PJ-Tertial Chirurgie in St. Gertrauden Krankenhaus (11/2020 bis 3/2021)

Station(en)
Neurochirurgie, Unfallchirurgische Rettungsstelle, Unfallchirurgie, Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich berichte über das Pflichttertial Chirurgie Nov 20 – März 21. Dieses unterteilte sich in vier Rotationen, die am ersten Tag zugeteilt wurden - 1:1 Tausche mit anderen PJlern sind hierbei möglich. Im Topf sind fünf Stationen:
Neurochirurgie,
Gefäßchirurgie,
Unfallchirurgie und Orthopädie (UCO),
Rettungsstelle - Unfallchirurgie,
Allgemeinchirurgie.

Die Einführungsveranstaltung war für alle zeitgleich beginnenden PJler sämtlicher Abteilungen gemeinsam, begann Montag um 8:00 und war sehr angenehm. Der PJ-Beauftrage Prof. Kaminsky ist der Chef der Neurochirurgie und hat ein paar einleitende Worte zum Ablauf der vier Monate gesagt. Anschließend wurden wir Chirurgie-PJler von einer UCO-Ärztin durchs Haus geführt und die jeweiligen PJler im Arztzimmer der einem zugeteilten Station vorbeigebracht.
- Studientage können gesammelt werden.
- Fehlzeiten wurden chirurgisch flexibel gehandhabt. Ich kenne keinen aus meiner Rotation, der das ausgenutzt hat, sondern es hat vielmehr dafür gesorgt, dass man entspannt war und bspw. keine Sorge hatte, dass auch alle wirklich mitbekommen, dass man in einer Woche mal keinen Studientag genommen hat, um ihn für das Ende aufzuheben. Man ist ganz normal Wochentags in die Klinik gekommen, weil man wusste, dass man zwischen Weihnachten und Neujahr definitiv bei der Familie sein kann und dass man auch mal zuhause bleiben kann, wenn z. B. was wichtiges für die DrArbeit ansteht oder man krank wird. Ohne, dass jemand mit einer Strichliste dokumentiert.

1. Neurochirurgie:
Die neurochirurgische Rotation war wunderbar, der Chef hat als zeitgleicher PJ-Beauftragter den genauen Überblick, welcher PJler gerade auf seiner Station ist und kümmert sich darum, dass dieser eine gute Zeit hat. Das Ärzteteam ist ein sehr freundschaftliches Team, Arbeit wird sich gegenseitig abgenommen und zum täglichen Essengehen ruft man sich je nach Kapazität untereinander an. Einen ausführlichen Bericht zum neurochirurgischen Abschnitt habe ich individuell erstellt.

2. Unfallchirurgische Rettungsstelle:
Jeden Tag kommt ein neuer Arzt aus dem Unfallchirurgischen/Orthopädischen (UCO) Team in die Rettungsstelle, oft mehrere Tage am Stück der oder die gleiche. Die Allgemeinchirurgen und Neurochirurgen haben eigene Ärzte in der Rettungsstelle, die gleichzeitig die Diensthabenden sind, aber vielmehr bei Bedarf von der Station in die RST kommen. Die Unfallchirurgen haben fest jemanden dort - wenn mal nichts zu tun ist, geht der anders herum er bei Bedarf auf die Station und hilft dort.
Nach kurzer Einarbeitung ist man in der Lage, die Patienten komplett selbstständig aufzunehmen, zu untersuchen und zu versorgen bis zu dem Punkt, wo man eine Bildgebung anmelden möchte. Dies ist nur über den Account eines Arztes möglich. Die Pfleger sind sehr hilfsbereit, wie in einer Rettungsstelle üblich abgebrüht und können mit dir als PJler den Laden für eine ganze Zeit alleine am Laufen halten. Zugänge und Blutentnahmen sind oft schon gemacht, wenn man selbst den Patienten dann sieht. Wie vorstellbar kommen auch manchmal mehrere Patienten gleichzeitig in die RST - da ist es gut, wenn der UCO Arzt einem seiner Kollegen einen oder mehreren der Untersuchungsräume klaut und ihr parallel arbeiten könnt. Wie gesagt, bis zur Anmeldung eines Röntgen in 2 Ebenen. Genauso wie es manchmal beinahe den ganzen Tag über in mehreren Räumen parallel laufen kann, gab es auch Tage, wo man gerade einmal 3 Patienten hatte. Dann kann man sich aussuchen, ob man auf die Station geht, in den OP oder im Stützpunkt Kaffee trinkt und den oftmals vorhandenen Kuchen isst.
Ich war viel mit einem Assistenzarzt in der RST, der mir extrem viel gezeigt hat, Tipps bei schwer einschätzbaren Situationen gegeben hat, und mir sobald die Möglichkeit da war beigebracht hat, (Kopf)Platzwunden zu nähen, was ich im Verlauf selbstständig machen konnte.

