PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Immanuel Klinik Ruedersdorf (5/2020 bis 9/2020)

Station(en)
Visceral-, Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Kurz: Die Chirurgie kann ich hier ganz klar nicht weiterempfehlen. Kaum Teaching, wenig Praktisches möglich, sehr viel Dokumentationsarbeit (einzige Tätigkeit in der UCH), öfters schlechte/angespannte Stimmung auf Station.

Allgemeiner Ablauf:
Man ist je 8 Wochen in der Visceral- und Unfallchirurgie eingeteilt. Morgens um 6.55/7.00 Uhr geht die Visite auf den jeweiligen Abschnitten der Station los (2 ,,Visceral-Teams und 1 Unfall-Team“), die i.d.R. aus je einem OA, AA und PJ-ler besteht. Die Aufgabe des PJlers ist es dabei mit dem AA alles gesagt zu notieren und nachher in die elektronische Akte zu schreiben und ggf. Anmeldungen für Physio, Röntgen und andere Untersuchungen zu machen. Um ca. 7.45 Uhr ist die Morgen-Bespechung, wo die anstehenden OPs besprochen werden und die Entlassungen und der Diensthabende Arzt ein paar Bilder aus dem Dienst zeigt. Danach mach man weiter mit der Dokumentationsarbeit, legt Flexülen und nimmt bei den Patienten, wo es die Pflege nicht geschafft hat, Blut ab. Ggf. geht man im Laufe des Tages in die OP als 2. Assistenz (Kamera oder Haken halten) und darf durchschnittlich bei jeder 2. Op nähen (Hautnaht, zu 90% aber nur kleine Schnitte für die Trokare). Die restliche Zeit ist man auf Station und legt Briefe an, wobei es für die meisten Eingriffe Vorlagen gibt und man nur die Radio-Befunde abtippen muss, den Verlauf leicht anpassen und den Aufnahmebefund aus Stichpunkten in Sätze umschreiben muss. Um 15:30 ist Nachmittags-Besprechung, wo ggf. Besonderheiten/Probleme von den Ops und Patienten besprochen werden und meist noch 2-3 Bilder von neuen Patienten aus der Rettungsstelle angesehen werden. Manchmal wurde anhand eines Bildes 5 Minuten was zum Krankheitsbild für die PJler erzählt. Danach durfte man gehen und die OÄ haben Visite auf Intensivstation gemacht (wo man wegen dem Infektionsrisiko nicht mitgehen sollte). 1x/Woche ist Chefarzt-Visite in der Visceralchirurgie nach der Morgenbesprechung für ca. 15 Minuten (bei 20 Patienten…), jedoch ohne Lehre. Jeden Donnerstag gibt es um 14 Uhr ein Seminar für die PJler des Hauses, wobei diese wirklich jede Woche auch stattfand oder sonst nachgeholt wurde. Im Gegensatz dazu gab so gut wie keinen Unterricht auf Station, manchmal haben die OA in der Visceralchirurgie kurz was während der Visite erzählt oder Sprechstunde und 2x im gesamten Tertial hat sich ein OA extra 15 Minuten Zeit genommen und uns 2 Knoten gezeigt und die Techniken bei Hämorrhoiden-OPs erklärt. Abgesehen davon musste 2-3x/Woche einer der PJler im Corona-Zelt bei den Abstrichen helfen (Stäbchen dem Arzt anreichen, Info-Blätter aushändigen..).

OP:
Es gibt 2 OP- Säle, einen für Allgemeinchirurgie und einen für die Unfallchirurgen (+ 2 gynäkologische Säle). Im Allgemeinchirurgischen-Saal steht ein Davinci-Roboter, mit dem der CA ca. 2x/Woche operiert und der OA assistiert. Bei den OPs kann man über die 2. Konsole in 3D zugucken und es wurde öfter erklärt, was man da sieht (wobei es eig. nur 2 Arten von Ops gab: Colon/Rektum- und Magenteilresektion). Bei den Allgemeinchirurgischen OPs wurde meist ein PJler gebraucht, der die Kamera hält oder einen Haken und ab und zu wurde ein bisschen zur OP erklärt. In den Unfallchirurgischen-OPs durfte man nie assistieren, auch nicht als einziger PJler in der Unfallchirurgie. Die Ausnahme waren Hüft-TEPs, bei den man eine Stunde ein Bein in ,,4er-Position“ hochhalten musste (mit der rechten Ellenbeuge den Patienten-Unterschenkel (+ gesamtes Bein) hoch- & festhalten während man mit dem rechten Zeige- und Mittelfinger unter dem Bein hindurch einen Haken an der Hüfte auf Zug hält…), dabei wurde einem auch nichts erklärt zum Eingriff. Außerdem musste Mittwochs immer ein PJler länger bleiben und bei den Hüft- und Schulter-TEPS vom Belegarzt halten.
In der Unfallchirurgie lief es generell so ab, dass nach der Morgenbesprechung die OÄ und der Fach- und Assistenzarzt in den OP gegangen sind und die PJler für die Stationsarbeit abgestellt wurden, d.h. Briefe schreiben, Verläufe und Anmeldungen (Röntgen, CT, Physio, Konsile). In der Visceralchirurgie muss man ca. 3 Briefe pro Tag und PJler schreiben, in der Unfallchirurgie waren es bis zu 7 Briefe pro Tag pro PJler (1-2). Während meiner Zeit in der Unfallchirurgie hab ich mehrmals den Facharzt und Oberarzt gefragt, ob ich mal assistieren darf (außer Hüft-TEPs, wobei ich persönlich bei diesen auch nicht assistiert habe bzw. gefragt wurde, da mir einfach die körperliche Kraft im Arm gefehlt hat und ich bei dem einen Mal nach 40 Minuten ausgetauscht werden musste). Leider durfte ich nicht, da ja einer die Stationsarbeit machen muss (= der PJler), während alle anderen operieren. Einmal war ich Mittags mit allem fertig und hab dies dem OA gesagt und durfte dann tatsächlich assistieren, jedoch als 2. Assistenz bei einer Materialentfernung am Unterschenkel, d.h. ich stand auf der anderen Seite vom OP-Gebiet, konnte nichts sehen und es wurde nichts erklärt.

