PJ-Tertial Innere in Klinikum Worms (3/2022 bis 6/2022)

Station(en)
Kardiologie, Gastroenterologie, internistische Notaufnahme
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Mainz
Kommentar
Ich habe mein Innere Tertial in Worms absolviert und war in der Kardiologie, Gastroenterologie/Endokrinologie und in der Notaufnahme eingesetzt. Da ich nicht in Worms geprüft werde, sind meine Eindrücke so wie ich es erlebt habe.

Mein gesamtes Studium habe ich mich auf die Kardiologiezeit im PJ gefreut. An meinem ersten Tag sollte ich einen Umschlag am Klinikeingang abholen, darin waren mein Namensschild, Schlüssel u.ä. drin. Ich kam 20 min vor Dienstbeginn und sollte in die PJ Umkleide. Leider konnte mir niemand sagen, wo sie ist. Die Klinik besteht aus einem großen in die Länge gezogenem Gebäude und der PJ Umkleideraum ist in einem Anbau (An der Endoskopie abbiegen und den langen Gang nach hinten gehen, dann im 1. Stock ganz am Ende des Flurs). Ich fand den Raum nur, weil ich die PJ Studentensprecherin erreicht habe. Im Endeffekt kam ich 25 min zu spät. Allgemein hat man einen zweitürigen Spind im sehr abgelegenen Raum (bitte den Fussweg hin und zurück zur Station mitberechnen. Es sind mindestens 15 min), ein eigenes Telefon, 5x mit Namen bedruckten Sets an Kleidung (Polo, Hose, Kittel), kostenlosen Parkplatz im Parkhaus und bekommt kostenlos Frühstück und Mittagessen. Auch am Wochenende.

Ich habe an meinem letzten Tag in der Klinik von der ltd. OÄ mitbekommen, dass ich in der Kardiologie eigentlich einen festen Betreuer haben sollte. Das war bei mir leider gar nicht so. Da die Ärzte jede Woche auf meiner Station rotierten, hatte ich keinen festen Ansprechpartner. Es war sogar eine Woche, wo dreimal Ärzte gewechselt sind und eine Woche, wo es zweimal der Fall war. Ich fand es ziemlich mühselig sich ständig vorstellen zu müssen und das Gefühl vermittelt zu bekommen, man muss sich erst beweisen um etwas tun zu dürfen. Das zog sich durch die komplette PJ Zeit in der Kardio. Man wurde nur solange beachtet, wie die Lasixgaben, Braunülen und liegen gebliebene BE zu tun waren (es gibt grundsätzlich einen Blutentnahmedienst und man übernimmt die o.g. Tätigkeiten im Tagesverlauf oder wenn die Patienten morgens nicht da waren). Gerne auch für mehrere Stationen. Ansonsten braucht euch im Alltag niemand. Im Prinzip wenn man kein Interesse zeigt wäre es darauf hinausgelaufen, dass man einfach dasitzt und nichts tut. Mit meiner ganzen Begeisterung für das Fach fand ich das unendlich schade. Auch wenn man sehr engagiert ist und den Assistenten die besagten zeitraubenden Tätigkeiten abnimmt, kam sehr häufig an Betreuung nichts zurück. Ich hatte tageweise jemanden, der mir meine Fragen ausführlicher beantwortete, das waren richtig tolle Lichtblicke.
Für jede Sache, die ihr lernen wollt, muss man richtig, teilweise penetrant, kämpfen, täglich. Das habe ich getan und durfte im Endeffekt einige Sachen sehen, assistieren oder selbst ausprobieren. Hört genau hin, wo was stattfindet, sagt klar und deutlich, dass ihr das sehen/machen wollt. Erwartet nicht, dass euch jemand von allein etwas erzählt, ihr müsst konkret, manchmal mehrmals, fragen. Dann wird auch geantwortet. Mal sehr knapp, mal in 1-2 min. Mit mir wurden keine Krankheitsbilder besprochen. Ich habe aber selbst sehr viele Fragen gestellt und abends sowie am WE viel nachgelesen. Damit muss man die Krankheitsbilder selbst abarbeiten, finde ich aber sinnvoll im Hinblick auf das Examen. Die BEs/Braunülenzeiten habe ich v.a. dazu genutzt mit Patienten zu sprechen und sie abzuhören, so wusste ich teilweise Details, die im regulären Anamnesegespräch nicht angesprochen wurden, aber nicht irrelevant waren.
Die Visiten sind teilweise sehr chaotisch, es kommt sehr auf den jeweiligen Arzt an. Es kam oft vor, dass man zwischendrin BEs oder sonstige Aufgaben übernehmen musste, sodass man nicht alle Patienten mitbekam. Es gab einen Facharzt, der mich 4 Tage fantastisch betreute und mich aktiv vor dem Einsatz für solche Aufgaben während der Visite schützte. Ich bin ihm für die ganzen Anleitungen und Erklärungen zutiefst dankbar und hoffe wirklich sehr, dass die Zuständigen ihn zum Oberarzt ausbilden und weiterkommen lassen.
Dadurch, dass es keinen eigenen Computer für PJler gibt, konnte ich nur zweimal einen Arztbrief schreiben. Und das Labor oder die Untersuchungsergebnisse durchschauen war daher auch kaum möglich. Ich hätte es gern öfter getan, damit sortiert man sich am besten. Irgendwann habe ich angefangen früher zu kommen, damit ich an einem der Arzt-PC schnell durchschauen konnte, bevor diese auf Station waren.
Die schönsten Eindrücke durfte ich in der Funktion sammeln. Die Zeit dort hat meine Gesamtbewertung deutlich verbessert und mir einen richtigen Antrieb gegeben.. Ich bin allen Oberärzten sehr dankbar für die Betreuung in der Funktion/dem HKL. Das war bisher die schönste Zeit im gesamten Studium und bestärkt mich sehr in meinem jahrelangen Berufswunsch.

