PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Leopoldina Krankenhaus (1/2022 bis 3/2022)

Station(en)
53
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Wuerzburg
Kommentar
In Schweinfurt verbringt man eine Hälfte des Tertials in der Unfallchirurgie, die andere Hälfte in der Viszeralchirurgie (inkl. Gefäßchirurgie).

In der Viszeralchirurgie beginnt der Tag um 7.15 Uhr mit der Morgenvisite. Hier kann man entweder bei den Allgemeinchirurgen oder den Gefäßchirurgen mitlaufen. Nach der Visite habe ich mit den Blutentnahmen angefangen, bevor es um 7.55 Uhr zur Morgenbesprechung ging. Um 8 Uhr war OP-Beginn. Wenn ich eingeteilt war, musste ich dann erst mal runter. Sonst habe ich mit den Blutentnahmen und Nadeln weitergemacht. Die Assistenzärzte sind um 8 Uhr meist zusammen frühstücken gegangen. Da ist es meist auch möglich, sich anzuschließen und das Blut danach zu erledigen.
Um 15.15 Uhr ist die Mittagsbesprechung inklusive Röntgenbesprechung und danach (ca. 15.45 Uhr) durfte man nach Hause gehen. Im OP konnte ich mich pünktlich auslösen lassen, wenn ich los musste.

Das Negative:
- Die viszeralchirurgische Fortbildung ist eigentlich einmal wöchentlich (Mittwoch vormittags) angesetzt. Leider hat diese nicht ein einziges Mal stattgefunden, als ich da war. Stattdessen sollte ich alle paar Wochen mal für den PJ-beauftragten OA einen Fall/ein Thema vorbereiten (z.B. Karzinom-Leitlinien) und ihm dieses vortragen. Mich persönlich hat das neben all der Aufgaben, die ich zu erledigen hatte, eher gestresst und der Lerneffekt war hier somit leider auf das beschränkt, was ich selber nachgelesen habe.
- Zu den anderen Fortbildungen des Hauses konnte ich nur begrenzt gehen, da ich meistens zu tun hatte. Ich habe auch angemerkt, ob man bei der OP-Einteilung nicht darauf achten könne, dass ich es öfter zu den Fortbildungen schaffe, aber da ich die einzige Studentin war, war die Antwort darauf leider nein. Das war sehr schade, weil die Fortbildungen der anderen Fächern oft sehr gut waren.
- Als einziger PJler hat man sehr viel zu tun. Es gibt keinen Blutentnahmedienst. Wenn ich also nicht im OP war, habe ich sehr viel Blut abgenommen. Das ist an sich eine gute Übung, ,aber es war alleine doch recht viel. Ich hatte meist zwischen 15 und 20 Blutentnahmen am Tag plus 1-5 Nadeln. Wenn ich schlecht hinterherkam, haben mir die Assistenzärzte an manchen Tagen aber auch mal geholfen. Trotzdem gab es einige Tage, wo ich durchgehend Blut abgenommen habe, weil immer wieder welches nachkam und ich dann letztlich zu nichts anderem gekommen bin. Ich kann mir aber vorstellen, dass das mit mehreren PJlern (2 aufwärts) gut zu schaffen ist.
- Nach Weihnachten haben die OPs zugenommen und ich war letztendlich jeden Tag für lange Punkte eingeteilt, meist gefäßchirurgische Operationen (Leistenfreilegungen etc.), die 4h aufwärts geplant waren (und auch öfter 6h gedauert haben) oder Strumektomien (bei denen man als 2. Assistenz echt doof steht).
Es gab viele lange OPs, bei denen prinzipiell ein Student als 2. Assistenz drin steht. Bei mehreren PJlern kann man sich da wohl auch besser absprechen, aber alleine war ich jeden Tag für eine lange OP eingeteilt. Schade fand ich vor allem, dass ich viel für die selben langen OPs eingeteilt war und bei anderen kürzeren Punkten stand ich eher nicht drauf.
- Im OP empfand ich die Stimmung mal gut, mal schlechter. Die Pflege war sehr nett zu mir, bei den Operateuren war es unterschiedlich. Es kam häufiger vor, dass ich am Tisch eine Frage gestellt habe und daraufhin nur Gegenfragen kamen und auch bei mehrmaligem Nachfragen die Frage nicht erklärt wurde, was für mich sehr schade war. Manche Operateure haben aber auch gerne etwas auf meine Fragen erklärt, es war unterschiedlich. Da gibt es finde ich noch Verbesserungspotenzial.
- Ich hatte leider zu wenig Zeit, um Dinge zu tun, die lehrreich gewesen wären. Man konnte theoretisch jederzeit ins Wundzimmer, wo man den Wundschwestern bei Verbänden helfen konnte und ab und zu mal etwas nähen. Außerdem gibt es eine ganz interessante Prokto-Sprechstunde und man kann zwischendurch auch in die ZNA gehen und dort Patienten anamnestizieren und untersuchen. Die Male, an denen ich dafür Zeit hatte, fand ich es richtig gut dort. Leider kam ich nicht so oft dazu, wie ich gerne gewollt hätte, da ich eigentlich immer im OP eingeteilt war oder an endlos Blut abgenommen habe. Auch hier kann man sich bestimmt mit mehreren PJlern besser abwechseln.
-->Meine Hauptaufgaben waren Blut abnehmen, Nadeln legen, ABIs messen, Haken halten.
- In der Visite wurde man leider nicht besonders miteinbezogen. Mir hätte es ganz gut gefallen, wenn die Oberärzte einem am Patientenbett öfter mal was erklären oder Fragen stellen. Auch die Möglichkeit Patienten (zumindest mit-)zubetreuen und in der Visite/Besprechung vorzustellen, gab es leider nicht, dafür hätte ich dort aber auch keine Zeit gehabt. Wenn man allerdings selbst eine Frage hatte, wurde diese auch beantwortet.
- Die Pendelei aus Würzburg hat ihr Übriges getan, das Tertial sehr anstrengend zu machen. Man ist im Prinzip jeden Tag 2h unterwegs und das schlaucht ganz schön. Von den 400 Euro Aufwandsentschädigung geht dann einiges für Sprit/Fahrkarte ab, Studientage gibt es keine. Ich bin um 5 Uhr aufgestanden, um viertel vor 6 aus dem Haus und kam gegen 17 Uhr nach Hause.