Rettungsstelle/Aufnahmen:
Einer der Ärzte war immer im Aufnahmezentrum (AZ) eingeteilt und hat die stationäre Aufnahme gemacht. Als Pjler konnte man mitgehen, durfte jedoch niemanden alleine aufnehmen oder ,,unter Aufsicht“, aber man durfte mit auf den Bauch tasten und die Lunge abhören.
In der Rettungsstelle war es ähnlich. Aus anderen Häusern war ich es gewohnt, dass immer ein Chirurg in der Rettungsstelle ist und man (außer im ,,Notfall“) als Student zu erst zum Patienten kann, Anamnese und KU macht, dies mit dem Arzt bespricht und dann zsm nochmal zum Patienten geht. In Rüdersdorf ist immer den Diensthabende Arzt für die Rettungsstelle zuständig (ab 10 Uhr, zw. 8-10 Uhr ist es der AZ-Arzt). Dieser sitzt jedoch auf Station und hilft da mit und geht dann runter in die Rettungsstelle, wenn ihm im System ein Chirurgischer-Patient angezeigt wird und kommt danach wieder hoch. Als PJ-ler hat man leider keinen Zugang für das ,,Rettungsstellensystem“ und muss versuchen während der Erledigung von Dokumentationsarbeit zu gucken, wann der Diensthabende runter geht. Dort kann man dann wie im AZ ggf. auch mal auf den Bauch tasten oder Auskultieren bzw. ergänzende Fragen stellen.

