PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Universitaetsklinikum Marburg (11/2021 bis 3/2022)

Station(en)
Orthopädie und Unfallchirurgie: Station 125 und zwei Wochen Notaufnahme, Viszeral-, Thorax-, Gefäßchirurgie: 237
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Unfallchirugie:
- Pro:
Die Betreuung durchc meine Oberärztin war gut, auch an ihren freien Tagen hat sie sich auf Nachfrage um einen Ersatz gekümmert. Dass Oberärzt*innen die Tutor*innen sind finde ich gut, das Mini-CEX (eine Art mündliches Probeexamen) ist ebenfalls eine gute Idee.
Die Tage, die ich bei Prof. Ruchholtz mitgelaufen bin, waren ebenfalls lehrreich und interessant.
Vor allem die Zeit in der ZNA, die ganz am Anfang meines Tertials stand, war sehr lehrreich. Einige Ärzt*innen haben viel erklärt und mich selbstständig arbeiten lassen. Demenstprechend hoch war die Lernkurve.
Die Arbeitsatmosphäre insgesamt war recht gut.
Zudem war das Fortbildungsangebot donnerstags gut, vielen Dank dafür!
- Contra:
Die Arbeitsbelastung in dieser Abteilung könnte ich mir für meine Zukunft ehrlich gesagt nicht vorstellen. Das systematisch gegen geltende Arbeitsschutzgesetze verstoßen wird, indem die sogenannten "Bereitschaftsdienste" (die meiner Erfahrung nach keine Bereitschaftsdienste, sondern fast immer durchgehende Arbeitsbelastung bedeuteten, weil so viel los ist) auf unter der Woche 26-27 Stunden und am Wochenende bis zu 28 Stunden ausgedehnt wurden, halte ich für ein Unding - wofür gibt es diese Gesetze, wenn sie nicht eingehalten werden? Das ist patient*innengefährdend und zudem eine nicht zumutbare Arbeitsbelastung für die Ärzt*innen meiner Meinung nach. Dass zudem mehrere Ärzt*innen ihre reale Arbeitszeit auf durchschnittlich 60 Stunden, in Spitzenzeiten über 100 Stunden pro Woche mir gegenüber angegeben haben ist denke ich auch nicht zeitgemäß. Meine naive Frage dazu, die mir niemand so richtig beantworten konnte: Warum können vereinfacht gesagt nicht 15 Ärzt*innen 40 Stunden die Woche arbeiten anstatt 10 Ärzt*innen 60 Stunden die Woche? Außer finanziellen Gründen kam da wenig...
Der Lernerfolg der Dienste (6 mal unter Woche von 07:00-24:00, dafür 50€ Entschädigung und ein Ausgleichstag; zwei Mal am Wochenende von 09:15-24:00, dafür 50€ Entschädigung und zwei Ausgleichstage) war auf jeden Fall da, allerdings finde ich würden zwei Dienste unter der Woche und einer am Wochenende ausreichen. Wer mehr machen möchte könnte dies ja freiwillig tun. Allerdings soll es im PJ ja primär ums Lernen gehen, und nach dem dritten Dienst war der Lerneffekt nicht mehr sonderlich hoch. Uns zudem 17 Stunden durcharbeiten zu lassen als Studierende finde ich ganz schön heftig und ist so in keiner anderen Branche üblich (übrigens auch nicht bei der Pflege!).
In Einzelfällen sind mir grenzwertige Verhaltensweisen aufgefallen: Wie ein Oberarzt manchmal visitiert hat und teils Patient*innen ohne diese zu begrüßen die Pflaster abgerissen hat, hat mich sehr gestört. Leider habe ich mich nicht getraut dies offen anzusprechen, dennoch möchte ich es hier kurz als Feedback geben. Zudem hat es mich gestört, wie viel in dieser Abteilung "hintenrum" übereinander gesprochen wird. Ich weiß nicht, ob das so üblich ist in Betrieben und Krankenhäusern allgemein, aber ich hoffe, dass ich später ein Haus finden werde mit einer offeneren und wertschätzenderen Kommunikationskultur. Diese sollte meiner Meinung nach mehr gefördert werden durch entsprechende Fortbildungen zu gewaltfreier Kommunikation beispielsweise.
Insgesamt möchte ich mich bedanken für die lehrreiche Zeit in der Unfallchirurgie!