Das Positive:
- Das Team empfand ich insgesamt als freundlicher als das Team der Unfallchirurgie, auch die Stimmung war positiver. Ich wurde besser aufgenommen und integriert. Die Assistenzärzte sind größtenteils total nett und haben mir auch immer meine Fragen beantwortet. Es kam öfter vor, dass mal jemand mit mir die Patienten kurz durchgesprochen hat. Ich wurde auch immer mal angerufen, wenn es etwas Interessantes gab und viele Assistenten haben sich wirklich Mühe gegeben, mich miteinzubeziehen. So durfte ich ab und zu mal einen Stich auf eine Drainageneinstichstelle machen oder ähnliches. Ich habe mich hier ganz gut als Mitglied des Teams gefühlt.
- Pflege auf allen Stationen und im OP sehr nett
- Es gibt ein ambulantes OP-Zentrum, wo alles etwas entstpannter abläuft und man bei kleinen Eingriffen assistieren und öfter nähen darf. Dort war ich leider nur zweimal (weil ich sonst immer oben im großen OP eingeteilt war), aber da fand ich ess´ziemlich lehrreich. Hier kann man sicher sehr viel für sich mitnehmen.
- Theoretisch gibt es viele Möglichkeiten/Potenzial etwas zu lernen: In der ZNA selbst Patienten untersuchen und dem Assistenten vorstellen, im Wundzimmer assistieren, in die Sprechstunde gehen, die vielen Fortbildungen des Hauses (Patho, Radio, Neuro, Sono-Kurs der Internisten, EKG-Kurs der Internisten, chirurgische Fortbildungen, falls sie mal stattfanden). --> Wenn man denn Zeit hat bzw. die Grundeinstellung über uns PJler ein bisschen anders wäre. Ich war im Haus eben doch eher Arbeitskraft als primär zum lernen da. Das Verhältnis zwischen Lernen und Arbeit war leider sehr unausgewogen.
- kostenloses Frühstück und Mittagessen sowie Getränke in der Kantine
- 400 Euro Aufwandsentschädigung (abzüglich Fahrtkosten, siehe oben)

Insgesamt denke ich, dass bei mehreren PJlern (2 aufwärts) viel mehr Möglichkeiten da sind, sich das Tertial besser zu gestalten. Die anderen PJler waren in der Viszeralchirurgie zu zweit und konnten sich absprechen. Bei mir war das leider nicht so und ich persönlich kann es nicht empfehlen dort als einziger PJler hinzugehen. Letztendlich wurde darauf gebaut, dass man die Arbeit, die anfällt, auch erledigte. Man war primär mal Arbeitskraft und an vielenTagen habe ich mich in diesem Haus eigentlich nur wie ein Blutentnahmedienst gefühlt, was ich extrem schade finde. Ich denke es sollte eben ein Mittelweg sein und man sollte Rücksicht darauf nehmen, was man als Einzelner leisten kann. Mich hat das Tertial körperlich sehr mitgenommen, ich stand entweder stundenlang im OP (was theoretisch das Entspanntere gewesen wäre, wenn man mit langem Stehen gut klar kommt) oder bin an vielen Tagen dauernd von A nach B gerannt, um BEs, Viggos oder ABIs zu erledigen. Gelernt habe ich im Nachhinein betrachtet vor allem Blut abnehmen und darüber hinaus leider nicht so viel, wie ich es mir gewünscht hätte. Trotzdem gibt es in der Theorie sehr viel, was man dort lernen kann und ich bin mir sicher mit mehr PJlern hätte ich es auch entspannter gehabt und es wäre ausgeglichener gewesen.

Bewerbung
Ãœbers PJ-Portal
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Braunülen legen
Blut abnehmen
Röntgenbesprechung
Chirurgische Wundversorgung
Botengänge (Nichtärztl.)
Mitoperieren
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
5
Betreuung
3
Freizeit
4
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.8