Organisation/Umgang PJler:
Die Immanuel-Klinik hat erst seit Anfang 2020 PJler als Lehrkrankenhaus der MHB. Auf den anderen Station darf man sich den Studientag frei nehmen, in der Chirurgie muss man am ersten Tag einen festen Wochentag für das ganze Tertial wählen (aber immerhin hat man einen).
Die ersten vier Wochen waren wir nur zu zweit in der Chirurgie (je einer UCH, ACH) und es gab viel zu tun: viel zu halten und zu schreiben, sodass man kaum zum Mittagessen kam und auch vom UCH OA gesagt wurde, dass es bessere wäre erst mal keine Studientage zu nehmen. Ab Ende Juni waren wir dann 6 Pjler (2 UCH, 4 ACH), was laut CA viel zu viele sind und jeder PJler musste einen Tag der Woche fest seinen Studientag nehmen (bzw. an einem Tag 2), was u.a. dazu führte, dass einer der PJler Donnerstags nie am PJ-Seminar teilnehmen konnte. Mit mehr PJlern war es entspannter, aber leider gab es auch weniger Möglichkeiten zu assistieren, sodass man Größtenteils nur noch Briefe und Verläufe geschrieben hat oder auf Station Selbststudium gemacht hat. Als ich angesprochen habe, dass ich gern mehr praktisches (z.B. in der RST) statt Dokumentationsarbeit machen würde, wurde nur gesagt, dass tägliches Briefe schreiben zum Arztberuf und PJ dazu gehöre und es nicht möglich wäre mehr praktisches/selbstständig zu machen. Zudem wurde meine Unzufriedenheit durch die OÄ auf meinen Facharztwunsch zurückgeführt (wenn man nicht Chirurg werden will, kann man auch gar kein Spaß/Interesse im chirurgischen Tertial haben, ,,früher haben wir und um die PJ-Plätze geprügelt“, etc.). Immerhin wurde einem erstmalig nach dem Gespräch Angeboten, in die OA-Sprechstunden mitzugehen. Ein anderes Problem war das Sammeln der Studientage. Bei der Begrüßung am ersten Tag wurde vom PJ-Beauftragten (CA der Inneren) und der für die PJler zuständigen Sekretärin gesagt, dass man einen Studientag pro Woche hat und man nach Ansage Studientage sammeln darf. Zu Beginn hat der CA der Chirurgie nichts hierzu gesagt, aber als wir 6 PJler waren gab es die Ansage, dass ein Sammeln von Studientagen nicht möglich sei. Als ich meinte, dass aber zu Beginn was anders gesagt wurde und ich die entsprechenden Tage gesammelt und eig. schon verplant habe, wurde nur gesagt, dass es keine Extrawurst geben wurde. Daraufhin habe ich und der andere PJler vom Anfang dem PJ-Beauftragten (CA der Inneren) geschrieben und die Situation geschildert und gefragt, ob er den Sachverhalt klären kann. Dies hat im Endeffekt nur dazu geführt, dass der PJ-Beauftragte meinte, dass natürlich der CA der Chirurgie die ,,Hoheitsgewalt“ über die Chirurgie-PJler habe und seine eigenen Regeln machen könne. Zu diesen Regeln gehörte u.a., dass man angebliche eine Krankschreibung brauchte, sobald man fehlt und einen Urlaubsantrag stellen muss (laut dem man nur 6 Tage pro Tertial hat), wenn man sich seine Fehltage nehmen will (was erst nach mehren Diskussionen und Erklärungen der Fehltag-Regelung revidiert wurde).
Zudem fühlte sich der CA der Chirurgie wegen der Email an den PJ-Beauftragten übergangen, was in einem 10-Minütigen ,,Gespräch“ geendet hat, indem uns ausführlich geschildert wurde wie unkollegial, selbstzentriert und schlechte (angehende) Ärzte wir sind. Hinzu kommt, dass der CA der Inneren mir ausrichten lassen hat, dass ich durch die ,,Androhung“, dass ich meine Fehltage am Ende gesammelt nehmen will falls ich doch nicht Studientage sammeln darf, eine Kündigung berechtigen würde, falls ich richtig angestellt wäre… Dies hing vllt. damit zusammen, das der Chirurgie-CA meinte, Fehltage wären nur für Notfälle (Unfall, Rohrbruch) zu nehmen…. Positiv war, dass man nachdem Gespräch ,,normal“ weiter behandelt wurde, als wäre nichts gewesen. Nicht so positiv war, dass es am Ende mehrere Diskussionen gab wie die PJ-Bescheinigung aussehen soll und dies in den letzten 6 Wochen bis zum Tertial-Ende angeblich nicht geklärt werden konnte. Der andere PJ-ler und ich haben uns die letzten 4 Wochen unter Nutzung der Fehltage frei genommen, woraufhin man meinte, dass man so früh keine Bescheinigung ausstellen kann und am letztes Tag des offiziellen Tertials eine kriegen würde. Im Endeffekt hat es jedoch noch mehrere Emails gebraucht, bis wir 2 Wochen nach offiziellem Tertial-Ende eine Bescheinigung erhalten haben (inkl. mehr Fehltage als abgesprochen).
Abschließend ist der letzte Tag besonders hervorzuheben, da ich dieses Verhalten schockierend und verletzend fand. Bis zu diesem Tag hab ich jeden Brief, jede Anmeldungen und jeden Visiteneinträge geschrieben, für den ich ,,zuständig“ war und es gab nie Kritik an meiner Arbeit oder Arbeitsmoral (bis auf das eine Mal mit dem CA). Trotz mitgebrachter Muffins und Schokolade (die sie aufgegessen haben), wurde ich am letzten Tag vom CA und den Oberärzten komplett ignoriert. Nach der Nachmittagsbesprechung haben sich wenigstens zwei der OÄ 3 Minuten zwischen Tür und Angel vom anderen PJler verabschiedet (Alles Gute Herr X, viel Erfolg bei ihrer Doktorarbeit etc.), während ich daneben stand und nicht einer mit mir gesprochen hat (nichtmal ein ,,Tschüss“). Dieses Verhalten ist für mich nicht nachvollziehbar und so sollte man auch nicht mit einem ,,Angestellten“ umgehen, der mehrere Monate so viel mitgeholfen hat laut mehrere OÄ und AA zuvor).

Fazit: Die Chirurgie kann ich hier ganz klar nicht weiterempfehlen. Kaum Teaching, wenig Praktisches, sehr viel Dokumentationsarbeit (einzige Tätigkeit in der UCH) und z.T. auch schlechte/angespannte Stimmung auf Station und auch zu anderen Stationen.

Abgesehen davon, kann ich die Pädiatrie, Neurologie und Innere des Hauses weiterempfehlen, die PJler auf den Stationen waren sehr zufrieden (sehr viel Teaching, Möglichkeiten unter Anleitung verschiedene Untersuchungen durchzuführen, mehr Möglichkeiten in der Rettungsstelle, freies Planen der Studientage inkl. Sammeln möglich).
Bewerbung
PJ-Portal + ein paar Dokumente an die MHB
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Rehas anmelden
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
419/Monat

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
5

Durchschnitt 3.93