PJ-Tertial Innere in Friederikenstift (11/2020 bis 3/2021)

Station(en)
Gastro/Pulmo, Nephro, ZNA, Intensiv
Einsatzbereiche
Diagnostik, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Hannover
Kommentar
Im Friederikenstift kann man meiner Erfahrung nach sehr gut sein Innere-Tertial verbringen!

Die Randbedingungen stimmen auf jeden Fall: Wir wurden am Anfang um 9 Uhr im Chefsekretariat empfangen und haben jeder eine Mappe mit allen wichtigen Infos, Computer-Zugängen und Namensschild bekommen. Nach der Begrüßung in der Frühbesprechung wurde uns von einer Assistentin das Haus gezeigt: Im Keller gibt es das Wäschelager, wo man alles an Kleidung bekommt, im 2. Stock hinter der Station 2 Ost gibt es ein Zimmer für die PJler. Dort ziehen sich auch noch drei Assistenten um, aber wir haben unsere alte Wäsche immer in eine Ecke geschmissen und dann einmal in der Woche gesammelt runtergebracht. Mittagessen gibt es kostenlos für die Studenten, die Qualität ist mal besser, mal schlechter, aber man kriegt eigentlich immer einen Salat und einen Nachtisch dazu. Durch Corona gibt es nur Einzelsitzplätze, das beeinträchtigt die Kommunikation beim Essen sehr, aber in den Randzeiten (Essensausgabe von 11.30 bis 13.30, also d.h. Randzeiten vor 12 oder nach 13.15 Uhr) kann man da sehr gut mit seinen Mit-PJLern sitzen und quatschen. Feierabend ist offiziell 15 Uhr (da man vom Chef aus eine Stunde Selbststudiumszeit pro Tag hat anstelle eines Studientages pro Woche), das kommt bisschen auf den Assistenten und auf das eigene Arbeitsbewusstsein drauf an: Auf manchen Stationen wurde ich sehr pünktlich oder auch mal früher nach Hause geschickt, bei sehr jungen Assistenten sind die so dankbar, wenn man schonmal einen Brief weiterschreibt, dass ich öfter länger geblieben bin.

Blut-Abnehmen: Die Vorberichte fokussieren sich sehr auf das nervige Blutabnehmen. Das stimmt in gewisser Weise schon, man nimmt eigentlich jeden Tag Blut ab. Im Friederikenstift wird recht offen kommuniziert, dass es für die Assistenten eine unglaubliche Erleichterung ist, wenn der PJler das Blut abnimmt, und dementsprechend sind die Blutentnahmen quasi die Hauptaufgabe des PJlers. Dafür ist man danach quasi frei zu tun und zu lassen, was man will. Wir waren die meiste Zeit fünf PJler für die 5 Innere-Stationen, sodass jeder eine Station übernommen hat. Irgendwann wurde die eine Station zur Corona-Station, sodass wir dort nicht mehr abnehmen mussten. Wir fünf haben uns immer abgesprochen, wer welche Station machen könnte und im Zweifel ausgeholfen, wenn jemand mal Nachtdienste machen wollte oder später kommen musste.

Stationsarbeit: Je nach Station und Assistent habe ich nur die BEs gemacht und mich dann in die Funktion verdrückt, komplett eigene Patienten betreut oder die Assistenten in den nervigen Arbeiten unterstützt, wo es ging (Aufnahmen, Briefe anlegen, Aufklärungen)... Da würde ich sagen, dass es ganz auf dich selber und auf den Assistenten ankommt, wie viel Eigenverantwortung du haben möchtest und wie viel du wirklich selber arbeiten willst. Wir haben recht viel über die verschiedenen Stationen rotiert, konnten uns das aber immer selber einteilen, Hauptsache die Blutabnahmen waren geregelt. Es lohnt sich auf jeden Fall auch auf die Palliativ-Station zu gehen, nicht nur, weil die eine wunderschöne Terrasse zum Kaffeetrinken haben, sondern weil man da auch sehr viel mit in die Funktion kann und die Oberärztin einfach wundervoll ist!