In der Gastroenterologie war die Betreuung spitzenmäßig. Der Assistenzarzt dort stand kurz vor der FA Prüfung und hat wahnsinnig gut Sachen ganz von alleine erklärt. Dort hatte man auch einen eigenen Computer im Vergleich zu Kardio. Die Betreuung eigener Patienten hatte ich schon in der ersten Woche. Gelegentlich kurz vor Feierabend gab es eine Besprechung zu einem Thema, das war hilfreich zum Gedanken sortieren. Ich hatte das Gefühl praxisnahes Wissen vermittelt zu bekommen. Am Ende der Zeit war ich mit einer OÄ in der Funktion/Endoskopie/Sono. Ich durfte vorschallen, bei Punktionen assistieren und wurde in der Endoskopie richtig gut mit vielen Erklärungen betreut. Alle waren hilfsbereit und motiviert zu erklären. Das Ansehen des PJlers war richtig gut, man war ein aktiver Teil des Teams und wurde angerufen, falls es was interessantes gab. Dort war ich zum ersten Mal traurig, dass ich ein extremer Kardiofan bin und mich Gastro weniger interessiert.

Die letzten zwei Wochen war ich in der Notaufnahme eingeteilt. Diese Zeit war sehr sehr lehrreich. Ich durfte alles machen: Patienten selbst aufnehmen, untersuchen, Briefe schreiben, Ultraschall durchführen , EKGs auswerten, unter Aufsicht Untersuchungen anmelden, arterielle BGAs abnehmen. Ich wünschte ich hätte dort mehr Zeit gehabt, ich hätte sicherlich viel mehr dort lernen können als auf Station. Hier ist in dieser Klinik die richtige Stelle zum Lernen der DDs! Der leitende Oberarzt ist grandios: extrem kompetent und dabei bodenständig. Seine PJ Unterrichtsstunden waren sehr praxisbezogen.

Und noch was sehr relevantes für den Alltag ( weil ich mich mit mehreren PJlern darüber unterhalten habe): EKGs auswerten lernt man mit einem Buch. Wurde mir so von 2 Kardiologen gesagt, als ich nachfragte, ob mir das jemand strukturiert erklären könnte. Der EKG Kurs im PJ Unterricht fand im gesamten Tertial nur 2x statt, damit kriegt man keine ausreichende EKG Auswertung hin. Ich war sehr froh, dass ich mit groben Vorkenntnissen in diesem Bereich im PJ angekommen bin. Mit viel Nachlesen und gelegentlich Nachfragen fühle ich mich jetzt sicher in den häufigsten Befunden. Wer ein Buch sucht: ich empfehlen den Gersch, es hat extrem viele gute Beispiele und für jeden Kapitel sowohl eine kurze Zusammenfassung als auch die ausführlicheren Erklärungen.

Der Unterricht findet mittwochs von 10 bis 16 Uhr statt, davor ist man auf Station. Zwischendrin gibt es eine Mittagspause. Die Lehrqualität ist sehr unterschiedlich. Manche Dozenten (Kardio, ACh, ZNA) sind super vorbereitet, erklären praxisnahe Details, sind sehr motiviert, andere dagegen kommen ohne alles und sagen, dass man einfach Fragen stellen soll. Auch die drei Stunden über die relevanten Studien zum PSA in der Urologie hätte man wunderbar kürzen können und dazu lieber zum Harnverhalt/Nierenstauung u.ä. erzählen können. Am liebsten mit Sonobefunden u.ä. Als besonders gelungen fand ich den Vortrag vom urologischen Oberarzt zu urologischen Notfällen in der Fortbildung für ZNA-Ärzte. Das wäre sicherlich auch was für uns Studenten.

Als Tipp: man darf in seiner Freizeit NEF mitfahren, egal in welchem Tertial man ist. Es ist extrem spannend für alle, die keine gelernten Rettungskräfte sind. Kleidung wird gestellt, Sicherheitsschuhe muss man sich selbst kaufen.

Insgesamt darf man in diesem Haus keine Wunder nach der miserablen Innere Lehre der UM Mainz erwarten: wir sind für die Ärzte wer wir sind- arbeitszeitraubende Studenten. Am weitesten kommt man mit sehr viel Eigenmotivation, Zeiteinsatz und auch dem Herold.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
EKG
Fallbesprechung
Bildgebung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Botengänge (Nichtärztl.)
Braunülen legen
Punktionen
Blut abnehmen
Notaufnahme
EKGs
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.4