PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Stadtspital Waid (11/2020 bis 2/2021)

Station(en)
Notaufnahme, Gerontotraumatologie, Allgemeinstationen
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Ich habe mir von dem Tertial in der Schweiz sehr viel erhofft, da ich viele positive Bewertungen und Erfahrungen aus der Schweiz gehört habe. Bei mir traf das in diesem Krankenhaus leider gar nicht zu. Rückblickend war die Zeit in der Schweiz die schwierigste des gesamten PJs gewesen.
Aufgrund der Corona-Pandemie waren wir statt 6-8 Unterassistenten (UA - Begriff für PJler in der Schweiz) nur zu zweit. Die meisten UA in der Schweiz kommen aus Deutschland - wegen der Corona-Krise haben sich allerdings nicht viele getraut, ins Ausland zu gehen.
Die Arbeit war demnach sehr anstrengend, da die UA-Tätigkeiten trotzdem gemacht werden mussten. Ich bin selten vor 17-18 Uhr aus dem Krankenhaus rausgekommen und habe dementsprechend viele Überstunden gemacht.

Gutes, das ich mitnehme:
- Viele Assistenzärzte/innen waren sehr verständnisvoll und haben auch versucht, uns Arbeit abzunehmen oder uns zu unterstützen. Zu Beginn meines Tertials hat sich auch eine Assistenzärztin von sich aus bereit erklärt, als UA-Ansprechpartnerin zu fungieren. Zu ihr konnte ich jederzeit mit Problemen und Beschwerden kommen und sie hat sich auch sehr bemüht, Lösungen zu finden.
- Die Pflegekräfte waren je nach Station sehr freundlich und hilfsbereit. Das kannte ich von Deutschland nicht so. Auch im OP herrschte ein weitaus freundlicherer Umgangston, als ich ihn von Deutschland gewohnt war - es war sehr angenehm, dass man nicht grundlos von den OP-Pflegern/innen angeschnauzt wird und für gute Arbeit sogar gelobt wird.
- Die Bewerbung, Organisation, Zimmereinteilung, Dienstplan und Urlaubsplanung läuft über Frau Ramona Prüher vom chirurgischen Sekretariat. Frau Prüher mochte ich sehr. Sie hat stets sehr kompetent, freundlich und schnell weitergeholfen und mit ihr lief alles sehr unkompliziert.
- Während meines Einsatzes in der Notaufnahme habe ich am meisten gelernt. Da durfte ich selbst Patienten betreuen, mit Assistenzärzten/innen oder Oberärzten/innen nachbesprechen und auch selbstständig nähen, Wunden versorgen und weitere Diagnostik/Therapie einleiten sowie die Berichte selbstständig erstellen.
- Das Wohnheim war 5-10 Minuten vom Krankenhaus entfernt. Sehr entspannt, wenn man nach einem langen Tag nur noch heim und ins Bett wollte.
- Die orthopädischen OPs waren entgegen meiner Erwartung sehr entspannt. Die Chirurgen waren freundlich und haben sich über Fragen und Interesse sehr gefreut. Da habe ich auch viel gelernt und durfte auch mal selber Hand anlegen. Die Stimmung bei den viszeralchirurgischen OPs war schlechter - da war ich allerdings nicht oft eingeteilt und habe die OPs auch immer meinem UA-Kollegen überlassen, der sich sehr für Viszeralchirurgie interessiert hat.

Dinge, die ich nich gut fand:
- Keine gute Lehre. Selbst die Assistenzärzte/innen haben sich ständig beschwert, dass kaum bzw. keine Lehre stattgefunden hat. Für UA gab es auch keine eigenen Lehreinheiten. Vieles habe ich praktisch gelernt (z.B. Nähen in der Notaufnahme) oder im OP, aber außerhalb dieser Bereiche hat sich kaum jemand für Lehre interessiert. Es gab zwei Oberärzte, die versucht haben, auch während der Visite einige Dinge zu erklären. Insgesamt habe ich aber nicht sehr viel mitgenommen.
- Sehr hohe Arbeitsbelastung. Das lag natürlich auch daran, dass wir nur zu zweit waren - insgesamt gab es aber kaum Tage, an denen ich mal früher als 17 Uhr rausgekommen bin.
- Wir waren für sämtliche Corona-Abstriche zuständig. Das war sehr nervig, weil es Tage gab, an denen ich gefühlt nichts anderes machte, als von einem Zimmer zum nächsten zu laufen und Patienten abzustreichen. Gelernt habe ich dabei wirklich nichts.
- Oft sehr kurzfristige Einteilung im OP. Man musste dann alles liegen und stehen lassen, was oft sehr nervig war. Vor allem mit den eigenen Patienten in der Notaufnahme war das oft richtig blöd, weil man mitten in der Untersuchung oder in der Patientenvorstellung weg musste und dann nichts mitbekommen hat, wie es mit dem Patienten weiterging. Auch mit den Abstrichen hat sich das oft überschnitten und man musste jeden Nachmittag um 15 Uhr vorbereitet zum Rapport erscheinen. Es gab viele Tage, wo ich nur von einem Punkt zum nächsten gehetzt bin und froh war, wenn ich das OP-Telefon abgeben konnte.

Insgesamt eine wertvolle Erfahrung - leider aber auch das anstrengendste und schlechteste Tertial meines PJs.
Bewerbung
Ich habe ca. 1,5 Jahre im Voraus eine Bewerbung an Frau Prüher geschickt. Da es aber (auch wegen Corona) viele Absagen gab und weniger Bewerbungen waren, wären sicher auch kurzfristig noch Plätze frei gewesen. Was dann jedoch schwierig werden könnte, sind freie Zimmer zum Wohnen. Da muss man auch schon bei der Bewerbung ca. 1,5 Jahre vorher reservieren, um halbwegs günstige Räumlichkeiten zu bekommen.
Unterricht
Kein Unterricht
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
952 CHF

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
6
Betreuung
3
Freizeit
4
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.27