Funktion: In der Funktion gibt es zwei Sono-Räume, dann Gastro-/Kolo-Räume und das Herzecho. Ich war vor allem gegen Ende viel im Sono, wo immer sehr nette Oberärzte waren, die mich schonmal haben schallen lassen, während sie noch den Befund vom vorherigen Patienten getippt haben. Zu Beginn meines PJs war ich noch etwas von der Sono-Schwester verschreckt, die sich am Ende aber als sehr nett und kompetent herausstellte, aber einfach klipp und klar gesagt hat, dass in Corona-Zeiten nicht mehr als ein PJler pro Sono-Raum zugucken kann. Hat sie ja auch Recht! Bei den Gastros/Kolos habe ich kaum noch zugeguckt, nachdem der eine Oberarzt deutlich gesagt hat, dass ihn Studenten nerven. Im Herzecho hingegen war es wieder sehr cool und die Oberärzte auch sehr daran interessiert, einem was beizubringen.

PJ-Unterricht: Es gab einmal die Woche eine PJ-Fortbildung, die mal vom Chef selber, mal von einem der Oberärzte gemacht wurde. Die Themen variierten je nach Oberarzt, oft konnten wir uns aber auch selber aussuchen, worüber wir was lernen wollten. Normalerweise hätte man auch den PJ-Unterricht von anderen Fachrichtungen bzw. von den Parallelkrankenhäusern (Anna- und Henriettenstift) mitmachen können, das war mit Corona leider etwas schwierig. Vor allem der EKG-Kurs, der im Henri stattfindet und wirklich sehr gut ist, konnte von uns aus immer nur in reduzierter Anzahl besucht werden bzw. wurden wir beim ersten Termin leider wieder weggeschickt, weil der Raum zu voll war. Ist der Corona-Situation geschuldet und kann man auch gut verstehen, führte jedoch irgendwie letztlich dazu, dass wir kaum hingegangen sind.

Corona: Natürlich war auch dieses Tertial von Corona beeinflusst. Das Hygienekonzept des Krankenhauses hat am Anfang sehr gut funktioniert, dass nämlich alle Corona-Verdachtsfälle auf einer Station gesammelt und positive Patienten nach dem Testergebnis in das Parallelkrankenhaus gelegt werden. Leider flog uns die ganze Sache nach drei Monaten einmal ziemlich um die Ohren, sodass ganze Stationen geschlossen oder auf reduzierter Kapazität gefahren werden mussten. Gegen Ende hatte ich aber das Gefühl, dass sich das Ganze wieder beruhigt hat, die Stationen wurden wieder aufgemacht. Man kann sich einmal in der Woche mit einem Schnelltest testen lassen und bei begründetem Verdacht (K1-Kontakt zu jemanden, der dann doch positiv geworden ist) kriegt man auch einen PCR-Test.

Mein Fazit:
Sehr gutes Tertial mit soliden Randbedingungen (Aufwandsentschädigung, freies Mittagessen, pünktlicher Feierabend um 15 Uhr, keine Pendelei) in einem sehr netten Haus (alle Assistenz- und die meisten Oberärzte wirklich sehr nett; viele der jüngeren Assistenten haben verständlicherweise noch wenig Zeit und Energie, dem PJler viel beizubringen, aber sind dafür umso dankbarer für jede Hilfe; bei den erfahrenen Assistenten lernt man dafür viel), wo man zwar keine ausgefallenen Krankheitsbilder wie an einer Uniklinik sieht, dafür solide die Basics der Inneren Medizin lernt sowie nach dem Tertial ein Blutabnahme- und Viggo-Profi ist!
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
EKG
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Notaufnahme
Blut abnehmen
Röntgenbesprechung
Patienten aufnehmen
Braunülen legen
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
649

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.73