PJ-Tertial Anästhesiologie in Krankenhaus Hedwigshoehe (7/2020 bis 9/2020)

Station(en)
OP und ITS
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Ãœberblick:
Ursprünglich hatte ich mein Wahltertial in der Anästhesie mit langer Vorlaufzeit in der Schweiz geplant, da man dort als "UnterassistentIn" in der Anästhesie nach mehrwöchiger Einarbeitung komplett selbständig Narkosen (bei ASAI/II-Patienten) durchführen darf. Aufgrund der Grenzschließungen wegen Corona habe ich mich dann jedoch entschieden in Berlin zu bleiben und das Tertial in Hedwigshöhe zu absolvieren. Glücklicherweise durfte ich aber auch dort sehr selbständig arbeiten und konnte in dem Tertial nicht nur super viel lernen, sondern habe auch sehr viel Spaß gehabt.

Die Organisation war optimal: am ersten Tag wird man sehr lieb empfangen und durch das gesamte Haus geführt. Man erhält alle PC-Zugänge, die Schlüssel zur OP-Umkleide und für die ITS. Grundsätzlich wird das Tertial gesplittet: zuerst war ich acht Wochen im OP und dann vier Wochen auf der ITS (da ich meine übrigen Fehltage wie die meisten am Ende des letzten Tertials genommen habe, sonst wäre ich auch acht Wochen auf der ITS gewesen). Außerdem durfte ich mit in die Prämed-Sprechstunde sowie (auf Nachfrage) ein paar Tage in die Schmerzambulanz im St. Hedwig, dem Schwester-Krankenhaus in Mitte, was ich auch jedem nur empfehlen kann (die zuständige Ärztin ist total nett und bespricht die PatientInnen ausführlich mit einem). Es wurde wirklich alles möglich gemacht, um einen breiten Einblick in die Anästhesie zu bieten. Zudem bekommt man jeden Tag ein freies (jedoch eher mittelmäßiges) Mittagessen in der Cafeteria.

Allgemein zum Haus und zum Anfahrtsweg: Hedwigshöhe ist ein kleines und familiäres Haus (schnell lernt man auch die ÄrztInnen der anderen Fachgebiete kennen), was ich generell sehr angenehm finde. Es liegt leider etwas "weit ab vom Schuss" (zumindest von der Stadtmitte betrachtet), sodass es vor allem - es sei denn man hat nichts gegen sehr lange Fahrtzeiten- für Menschen zu empfehlen ist, die im Süden bzw. Osten von Berlin wohnen.

Tagesablauf im OP:
Der OP-Trakt ist relativ klein. Es gibt 3 OP-Säle, einen für die Allgemein-/Viszeralchirurgie, einen für die Orthopädie/Traumatologie und einen für die Endoprothetik.
Zuerst trifft sich das Anästhesie-Team morgens und bespricht die PatientInnen, die an dem Tag eine Anästhesie erhalten sollen. Das Team der ITS gesellt sich dann noch kurz dazu, um zu besprechen, ob und wann PatientInnen ggf. auf die ITS verlegt werden müssen. Danach geht es in den OP.
In der ersten Woche schaut man noch zu und bereitet die PatientInnen mit der Pflege zusammen vor (Flexülen legen usw.). Das Team der AnästhesiepflegerInnen ist sehr lieb, beantwortet jederzeit Fragen und möchte auch den zukünftigen ÄrztInnen gerne was beibringen.
Im Verlauf übernimmt man dann auch (unter Aufsicht) mehr und mehr ärztliche Aufgaben. Ich hatte das Glück die allermeiste Zeit mit dem leitenden Oberarzt unterwegs zu sein. Er fragt und erklärt nicht nur sehr viel, sondern kann auch praktische Vorgehensweisen (Maskenbeatmung, Intubation, Legen der LAMA, Umgang mit den Perfusoren und Beatmungsgeräten, zentrale und periphere Regionalanästhesien, Legen arterieller Verweilkanülen, ZVKs usw.) didaktisch sehr gut vermitteln. Auch wenn ich schon vorher einige wenige Male in der Famulatur intubiert hatte, habe ich den richtigen Ablauf erst bei ihm verinnerlicht. Er lässt einen Stück für Stück mehr machen, bis man irgendwann ÄrztIn "spielen" darf, also die Einleitung, Narkoseführung und Ausleitung selbständig durchführt und er nur noch zuschaut und ggf. eingreift, wenn man was falsch macht. Das war super lehrreich und ich habe es als absolute Bereicherung empfunden mit ihm im Saal zu sein!
Auch die anderen ÄrztInnen, mit denen ich im OP war, haben gerne erklärt, Fragen beantwortet und einen (unter Aufsicht) selbständig arbeiten lassen.
Generell werden häufig (ultraschallgestützte) periphere Regionalanästhesien durchgeführt und man kann dabei, ebenso wie beim Legen von PDKs immer zuschauen, wenn man möchte.

