PJ-Tertial Chirurgie in Spital Menziken (9/2020 bis 12/2020)

Station(en)
Chirugie, Notfall, OP
Einsatzbereiche
Diagnostik, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich kann ein chirurgisches Tertial in Menziken absolut empfehlen.

Allgemeines:
Die Bewerbung war sehr unkompliziert und auch kurzfristig noch möglich. Man erhält sehr schnell Antworten, kann viele Fragen unkomploiziert klären und muss sich um weniges selbst kümmern. Die Sekretärin Therese Wanderon hilft einem mit den Unterlagen, ist sehr nett und zuvorkommend.
Auch die Anmiete eines Zimmers ist gar kein Problem. Es gibt ein Personalwohnhaus mit Appartements und eine "WG" in einem kleinen Einfamilienhaus.
Am ersten Tag kriegt man alles Benötigte ausgestellt, Mitarbeiterausweis, Zugang zum System etc. Man ist also von Tag eins an uneingeschränkt arbeitsfähig und muss nicht, wie in Deutschland häufig, tage- oder wochenlang auf irgendwelche Zugänge warten.

Ablauf:
Man ist je nach Anzahl an PJ-lern sowohl auf der Station/OP, auf dem Notfall und als besonderes meiner Zeit für Corona-Abstriche eingeteilt. Man ist wöchentlich eingeteilt, sodass man eine gute Routine über die Zeit entwickeln kann und sich bei jeder tätigkeit eine gewisse Routine einstellen kann.

Station/OP:
Morgens nimmt man am interdisziplinären Rapport teil und lernt die aufgenommenen Patienten des Vortages kennen. Einmal die Woche folgt ein Vortrag eines Assistenten zu einem Wahlthema. So einen Vortrag hält man dann auch im Laufe des Tertials.
Danach geht es an die Stationsarbeit und daran die Visite vorzubereiten. Nach kurzer Einarbeitung ist man hier sehr selbstständig unterwegs. Man spricht sich mit dem Assistenten ab, welche Briefe noch zu schreiben sind, wer entlassen wird, was sonst noch am Tag ansteht. Außer Medikamente verordnen ist man hier also "quasi" als Assistenzarzt tätig. Weitere Aufgabe der PJler ist die Aufnahme neuer Patienten. Hier ist eine Anamnese und eine körperliche Untersuchung notwendig. Also eine gute Gelegenheit um in diesen Tätigkeiten Routine zu erlangen. Je nach OP-Plan tritt man dann für verschiedene OP-Assistenzen in den OP ein. Dort ist die Stimmung sehr gut, sowohl die OP-Pflege, als auch die Anästhesie und die Operateure sind sehr nett, heißen einen willkommen und erklären gerne auf Nachfrage.
Die meisten Operationen fallen ins Gebiet der Orthopädie. Nach einiger Zeit werden solche Assistenzen wie Knie-TEP oder Hüft-TEP natürlich weniger spannend, aber man darf viel selbst machen. Sei es Drainagen annähen oder die Wundnaht machen. In der Allgemeinchirurgie bei Dr. Simone Cober oder dem Chefarzt Dr. Markus Cober und Stefan Wichmann darf man sehr viel selbstständig arbeiten. Nach einiger Zeit ist es so keine Seltenheit, dass man einen Abszess nahezu selbstständig spalten darf, oder einen Vac-Wechsel/Einlage vornehmen darf. Das ist wirklich super und macht Lsut auf chirurgisches Arbeiten.

Notfall:
Der Notfall ist interdisziplinär. Das heißt dort werden von den gleichen Ärzten sowohl internistische, als auch chirurgische Patienten betreut. Als PJ-ler habe ich das immer als äusserst positiv empfunden. Man hat dort die Möglichkeit Patienten komplett selbstständig zu betreuen, das heißt von Anamnese über Diagnostik bis zur Therapie. Man hält dann Rücksprache mit dem diensthabenden Assistenten oder wendet sich direkt an die Oberärzte. Auch hier ist das Arbeiten der späteren Tätigkeit als Assistenzarzt schon sehr nah. Man sieht dort das ABC der Grundversorgung. Von internistischen Problemen, wie Schwindel, unklaren Synkopen etc. bis zu chirurgischen Notfällen wie akute Abdomen, Frakturen oder auch RQWs. Der Notfall bringt wirklich Spaß.