VTG-Chirurgie:
- Pro:
Die Betreuung durch meinen Assistenzarzt war gut.
Ich fand es gut, dass wir so in die Patient*innenbetreuung einbezogen wurden und recht selbstständig arbeiten konnten, von der Aufnahme bis zur Entlassung in alle ärztlichen Tätigkeitsfelder einbezogen wurden. Zudem fand ich es gut, dass wir bei den Indikationsbesprechungen einbezogen wurden und an allen Dienstbesprechungen, Tumorkonferenzen und Fortbildungen teilnehmen konnten.
Zudem haben mir die viszeralchirurgischen OPs gelegen, ich hatte Gelegenheit ein breites Spektrum dieser Eingriffe kennen zu lernen und viel Zeit im OP zu verbringen.
- Contra:
Die Kommunikationskultur in der Abteilung fällt mir als erstes ein: Ziemlich schockierend war es am ersten Tag des PJs in eine OP z u kommen und anschließend durchgehend angebrüllt zu werden, ohne dass sich der Operateur vorgestellt oder in Ruhe erklärt hätte was gefordert ist.
Zudem ist offensichtlich in der Chirurgie ein Grundproblem, dass man als Assistenzärzt*in dem Gutdünken der Vorgesetzten ausgeliefert ist, da man bei vermeintlichem Fehlverhalten in persönliche Ungnade fällt und nicht mehr/seltener im OP eingesetzt wird. Dies führt zu einer ausgeprägten Hierarchie. Das mag nicht anders funktionieren bei einem so potenziell lebensbedrohenden Arbeitsfeld wie der Chirurgie. Umso wichtiger ist dann aber meiner Meinung nach offen und direkt zu kommunizieren, die Lernenden ordentlich anzuleiten und gegenüber den Untergeordneten wertschätzend aufzutreten. Stattdessen wurde sehr viel "hintenrum" kommuniziert und in Abwesenheit über andere Personen gesprochen. (Ausnahme: Prof. Bartsch hat immer sehr direkt kommuniziert)
Zur Arbeitsbelastung und zu den Diensten gilt die gleiche Kritik wie in der Unfallchirurgie.
Insgesamt fände ich es aber besser, wenn wir durch Oberärzt*innen betreut würden, wie in der Unfallchirurgie. Diese haben fast nie etwas erklärt oder sich um unsere Ausbildung gekümmert.
Gut gefunden hätte ich es, wenn auch für die Poliklinik eine Rotation eingerichtet wird, analog der ZNA-Rotation in der Unfallchirurgie. Die Tätigkeitsfelder in der Poliklinik und auf Station unterscheiden sich grundlegend, daher wäre es sehr lehrreich denke ich, beides kennen zu lernen. (Auch wenn wir PJler*innen dann natürlich nicht so hilfreich wären, weil alle immer neu eingearbeitet werden - aber darum geht es ja im PJ: möglichst viel zu lernen).
Insgesamt möchte ich mich für die lehrreiche Zeit bedanken!
Bewerbung
über das PJ-Portal
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Patientenvorstellung
Prüfungsvorbereitung
Nahtkurs
Bildgebung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Punktionen
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Poliklinik
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Gipsanlage
Notaufnahme
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
Braunülen legen
Mitoperieren
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
400€, zusätzlich 3,50€ pro Tag für die Mensa (also pro Tertial ~270€ auf der Mensakarte), 50€/Dienst

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.67