UCO:
Entspanntes Team, ist bereits bekannt aus der RST. Das Team erfüllt die positivsten der unfallchirurgischen-orthopädischen Klischees. Auf Pizza wird man eingeladen, der Cappuccino wird einem förmlich aufgequatscht, zwischendrin ein Wettstreit nach einem Fehldruck, wer häufiger den Papierkorb aus der anderen Seite des Raumes trifft. Mit den Oberärzten wird geschnackt, diese zeigen dir, worauf man im OP achten muss, um gute Ergebnisse bei TEPs oder Osteosynthesen zu erzielen und erklären dir, welche Auswirkung falsche Herangehensweisen in hierbei hätten. Ehrfürchtig bleibt man somit trotzdem. Nähen kann man selber, wenn es sich anbietet. Ab und an einen K Draht bohren, eine Schraube festziehen oder ne Lavage ist ebenfalls möglich. Es gibt einen alteingesessenen operationstechnischen Assistenten, der bei vielen OPs die 1. Assistenz übernimmt und eher eine ärztliche Rolle einnimmt und ist in ruhigen Minuten auch immer mit Arztzimmer. Ihm fiel auf, wenn ich keinen Cappuccino mehr hatte und hat uns beiden welchen gemacht, hat bei OPs dafür gesorgt, dass ich gut etwas sehe und vor allem auch dafür gesorgt, dass ich bei den richtigen OPs mit dabei sein kann, hat mir im OP Sachen erklärt und mich darauf hingewiesen, wenn interessante Dinge passieren. Im Arztzimmer hat er mir Nahttechniken gezeigt und Lektüre dazu mitgebracht. Selbst in einem sonst schlechten UCO-Tertial hätte er alleine es geschafft, ein gutes draus zu machen.

Allgemeinchirurgie:
Ich habe die meisten meiner Studientage und Urlaubstage gesammelt und dann am Ende des PJs in der letzten Rotation - Allgemeinchirurgie - eingesetzt. Dort war ich dann nur etwas mehr als eine Woche. Die vorangehenden Berichte hier auf PJ-Ranking und auf die Erfahrungsberichte von den anderen PJlern, die in diesem Tertial bereits auf der ACh waren, haben mich abgeschreckt. Im Voraus habe ich eine ACh Ärztin häufiger in der Rettungsstelle gesehen. Sie war sehr freundlich und hat mir gesagt, dass ich mich mal drauf freuen soll, wenn ich endlich aus der UCO raus bin und bei ACH dabei sein kann. Wie gesagt - ich habe ihr aufgrund der anderen Berichte nicht geglaubt - zu Unrecht wohl bemerkt.
Auf der Station angekommen wurden wir freundlich begrüßt und empfangen, wenn auch vielleicht etwas unpersönlich. Eventuell spielte da die Erwartungshaltung aber auch eine Rolle. Uns wurde angeboten, dass wir gerne immer in den OP gehen und mitgucken können, auch wenn man sich vielleicht nicht immer mit Einwaschen könne. Auf der Station müsse halt nur erstmal alles abgearbeitet sein, danach kann man frei entscheiden. Ich glaube das ist schon die Achillesferse der Rotation - es gibt jeden Tag 20-25 Blutentnahmen zu erledigen. Selbst ein geübter PJler braucht dafür seine Zeit. Meine dort gewesen PJ-Kollegen haben mir gesagt, dass sie das manchmal einfach bis 12:00 gemacht haben und dann gegangen sind.
Wir hingegen waren drei Studenten zeitgleich auf der Station: zwei PJler und ein Famulant, der im Ausland studiert und gerade sein 2. Stex geschrieben hat. Somit ging die Anzahl zumindest schonmal /2, wenn einer mal nicht da war und war somit für uns absolut umsetzbar. Ohne diese Last im Hinterkopf war der Alltag dort meiner Ansicht nach sehr angenehm. Auf die tägliche Visite mit dem Chef wird man herzlich eingeladen (beginnt allerdings schon 15 Minuten, bevor man normalerweise da ist, also muss man Initiative dafür haben), der Chef ist gut und erklärt einem bereitwillig Sachen. Die Assistenzärztin, die ich in der RST kennengelernt habe, hat ihr Versprechen gehalten und in den wenigen Tagen, wo ich da war, ein paar ausgewählte OPs auf dem Schirm gehabt, die sie mir zeigen wollte. In den OPs waren auch die Oberärzte gegen meine Erwartungen super freundlich und haben die OPs, bei denen ich dabei war - wie gesagt, ohne dass ich lange dort war und mich mit jemandem "gut stellen" konnte oder in Vorleistung gehen konnte - wie ein Hörbuch vertont und bei jedem Schritt gesagt, was sie gerade machen und worauf ich mal ein Auge werfen soll.
Insgesamt habe ich die Fehltage also ein bisschen fälschlicherweise in die ACH gelegt. Auch wenn ich keinerlei Ambitionen habe, ACH zu machen, waren es spannende Einblicke. Ich hoffe, dass die Abteilung eine Lösung für undankbarere Aufgaben wie das Blutabnehmen oder Bürokram findet, damit auch andere eine schöne Zeit wie ich dort haben können.
Bewerbung
Normale Anmeldung über das PJ-Portal. Hatte meinen Anmeldungs-Startplatz ungefähr in der Mitte der Anmeldezeit.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
EKG
Sonst. Fortbildung
Repetitorien
Tätigkeiten
Notaufnahme
Chirurgische Wundversorgung
Mitoperieren
Rehas anmelden
Braunülen legen
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Poliklinik
Botengänge (Nichtärztl.)
Punktionen
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1