Tagesablauf auf der ITS:
Die Frühschicht beginnt mit der Visite, sodass man relativ schnell einen guten Überblick über die PatientInnen erhält. Im Verlauf kommt auch das Team der Chirurgie dazu, um die chirurgischen PatientInnen zu besprechen. Nach der Visite gibt es eine kurz Frühbesprechung mit dem AnästhesistInnen, die an dem Tag im OP eingeteilt sind. Danach wird beim Kaffee besprochen, wer welche PatientInnen übernimmt und was für den Tag geplant ist. Außerdem kommt noch ein Facharzt aus der Kardiologie, um das Vorgehen bei den kardiologischen PatientInnen zu besprechen. Überall kann man immer mitgehen und Fragen stellen. Nach einigen Tagen darf man auch eigenständig PatientInnen betreuen, d.h. man erhebt den Status und plant die weitere Therapie und Vorgehensweise. Dafür erhält man alle notwendigen PC-Zugänge und kann nicht nur alles Wichtige dokumentieren und Briefe schreiben, sondern auch (nach Rücksprache) Therapien verordnen und Untersuchungen etc. anmelden. Man arbeitet also wirklich wie ein/e Assistenzärztin, aber eben mit nur einem/r oder zwei PatientInnen. Wir durften z.B. auch regelmäßig ZVKs und Arterien legen. Im Laufe des Vormittags wird dann gemeinsam gefrühstückt, was ich als wahnsinnig bereichernd empfunden habe. So kommt man mit allen Teammitgliedern (auch mit dem sehr netten Team der Pflege) ins Gespräch, was den Teamgeist meiner Meinung nach langfristig sehr positiv beeinflusst. Auch der leitende Oberarzt auf der ITS ist sehr engagiert und gewillt einem viel zu erklären und Fragen zu beantworten. Er betont ausdrücklich, dass man Fragen stellen soll, was für ihn auch ein Indiz dafür ist, dass man sich für die (Intensiv-) Medizin interessiert. Gegen Mittag geht das Team zusammen in die Röntgenbesprechung, wo man auch wirklich einiges lernen kann. Wenn das REA-Team gerufen wird, kann man selbstverständlich immer mitgehen und ggf. auch aktiv bei Reanimationen mithelfen. Auch wenn mal nicht viel zu tun war auf Station, gab es immer jemanden, der Lust hatte mit einem zu sonografieren oder ähnliches. Gern hat der leitende Oberarzt z.B. auch Fallbeispiele mit uns (PJlerInnen und AssistenzärztInnen) besprochen, wenn die Zeit dazu da war. Alles in allem eine absolut lehrreiche Zeit!

PJ-Unterricht: Das gesamte Team in Hedwigshöhe war diesbezüglich sehr engagiert. Alle PJlerInnen dürfen an allen Fortbildung der verschiedenen Fachgebiete teilnehmen. Zu Beginn bekommt man einen Plan mit den Infos, wann und wo die Fortbildungen stattfinden und so kann man nicht nur an den Fortbildungen in der Anästhesie (vom Chefarzt persönlich gehalten), sondern auch an denen der Radiologie, der verschiedenen internistischen Abteilung und der Psychiatrie/Psychosomatik teilnehmen.

Fazit:
Das Anästhesie/ITS-Team ist wirklich super nett und engagiert und auch persönlich an einem interessiert. Insgesamt war es ein richtig tolles Tertial, in dem ich viel gelernt habe und das ich absolut weiterempfehlen kann!
Bewerbung
Regulär über das PJ-Portal
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Bildgebung
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Prüfungsvorbereitung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Punktionen
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Braunülen legen
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07