PJ-Tertial Innere in Klinikum Ludwigshafen (11/2021 bis 1/2022)

Station(en)
GE01/MA01
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
Kommentar
Ich war in meinem PJ-Quartal in zwei Abteilungen eingeteilt: Geriatrie und Hämatoonkologie für jeweils 6 Wochen. Die Zuteilung erfolgt über das Studierendensekretariat des Klinikums.

Zunächst ein paar grundsätzliche Sachen zum Klinikum. Ihr erhaltet einige Wochen vor Beginn alle Unterlagen per Post. Die Aufwandsentschädigung entspricht eurer Kaltmiete, den Antrag dafür könnt ihr erst an eurem ersten Tag stellen. Die Abrechnung verzögert sich dadurch leider um jeweils einen Monat. Zusätzlich könnte ihr euch etwas dazuverdienen, indem ihr 2x im Monat einen Spätdienst oder 1x im Monat einen Wochenenddienst macht. Dafür gibt es gut Geld (160€ bzw. 240€) und ihr könnt selbst entscheiden, ob ihr in die ZNA oder einen Hausdienst machen wollt. Essen ist kostenlos und wirklich gut. Kleidung wird gestellt, es gibt aber leider nur 2 Sets.

Es findet regelmäßig Unterricht statt, aber zu unregelmäßigen Terminen. 95% des Unterrichts kommt dabei aus der Kardio. EKG könnt ihr danach wirklich gut (vor allem dank Herrn Dr. Kleemann). Leider kommen die anderen Fächer etwas kurz. Chirurgie habe ich in diesem Quartal gar nicht gehabt, zum Ende hin gab es noch einige Vorträge zur Radiologie und Rheumatologie. Gastro oder andere Fächer waren nicht präsent.

Die Innere Rotation ist in 2 Abschnitte aufgeteilt, d.h. ihr seid in zwei verschiedenen Abteilungen. Das ist ganz nett, aber in meinen Augen ist das (zumindest für Mannheimer Studierende 2x6 Wochen) zu kurz. Bis man wirklich angekommen ist, ist man schon wieder weg und wenn man sich noch Urlaub nimmt (z.B. Weihnachten), dann hat man fast keine Chance wirklich ins arbeiten zu kommen. Ich würde allen Studierenden mit Quartalen empfehlen das Quartal NICHT zu splitten und in nur eine Abteilung zu gehen. Allerdings kann es natürlich dann passieren, dass man das ganze Quartal auf einer eher suboptimalen Station verbringen muss...

Rotation 1: Geriatrie GE01
Es gibt einen Blutentnahmedienst, ihr müsst also nicht regulär Blut abnehmen. Ab und an werdet ihr gebeten einen Zugang zu legen. Aber es ist alles "kann", nichts "muss". Ihr seid hier wirklich frei in dem was ihr tun wollt.

