PJ-Tertial Chirurgie in Spital Maennedorf (3/2020 bis 6/2020)

Station(en)
Chirurgische Stationen, Notaufnahme
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Duesseldorf
Kommentar
Klinikalltag und Lehre
Aus Erfahrungsberichten von Kommilitonen hatte ich hohe Erwartungen an die Ausbildung während des praktischen Jahres in der Schweiz. Leider wurden diese enttäuscht. Anfangs gab es gar keinen PJ Unterricht, so wie ich ihn aus Deutschland kenne. Als sogenannte Unterassistentin war man entweder auf Station oder auf dem Notfall (in der Notaufnahme) eingeteilt. Auf Station war es leider nicht einmal vorgesehen, die Visiten zu begleiten. Dort hatte man als PJ-ler
feste Aufgaben. Zum einen war man für die Eintritte (Aufnahmen) aller chirurgischen Stationen zuständig. Bei sehr vielen belegärztlichen Patienten handelte es sich dabei meist um 10-15 pro Tag. Ein weiteres Aufgabenfeld stellte die Assistenz im OP dar. Die meisten Operateure waren sehr freundlich, einige haben auch etwas erklärt und selten durfte man auch mal nähen oder Osteosynthesematerial entfernen. Insgesamt war man aber doch meist der „Hakenhalter“. Durch
viele orthopädische Belegärzte haben Orthopädie-Begeisterte die Möglichkeit viel zu sehen und zu assistieren. Die dritte Aufgabe war die Vorstellung der Operationen des Folgetags im Nachmittagsrapport. Dazu hat man die Patientenakten durchgeschaut und alle relevanten Informationen kurz und knapp zusammengefasst präsentiert.
Wenn man in der Notaufnahme eingeteilt war, konnte man, abhängig vom diensthabenden Arzt natürlich, auch eigenständig Patientin betreuen und
Wundversorgungen durchführen. Die Zeit in der Notaufnahme war folglich sehr lehrreich und spannend. Der Versorgung von Wunden mittels
Einzelknopfnähten habe ich am Ende mit kurzer Supervision selbstständig durchgeführt. Vor allem aus dem Bereich der Unfallchirurgie konnte ich viel mitnehmen.
Die Stimmung im Team war super und auch fast alle Ärzte und Ärztinnen sehr nett. Die Hierarchien sind deutlich flacher als in Deutschland. Mit den Assistenten, die auch in Männedorf wohnen, haben wir auch in der Freizeit Zeit verbracht. Ich gehe davon aus, dass sich durch den neuen Chef, der seit Januar dort ist, noch einiges an der Lehre ändern wird. Allerdings bedarf es dafür struktureller Änderungen und deshalb glaube ich, dass es noch etwas dauern wird, bis sich eine Lehrvisite oder PJ-Unterricht etabliert. Für Studierende, die ein chirurgisches Fach als Arzt anstreben, halte ich das Spital Männedorf daher nicht für die beste
Option im PJ. Außerdem würde ich empfehlen, sich als Gruppe von 4-5 Studierenden zu bewerben, damit man in der Klinik genug Zeit hat, zu lernen und außerdem genug Zeit hat, die wunderbare Umgebung zu genießen.
Die Wochenenddienste und Bereitschaftsdienste unter der Woche, mussten unabhängig von der Anzahl der PJler aufgeteilt werden. Da wir nur zu dritt waren,
hatten wir also jeden dritten Tag Bereitschaftsdienst und mussten jedes dritte Wochenende arbeiten.

Unterkunft
Für 100 Schweizer Franken im Monat kam ich in dem zum Spital gehörigen Wohnheim unter. Alle Gemeinschaftsräume werden unter der Woche durch Reinigungspersonal gereinigt. Das Wohnheim ist recht alt und soll demnächst abgerissen werden. Es gibt aber ein neues Wohnheim, das modern sein soll, in dem es allerdings keinen Aufenthaltsraum gibt. Insgesamt habe ich mich sehr wohl gefühlt. Die Unterkunft liegt 5 Gehminuten vom Spital und 10 Gehminuten vom Bahnhof und See entfernt.

Leben und Freizeit
Männedorf ist ein wunderschöner Ort, direkt am Zürichsee gelegen mit Blick auf die Alpen. In 20 Minuten ist man mit der Bahn in Zürich. Die Umgebung ist traumhaft. Auch ohne Auto hat man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln die Möglichkeit, zu reisen und verschiedenste Orte zu besuchen und zu besichtigen. Im Nachhinein würde ich allerdings doch empfehlen, mit dem Auto anzureisen. Die Flexibilität ermöglicht einem, auch die kleineren Orte anzuschauen und die schöneren Wanderungen, die etwas abgelegen liegen, zu machen. Der See direkt vor der Haustür lädt zum Schwimmen ein und die Berge zum Wandern.
Ein kleiner Tipp noch: Für 134 CHF im Monat kann man im ganzen Kanton Zürich mit einem 9-Uhr-Ticket umherfahren und alle Verkehrsmittel nutzen. Wenn man nur ein bisschen was unternehmen will, lohnt sich dies sehr schnell. Das Ticket sollte man erstmalig an einem Schalter erwerben, da dieses auf dem sogenannten Swiss Pass ausgehändigt wird.

Fazit
Insgesamt hat mich der Aufenthalt in Männedorf bereichert. Auch wenn meine Erwartungen an die Ausbildung in der Klinik nicht erfüllt wurden, konnte ich trotzdem viel über die Versorgung chirurgischer Patienten mitnehmen. Gerne hätte ich vor allem über die Viszeralchirurgie noch deutlich mehr gelernt. Besonders gut gefallen hat mir der menschliche Umgang und die Freundlichkeit in der Klinik und die traumhafte Umgebung. Ärgerlich war, dass die Freizeitmöglichkeiten durch Corona deutlich begrenzt waren.
Bewerbung
Ich habe mich etwa 1,5 Jahre vorher per Email beworben.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
850
Gebühren in EUR
100 € für die Unterkunft

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
4
Unterricht
5
Betreuung
3
Freizeit
4
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.8