PJ-Tertial Chirurgie in St. Gertrauden Krankenhaus (8/2008 bis 12/2008)

Station(en)
43 / 33 / Neurochirurgie / Notaufnahme
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Berlin
Kommentar
In der Chirurgie des Gertraudens wird man auf den Stationen der Allgemein- und Viszeralchirurgie (4-6 Wochen), der Unfallchirugie (4-6 Wochen), im Spätdienst (1-2 Wochen) sowie in der Notaufnahme (1-2 Wochen) und auf Wunsch auch in der Neurochirurgie (2-4 Wochen) eingesetzt. Man kann allerdings, nachdem die Einteilung durch den PJ-Beauftragten erfolgt ist, untereinander noch tauschen, wenn man bestimmte Vorlieben hat.

Die leider sehr schlechte Bewertung des Chirurgie-Tertials im Gertrauden ergibt sich vor allem daraus, dass die Lehre weder in der Allgemein- und Viszeralchirugie noch in der Unfallchirurgie einen Stellenwert besitzt. In den vier Monaten des Tertials habe ich zwar viel über die sozialen Strukturen an Krankenhäusern lernen können, aber leider nur sehr wenig Medizinisches.

Die Tätigkeit der PJler in der Chirurgie besteht neben der Assistenz in Operationen, hauptsächlich im Blut abnehmen und dem Schreiben von Briefen. Da die Aufnahme der Patienten über ein "Interdisziplinäres Aufnahmezentrum" stattfindet, nimmt man die Patienten, denen man auf Station begegnet, nicht selbst auf.
Zwar ist immer auch ein PJler im Spätdienst eingeteilt, derjenige hat allerdings mit den Stationen während dieser Zeit wenig zu tun hat. Diagnostik findet auf den Stationen nicht statt, sodass man den Patienten im wesentlichen während der Blutentnahmen und bei der Visite begegnet. Mein Stethoskop habe ich auf Station ca. 1x/Woche benötigt. Da die chirurgische Therapieplanung in der Oberarztsprechstunde bzw. bei der Aufnahme erfolgt, verfolgt man somit die Diagnostik und die Entscheidungsprozesse eher von außen.

Bei den OPs wird wenig erklärt, man darf zwar Haken halten aber nicht nähen, denn für Ausbildung ist halt keine Zeit. Richtig frustrierend waren die Hüft-TEPs in der Unfallchirugie, bei denen auf der Gegenseite stand und nichts gesehen hat, aber das Bein über eine Stunde lang halten durfte. Die Stimmung bei den OPs war leider oft recht mies.

Als Lehr-Veranstaltungen sind eine 45-minütige Radiologie-Fortbildung/Woche über das ganze Tertial hinweg, eine 60-minütige Fortbildung in klinischer Chemie / Woche über das erste Drittel des Tertials sowie einmal in der Woche eine Lehrvisite sowie ein chirurgisches Seminar offiziell vorgesehen. In der Realität sah es so aus, dass die Radiologie-Fortbildung hervorragend war, aber leider am Vormittag stattfand und man meist nicht teilnehmen konnte, da man in den OP eingeteilt war. Gleiches gilt für die klinische Chemie. Die Lehrvisite hat oft nicht stattgefunden, da sich von den Assistenten niemand zuständig gefühlt hat, wir mussten dann selbst jemanden finden, der gerade Zeit&Lust hatte. Hervorgetan haben sich zwei Assistentinnen der Allgemeinchirugie, die häufig für ihre Kollegen eingesprungen sind. Richtige Lehrvisiten am Patientenbett waren das allerdings auch nicht, sondern eher spontan konzipierte Trockenübungen. Das chirurgische Seminar wurde meist ohne große Vorbereitung gehalten und ist ebenfalls oft ausgefallen.

Sehr gelitten hat das Chirugie-Tertial auch durch die schlechte Stimmung, die durch den Druck entstand, der vonseiten der neuen Chefärzte (sowohl in der Allgemeinchirurgie als auch in der Unfallchirurgie haben mit uns zusammen neue Chefs angefangen) auf Assistenten und Oberärzte ausgeübt wurde. An und für sich waren die meisten Assistenten und Oberärzte menschlich sehr nett, dass PJler aber nicht nur billige Arbeitskraft sind, die für unangenehme Tätigkeiten wie das Schreiben von Briefen (die wir über Fälle schreiben mussten, die wir aus den o.g. Gründen nicht richtig kannten, und deshalb aus Akten zusammengeklaubt haben. Nervig war dabei auch die grottige EDV) genutzt werden können, sondern in erster Linie etwas Lernen wollen, war in der Klinik auf allen Ebenen nicht verankert. Die Chefs waren nicht daran interessiert, etwas zu ändern, allerdings war auch bei den Assistenten die Bereitschaft zu nehmen deutlich mehr vorhanden als die, auch etwas zu geben. Lehre während des klinischen Alltags und der Visiten hat quasi nicht stattgefunden. Fragen bekam man zwar beantwortet, "freiwillig geliefert" wurde nur wenig.

Der einzige Bereich, der wirklich Spaß machen konnte, war die Notaufnahme, wobei das wiederum von der richtigen ärztlichen Besetzung abhing. Leider waren aber die Ärzte, die dort meistens arbeiteten, nicht daran interessiert zu lehren.

Aus meiner Sicht sollte die Chirurgie bei den jetzigen Strukturen keine Studierenden zur Ausbildung bekommen, da man dort fast ausschließlich als kostenlose Arbeitskraft ausgenutzt wird. Wer etwas Medizinisches über Chirugie lernen will ist am Gertrauden definitiv falsch. Kostenloses Essen und die regelmäßigen Arbeitszeiten mögen für manchen aber wichtige Pluspunkte sein.

Noch kurz zur Neurochirugie: Das Team ist sehr nett, mit etwas Glück kann man spannende OPs sehen. In den 2 Wochen, für die man regulär eingeteilt wird, ist man allerdings viel mit dem Einleben in die Abteilung beschäftigt. Einige haben deshalb 4 Wochen Neurochirugie gemacht, was sicherlich sinnvoll ist.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung
Fallbesprechung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Notaufnahme
Mitoperieren
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
4
Unterricht
5
Betreuung
5
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
5

Durchschnitt 3.87