An meinem ersten Tag wurde ich sehr herzlich begrüßt und dem Team vorgestellt. Das Besondere in der Geri ist, dass viel stärker interdisziplinär gearbeitet wird als in anderen Fächern. D.h., es gibt morgens eine Besprechung, in der sowohl ärztlicherseits als auch von pflegerischer und therapeutischer Seite alle dabei sind, und den Tag planen. Ich habe das als sehr hilfreich empfunden, da man alle Gesichter auf Station schon einmal kennt und wichtige Punkte direkt besprochen werden. Eine zweite Besprechung ("Blitzlicht") gibt es immer um kurz vor 16 Uhr zum Abschluss des Tages, die ist aber wesentlich kürzer und ist nur mit der Pflege.
Ziel der Geriatrie ist es, die Patient:innen wieder so fit zu bekommen, dass sie wieder (alleine) nach Hause entlassen werden können. Dafür sind sie meistens 14 Tage auf Station. Man hat also wirklich Zeit die Patient:innen kennen zu lernen und sich in die Fälle einzudenken. Ein großer Unterschied im Vergleich zu quasi allen anderen Inneren Fächern (chirurgischen sowieso…). Dabei stehen vor allem die funktionellen Fähigkeiten der Patient:innen im Vordergrund und nicht die Behandlung von Diagnosen/Krankheiten per se. Die ärztliche Hauptaufgabe ist daher vor allem die Koordinierung der pflegerischen, therapeutischen und medizinischen Bedarfe und Koordinierung der poststationären Versorgung. Das lernt man in meinen Augen nur auf der Geriatrie und geht in den meisten Inneren Stationen eher schief.
Die Vormittagsvisite ist ziemlich typabhängig und sehr von Erfahrung und Motivation der Stationsärzt:innen abhängig. Bei mir hat einen Teil der Station einer der beiden Chefs geführt, ich bin daher meist erst bei der einen und später bei der Chefvisite mitgegangen. Beides hat sich meist gelohnt. Ihr seid allerdings nicht als "PJ-Verfügungsmasse" eingeplant, könnt also selber entscheiden, wo ihr mitgeht. Es ist z.B. auch kein Problem wenn vormittags irgendwelche Untersuchungen sind, dort einfach mitzugehen (z.B. Herzkatheter, Colo, OPs o.ä.) oder einen Vormittag bei der Physio oder Ergo mit zu laufen. Einmal die Woche ist noch Röntgenbesprechung.
Das größte Learning hat man in meinen Augen durch die eigenen Aufnahmen, die normalerweise den Nachmittag füllen. Wenn vormittags schon klar ist, wer kommt, kann man sich auch vormittags schon im System in die Patient:innen einlesen, da diese zu 98% Verlegungen aus dem Haus sind. Hier kann man sich sowohl in der körperlichen Untersuchung als auch in der Aufarbeitung der Patientenhistorie voll austoben und das ist auch gewollt. Ihr übergebt die Aufnahme immer einem der beiden Chefs, die mit euch die Historie und wenn Zeit ist auch z.B. die radiologischen Vorbefunde durchgehen und danach mit euch gemeinsam noch einmal zum:r Patient:in gehen und sich selbst ein Bild machen. Alle auffälligen Befunde werden noch einmal nachbefundet, sodass ihr immer auch ein Feedback zu eurer körperlichen Untersuchung bekommt. Leider müsst ihr dafür manchmal länger bleiben. Mir war es das wert, hatte daher auch kein Problem damit.
Eigene Patient:innen könnt ihr auch bekommen, das ist aber sehr von eurem Eigenengagement abhängig.
Insgesamt habe ich sehr viel in der Geriatrie mitgenommen. Vor allem die Breite ist enorm, da von Parkinson über Herz-OP bis zum akuten Nierenversagen alles auf Station liegen kann und auch fast alles (zumindest initial) selbst gemanagt wird. Der direkte Kontakt zu den Chefs und das direkte Feedback was man bekommt bringt einem enorm viel.
Nachteil ist, dass es kein ausgearbeitetes PJ-Konzept gibt, was PJ-Studierende wann machen können/sollen und was die Key Learnings aus der Geriatrie sind. Da kann man sich natürlich am Logbuch orientieren, aber spezifische Lernziele sind in der Geri nicht festgelegt.

Zusammengefasst: eindeutige Empfehlung! Breitestes Inneres Fach, sehr patientennah, viel mehr Zeit als in anderen Inneren Fächern, starke interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein tolles Team. Jederzeit wieder.

Was kann ich hier lernen: Tiefe Anamnese und Verständnis für die medizinische Gesamtsituation von Patient:innen, Körperliche Untersuchung, Versorgung poststationär klären, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Wundversorgung

