PJ-Tertial Unfallchirurgie in Chris Hani Baragwanath (10/2021 bis 12/2021)

Station(en)
Notaufnahme, Ward 1
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Meine Erfahrung mit Trauma im Bara war unglaublich gut! Man wird von Anfang an voll in das Team und die Arbeit eingebunden. Schon ab dem ersten Tag kann man Patienten selbständig betreuen. Insgesamt darf man viele praktische Tätigkeiten selbständig/unter Anleitung durchführen. Die Ärzte und Ärztinnen helfen gerne, wenn mal was unklar ist oder man bei einer Tätigkeit supervidiert werden möchte. Ich habe mich nie alleingelassen oder überfordert gefühlt. Der Grad an selbständigem Arbeiten hängt stark von dem ab, was man sich selber zutraut. Auf Nachfrage darf man auch invasivere Maßnahmen, wie Thoraxdrainagen oder ZVKs machen. Generell freuen sich alle, einem etwas zu erklären/zu zeigen/praktisch beizubringen. Im Umgang mit den Pflegern, der in anderen Berichten teils problematisch beschrieben wird, hatte ich nie Probleme.

Arbeitsalltag:
Generell kann man sich seine Schichten selber einteilen. Gerade am Wochenende und nachts ist es aber besonders spannend.
Morgens beginnen die Rounds um 7 Uhr. Es werden alle Patienten der Notaufnahme, Intensivstation und normalen Station besprochen, soweit nötig. Anschließend kann man bei der ausführlicheren Visite auf Station dabei sein und bei Blutentnahmen, BGAs und Zugängen helfen.
Danach beginnt die Arbeit in der Notaufnahme. Hier gibt es verschiedenste Verletzungsmuster. Häufig sind stumpfe Gewalt gegen den Kopf / Oberkörper, Verkehrsunfälle, ange- oder überfahrene Personen, Messerstichverletzungen, Schusswunden und Brandwunden. Es sind zumeist junge Menschen und viele Kinder. In der Pit (der Bereich mit den nicht kritischen Patienten) kann man nach Rücksprache mit dem Arzt eigenständig Patienten betreuen. Das beinhaltet Anamnese und KU, Anmeldung von Untersuchungen, Anordnung von Medikamenten, Blutentnahme/Zugänge legen, Bildgebung befunden, (Brand-)wunden versorgen und viel Nähen. An manchen Tagen ist die Notaufnahme völlig überfüllt, sodass die Ärzte froh über jede Hilfe sind.
In der Resuscitation Area sind die kritischen Patienten. Auch hier ist Hilfe immer gerne gesehen. Gerade am Wochenende kann es hier ganz schön hektisch zugehen. Zu den Aufgaben gehören Blutentnahmen, BGAs, Zugänge legen, Nähen, Thoraxdrainagen legen, Brandwunden versorgen etc.
Praktische Fähigkeiten kann man hier an vielen Stellen verbessern. Das bedeutet aber auch ein gewisses Maß an Verantwortung selbstständig zu entscheiden, wovon man besser die Finger lässt und jemand mit mehr Erfahrung hinzuzieht.
Mit der Kommunikation hatte ich selten Probleme. Die Kollegen und Patienten sprechen/verstehen fast alle Englisch. Sollte das mal nicht der Fall sein, muss man sich jemanden dazuholen, der übersetzen kann.
Es sind oft Studenten der Wits University für eine 2 wöchige Rotation in der Trauma. Die haben täglich Unterricht und nehmen einen gerne mit.

Bevor man den Platz antritt, muss man sich bewusst machen, dass der Umgang mit Patienten aus verschiedenen Gründen anders ist, als wir es gewöhnt sind. Man wird Dinge sehen, die man in Deutschland nicht tolerieren würde (schlechte Hygiene, mangelnde Analgesie, extrem lange Wartezeiten, etc.). Das liegt zum Großteil an dem Mangel an Material und Personal. Patienten warten mit schweren Verletzungen stundenlang auf eine Bildgebung/OP-Platz. Es fehlt fast ständig an grundlegenden Dingen wie steriles Material, Lokalanästhetika, geeignetem Nahtmaterial, Desinfektionsmittel, Abdecktücher, Handschuhe etc. Das zwingt einen auch selber manchmal dazu, anders zu arbeiten, als man es gerne würde. Steriles Nähen zum Beispiel ist fast immer aufgrund von Platz- oder Materialmangel unmöglich. Hier muss sich jeder selber klar machen, ob man damit umgehen kann.
Auch erwähnen muss man, dass die Eindrücke und Erfahrungen nicht immer leicht zu verdauen sind. Hier hilft es mit den Ärzten oder anderen internationalen Studenten drüber zu sprechen. Vorherige Famulaturen/Tätigkeiten im Ausland helfen sicher bei der Eingewöhnung, sind aber nicht dringend erforderlich.

Ich kann einen Aufenthalt in Johannesburg insgesamt nur empfehlen! Wenn man bereit ist sich auf ein anderes System und eine andere Arbeitsweise einzulassen, kann die Zeit unglaublich intensiv, lehrreich und spannend sein. Ich habe in keiner Famulatur/Tertial so viel gelernt. Man sieht Dinge, die es Deutschland nur selten gibt. Die Lehre ist vor allem was praktische Tätigkeiten angeht hervorragend. Die Menschen begegnen einem mit einer herzlichen und offenen Art und sind bemüht einem das Land und die Kultur näher zu bringen.
Bewerbung
Bewerbung:
Für ein Elective im Trauma sollte man sich mindestens 1 Jahr im Voraus bewerben (www.wits.ac.za/health/faculty-services/elective/). Die Plätze werden nach First come, first served vergeben.

Unterkunft/Kosten:
Von der Uni wird eine Liste mit vertrauenswürdigen Unterkünften verschickt. Ich selber war bei Christine Loukakis (www.elective-accommodation.co.za/) und kann sie nur weiterempfehlen! Sie vermietet Zimmer seit über 20 Jahren. Es leben viele internationale Studenten und Ärzte dort, mit denen man gemeinsam kochen und Ausflüge machen kann. Christine kennt sich außerdem gut mit der Uni und der Organisation des Electives aus. Außerdem hat sie überall Kontakte. Mit ihrer Hilfe habe ich viele Ausflüge geplant, ein Mietwagen, sowie Schichten auf dem Krankenwagen und Rettungshubschrauber organisiert.
Ein Kostenpunkt neben Flug, Unterkunft und Lebensmitteln sind die Studiengebühren und ein Auto. Letzteres ist fast unumgänglich. Man kann sich aber gut ein Auto mit anderen Studenten teilen. Organisiert habe ich dies über meine Vermieterin.
Insgesamt lebt es sich in Südafrika etwas günstiger als in Deutschland. Gerade essen gehen ist sehr günstig.

Sicherheit:
Ich und die Studenten/innen, mit denen ich unterwegs war, haben sich nie unsicher gefühlt. Mit ein paar Vorsichtsmaßnahmen (Türen und Fenster beim Autofahren schließen, nicht nachts unterwegs sein etc.) und gesundem Menschenverstand kann man das Risiko minimieren.
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Prüfungsvorbereitung
Bildgebung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Mitoperieren
Botengänge (Nichtärztl.)
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
EKGs
Notaufnahme
Punktionen
Braunülen legen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
~500€/Monat

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.4