragen erfährt, dass die OP heute doch nicht stattfindet. Wenn man dann aber das Glück hat im OP assistieren zu dürfen, kann man Haken halten oder auch mal nähen - je nachdem wie gut man sich anstellt.
Thoracics: Hier wird Donnerstags operiert. Die restlichen Tage steht eigentlich nur die Visite an. Man folgt dem Arzt von Patient zu Patient und notiert sich die anfallenden Aufgaben. Das sind meistens Blutentnahmen oder Braunülen legen, Röntgen anmelden oder Drainagen ziehen.

Die Ärzte sind alle extrem nett und die Hierarchien sehr flach. Allerdings findet in Südafrika alles in einem deutlich langsameren Tempo statt, als in Deutschland und man verbringt nachdem man seine Aufgaben erledigt hat (oftmals sogar nur 5 Blutentnahmen bei 5 Studenten) viel Zeit mit warten oder Frühstücken (Jean's Coffee ist sehr zu empfehlen!). Die Ärzte haben kaum Teaching gemacht und alles zum Stationsablauf/Aufgaben hat man von anderen Studenten gelernt, die es wiederum von ihren Vorgängern gelernt hatten. Dazu kam noch, dass es mehr Studenten als Zugangskarten, um die Türen zwischen Station und Arztzimmer zu öffnen, gab. Immer jemanden zu fragen, ob er ihm die Tür öffnen kann ist auf Dauer sehr nervig. Außerdem hat man auch keinen Zugang zu den Umkleidekabinen für den OP.
Als ich also leider feststellen musste, dass ich hier viel rumsitzen werde und wenig lernen werde und alles überhaupt garnicht meinen Erwartungen entsprochen hat, habe ich beschlossen lieber meine Zeit in Afrika zu genießen und bin nicht mehr ins Krankenhaus gegangen. Rumsitzen und Blut abnehmen werde ich in den anderen Tertialen wahrscheinlich noch genug. Und diese Entscheidung bereue ich nicht :)

Wohnen: Ich habe in einem Airbnb in Observatory gelebt. Von dort aus konnte ich entspannt zum Krankenhaus laufen und die Gegend bietet einige schöne Kaffees und Thriftshops.

Sicherheit: In den ersten Tagen muss man sich an den ganzen Trubel der statt und v.a. die Minibusse gewöhnen. Mit jedem Tag habe ich mich allerdings sicherer gefühlt. Es empfiehlt sich ein Mietauto, vor allem wenn man Ausflüge machen will. Ansonsten einfach mit Uber fahren, da habe ich nur gute Erfahrungen gemacht.

Organisation:
- wenn man nur zwei Monate bleibt reicht ein Touristenvisum aus
- habe die für Studenten kostenlose Krankenversicherung des Marburger Bundes genommen

Tipps:
- eigentlich muss man nur sein Handy mitnehmen, weil man überall mit Apple Pay zahlen kann (das sollte dann aber nicht geklaut werden)-
- Kasacks und Stauschlauch aus Deutschland mitnehmen
- über die App "Satellite" kann man über Festnetz kostenlos (100 Freiminuten) nach Deutschland anrufen, man muss sich allerdings vorher über Brief verifizieren
- Powerbank für Loadshedding (in meinem Airbnb gab es zum Glück einen Generator)
- Fernglas falls man auf Safari geht
- Stirnlampen für Sunrise/Sunset Hikes
- unbedingt zum Table at the Meye in Stellenbosch!!!

Trotz der enttäuschenden Erfahrungen im Krankenhaus war mein Tertial in Kapstadt überragend. Es ist eine unfassbar vielseitige Stadt und es gibt so viel zu erleben und entdecken. Außerdem habe ich sehr viele tolle Leute kennengelernt.
Falls ihr richtig Lust auf Arbeit und Lernen in Kapstadt habt, geht in die Notaufnahme des Mitchel Plain Hospitals. Hier arbeitet ihr sehr viel (ca. 14h/d) aber ihr arbeitet selbstständig und dürft extrem viele Sachen selbst machen (z.B. Thoraxdrainage, alles mögliche Nähen, Liquorpunktion) und seht auch viele Krankheitsbilder.
Bewerbung
Habe mich ca. 2 Jahre im Voraus beworben. Habe eine Mail an Thandie Davids geschrieben und alles hat problemlos geklappt.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Untersuchungen anmelden
EKGs
Braunülen legen
Botengänge (Nichtärztl.)
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
1700 für zwei Monate

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
4
Unterricht
6
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.2