Was lerne ich hier eher nicht: Interventionen, Akutmedizin

Schulnote: 1-

Rotation 2: Hämatoonkologie MA01
Auch hier gibt es einen Blutentnahmedienst, ihr müsste also nur ab und an Nadeln legen. Solltet ihr das hier in 6 Monaten lesen wird es euch hoffentlich egal sein, aber ich hab noch zweimal die Woche die Coronaabstriche der Station gemacht.
Ich wurde auch hier super nett begrüßt und direkt ins Team aufgenommen. Leider muss man sagen, dass die Onkologie weniger "Hands on" ist. Die meisten Patient:innen kommen zum x-ten Zyklus Chemo, das heißt, dass die Aufnahmen meist wenig neue Erkenntnisse bringen und die Fälle so komplex sind, dass man kaum eigene Patient:innen übernehmen kann. Aufgrund von Corona waren auch fast ausschließlich onkologische Patient:innen auf der Station und weniger allgemeininternistische. Das könnte also nach Corona deutlich anders sein.
Leider habe ich meine gesamten Fehltage auch in dieser Rotation genommen, sodass es nicht leicht war in eine Routine zu kommen und mein Learning deutlich geringer ausfiel. Mit etwas mehr Enthusiasmus und längerer Zeit auf Station werdet ihr es deutlich leichter haben.
Meistens geht ihr morgens mit auf Visite. Danach werden entweder Chemos angehängt (was ihr machen dürft) oder kleinere Interventionen gemacht (Aszitespunktion, Port anstechen, Lumbalpunktion). Wenn nichts für euch zu tun ist (weil ewig lange Arztbriefe geschrieben werden) könnt ihr in die Funktion gehen. Hier durfte ich z.B. Knochenmark punktieren und eine Pleurapunktion machen. Sonos könnt ihr in der Funktion auch jederzeit mitmachen.
Auf der Station ist auch die "Schleuse", in der Patient:innen mit Neutropenie und/oder Stammzeltransplantation bzw. Hochdosischemo liegen. Dort könnt ihr auch bei der ein oder anderen Stammzelltransplantation dabei sein.
Einmal die Woche ist Chefarztvisite. Der Chef ist sehr nett und beantwortet gerne alle Fragen, Fragen lohnt sich! Mit den Oberärzten kam ich unterschiedlich gut klar, ich vermute aber, dass das einfach eine Typsache ist. Eine individuelle oberärztliche Betreuung bekommt ihr aber eher nicht, Kontakt habt ihr v.a. zu den Stationsärzt:innen.
Wenn nichts mehr zu tun ist, werdet ihr nach Hause geschickt. Zeit absitzen müsst ihr also nicht!
Insgesamt habe ich in dieser Rotation vor allem viel gesehen, aber weniger praktisch gemacht. Man bekommt einen guten Einblick, was Onkologie heißt, was Chemotherapie für Patient:innen bedeutet und wie viele Klischees überholt sind (die kotzen nicht alle…). Als Bonbon sind zwei KM-Punktionen, eine (frustrane) LP und eine Pleurapunktion rausgesprungen, was ich für nur knapp über 4 Wochen sehr gut finde.
Wäre ich länger da gewesen (und hätte etwas mehr Eigenengagement gezeigt) wäre sicher auch noch deutlich mehr drin gewesen, ich bin aber insgesamt mit der Rotation durchaus zufrieden.
Erwähnenswert ist vllt noch, dass in der Onkologie viele Studien gemacht werden, ihr also eine gute Chance habt, bei einer Studie dabei zu sein. Das kann durchaus spannend sein.

Zusammengefasst: Guter Einblick in die Onkologie, eher wenig "selber machen", super sinnvoll, wenn ihr Onkologie spannend findet, sehr nettes Team.

Was kann ich hier lernen: Supportive Therapie bei Chemotherapie, Umgang mit Blutbildveränderungen bei onkologischen Erkrankungen, Port anstechen, Interventionen (LP, KM-Punktion, Pleurapunktion), Sono, wie klinische Studien ablaufen.

Was lerne ich hier eher nicht: Selber Visite machen, Entlassbriefe schreiben

Schulnote: 3+


Weil es so unterschiedlich war die Einzelnoten (GE, MA):
Team/Station: 1 3
Kontakt zur Pflege: 1 3
Ansehen des PJlers: 1 2
Klinik insgesamt: 2 2
Unterricht: 3 3 (weil fast nur Kardio und sehr unbeständig)
Betreuung: 1 3
Freizeit: 3 1
Station / Einrichtung: 1 4
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
EKG
Repetitorien
Tätigkeiten
EKGs
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
280

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.13