Pickett:
Wie häufig in schweizer Spitälern muss man Rufbereitschaften antreten. Je nach Anzahl der verfügbaren PJler ist dieser Dienst mal mehr, mal weniger häufig. Man muss dann zur Verfügung halten und innerhalb von 30 minuten im Spital sein können. Während meiner Zeit dort musste man an dem Pickett-Tag Corona-Abstriche machen. Das ist zwar keine tolle Tätigkeit, muss aber leider gemacht werden. Wir konnten uns als PJler jedoch in die Organisation mit einbringen und Kritik äussern, die stets beachtet wurde. Am Ende war auch das eine gute Erfahrung, denn man konnte etwas bewegen, ins positive beeinflussen und hat sich wertgeschätzt gefühlt.
Ca. alle vier Wochen gibt es dann auch einen Wochenendpickettdienst. Ob man für Operationen oder für den Notfall reingerufen wird ist sehr unterschiedlich. Durchschnittlich würde ich jedoch sagen wird man einmal pro Dienst angerufen.
Die Dienste werden mit 60 Franken pro Dienst zusätzliche entlohnt. Man kommt pro Monat ca. auf 5-6 Pickett-Dienste, sodass es sich finanziell auch lohnt.

Stimmung:
Die Stimmung im ganzen Haus ist wirklich einmalig. Von der Putzfrau, über die Pflege, die Assistenzärzte bis zum Chefarzt, alle sind sehr nett, interessieren sich für ihre Kollegen, werden gedutzt und schätzen die Zusammenarbeit. Ich habe das in Deutschland so noch nicht erlebt.

Lehre:
Jeden Nachmittag gibt es einen weiteren Rapport. Dort wird die chirurgische Station besprochen und die Röntgen- und CT-Bilder des Tages besprochen. Dieser Rapport dauert gerne mal eine Stunde, da es eher eine Lehrstunde als eine Besprechung ist. Jedes Bild wird ausgiebig mit den PJlern diskutiert. In einer stets wohlwollenden Atmosphäre kann man hier Gedanken einbringen, ohne die Angst zu haben sich zu blamieren. Den Ärzten ist wirklich wichtig, dass man ein chirurgisches Grundverständniss erlangt und sind nicht böse über Falschantworten.
In Meiner Zeit haben wir einen Nahtkurs und zwei Ultraschallkurse gemacht.

Freizeit:
Die Schweiz und auch die Region um Menziken bietet vieles für Tagesausflüge. Sei es Wandern in den Bergern um den Vierwaldstädtersee (ca. 30-60 min Fahrt), Städtetrips nach Luzern (20min), Bern (60 min) oder Zürich (50min) oder Baden im Hallwillersee um die Ecke (15 min mit dem Auto). Menziken als solches bietet zwar nicht viel, aber falls man Lust hat kann man hier ins Fitnessstudio gehen. Das Zusammenleben in der WG war super. Ich hatte das Glück, dass alle anderen PJler und auch die Assistenten sehr interessiert waren gemeinsame Ausflüge, Abendessen oder Filmabende zu unternehmen. Es war eine super schöne Zeit und ich habe einige Freunde gefunden.


Fazit:
Mit dem Spital Menziken kann man meiner Meinung nach nichts falsch machen. Man darf sich sehr aktiv einbringen, kann chirurgische Grundfertgikeiten lernen, wird stets wertgeschätzt und kann noch dazu etwas dazu verdienen. Es war wirklich eine super Zeit.
Bewerbung
sehr variabel. Auch kurzfristige Bewerbungen können erfolgreich sein.
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Bildgebung
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Prüfungsvorbereitung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Mitoperieren
Notaufnahme
Gipsanlage
Briefe schreiben
Punktionen
Chirurgische Wundversorgung
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Untersuchungen anmelden
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1500 Franken
Gebühren in EUR
ca. 350 Franken für die Unterkunft

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1