PJ-Tertial Gynäkologie in Kantonsspital Winterthur (5/2020 bis 9/2020)

Station(en)
9 + 10 (Gyn); 12 (Gebärsaal); Notfall; Ambulatorium
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Das Tertial im Department für Gyn und Geburtshilfe im KSW hat mir sehr gut gefallen. Die Assistentärzt:innen nehmen sich sehr viel Zeit und liessen mich, nachdem sie mich etwas besser kannten, sehr eigenständig arbeiten und viele Untersuchungen selbst durchführen.
Es gibt seit Frühjahr 2020 eine neue sehr engagierte Chefin, Dr. Gesine Meili, sodass sich momentan einige Dinge im Umbruch befinden.

// Ankunft / Organisatorisches
Bei Ankunft in der Schweiz sollte man sich beim Migrationsamt Winterthur melden. Falls man länger als 3 Monate in der Schweiz ist, so ist die Beantragung eines Ausweises (Status L) nötig. Dafür müssen einige Unterlagen wie Arbeitsvertrag und Mietvertrag vorgelegt werden, ausserdem muss man in Zürich ein Passfoto anfertigen lassen. Man kann für diese Termine problemlos in Absprache die Zeit frei nehmen. Termine bekam man sehr schnell oder gar spontan ohne Wartezeit.
An meinem ersten Arbeitstag war alles bereits vorbereitet: Man wusste, dass ich kommen würde, ich bekam direkt mein Badge (Keycard + Namensschild in einem), ein eigenes Diensthandy, eine Liste mit wichtigen Telefonnummern. Ein Zugang für das Patientensystem und andere Programme war vorbereitet und man bekommt eine Mailadresse. Kleidung wird gestellt, ein Minispind in der Garderobe ebenfalls.
Das "Gehalt" konnte ich mir zum ersten Monat bar auszahlen lassen, anschliessend wurde auf mein deutsches Konto überwiesen. Fragt im Zweifel nochmal nach den Zahlungsmodalitäten. Man bekommt monatlich eine Lohnabrechnung.

//Tagesablauf:
7:40 ist der Morgenrapport mit allen, anschliessend gibt es eine separate Uebergabe im Gebärsaal an die zuständigen Stationsärzte. Danach geht jeder seiner Arbeit nach. Das Mittagessen findet fast immer gemeinsam statt, die Kantine bietet mehrere Menüs an, ausserhalb von Corona gibt es scheinbar auch ein sehr gutes Buffet. Die Menüs kosten jeweils 8,70 CHF. Man kann auch sein eigenes Essen mitbringen und aufwärmen.
Um 16:15 ist der Abendrapport, danach kann man meist nach Hause gehen. Die Unterassis sind im Frühdienst eingeteilt, bei mir nur Mo-Fr. Möglicherweise wird es aber in Zukunft auch Pikettdienste geben.
Im gesamten Krankenhaus und über alle Positionen hinweg wird sich geduzt.

// Team / Station:
Die Assistenzärzt:innen sind in zwei Teams unterteilt: Team Gebs (Gebärsaal) und Team Gyn. Ein Wechsel ist halb-/ganzjährlich vorgesehen. Die Unterassistent:innen (= PJler) werden im 1-2 Wochenrhythmus einem dieser Teams zugeteilt.
- Team Gebs: Man kann entweder mit Arzt 1 mitlaufen, welcher für die laufenden Geburten und Notfallkontrollen von Spätschwangerschaften zuständig ist. Man bekommt hier viel mit, jedoch sind die Gebärsäle häufig von Hebammenstudierenden belegt und eine weitere zusätzliche Person nicht gewünscht. Hier kann ich empfehlen, mal einige Spätdienste mitzumachen. Dort kommt man besser zum Zug. Ich konnte in der Zeit im Frühdienst allerdings auch ausreichend Spontangeburten miterleben. Alternativ hängt man sich an Arzt 2, der für die Schwangerschaftskontrollen zuständig ist. Schon nach kurzer Zeit durfte ich die Ultraschall-Messungen selbst durchführen und bekam hierzu Anleitung.
-Team Gyn: Auf Station hilft man, die Eintritte für die Operationen vorzubereiten, macht prä- und postoperative Nierenultraschalls und die Eintrittsgespräche. Man kann immer zu den Tumorboards gehen (Montags Mamma, Donnerstags Gyn-Tumoren) und auch eigene Patienten vorstellen. Ausserdem ist man teilweise im OP-Saal eingetragen. Je nachdem, wie weit die Assistenzärztinnen schon in der Ausbildung sind, geschieht das mehr oder weniger häufig (In der Schweiz wird der OP-Katalog für den Facharzt sehr akribisch kontrolliert, sodass alle hier sehr hinterher sind). Das OP-Personal ist sehr nett und geduldig, die Stimmung ist gut. Wenn man nicht auf Station/ im Op ist, kann man ins Ambulatorium gehen (eine Art normale Frauenarztsprechstunde mit gängigen Behandlungsanlässen), in den Notfall oder zu den Spezialsprechstunden (Mo + Do Urogyn, Di + Do Endokrinologie, Vulva-Sprechstunde, Mamma-Sprechstunde, Schwangerschaftssprechstunde mit den ETTs und Organscreenings etc.). Im Notfall und im Ambi durfte ich schnell die Anamnese führen, die Patientinnen vaginal und spekulär untersuchen und transvaginalen Ultraschall durchführen. Man merkt relativ schnell, bei welchen Personen man mehr oder weniger machen kann.

// Fortbildungen und Lehre:
Montags halten die Oberärzte Fachvorträge. Es wird erwartet, dass die Unterassistenten regelmässig Case Reports halten, in denen sie spannende Fälle vorstellen. Einen eigenen PJ-Unterricht gibt es nicht, das ist in der Schweiz scheinbar nicht üblich, ich fand es okay so, da ich im laufenden Betrieb viel gelernt habe. Es war bei meiner Abreise ein Skills-Training für jeden zweiten Donnerstag geplant.

// Unterkunft:
Man kann in möblierten Zimmern im Personalwohnheim unterkommen. Das kostet 380 CHF, es gibt eine gemeinsame Küche und Bad, Waschbecken sind auf den Zimmern. Es ist dort eher ruhig, allerdings findet man immer auch andere Unterassistent:innen dort. Die Küchen sind eher schlecht ausgestattet, daher im Zweifel lieber selbst etwas mitbringen. Es gibt einen Waschkeller mit kostenfreien Waschmaschinen und Trocknern. Fahrradkeller ist im Untergeschoss. Parkberechtigung muss entweder beantragt werden oder man parkt in den Parallelstrassen (manchmal Sucherei).

// Leben:
Für diejenigen, die länger dort sind, lohnt sich ggf die Anschaffung einer Halbtax, die Schweizer BahnCard 50. Bahnfahren ist ohne eher teuer. Die Bahnen fahren im 5-Minuten-Takt nach Zürich, Fahrtdauer 20-30 Min, je nach Zug. Man kann von Winterthur aus mit dem Zug in 1-2 Stunden Bergregionen wir den Alpstein, Glarus, Zug oder Rigi bei Luzern erreichen. Der Aldi ist in Bahnhofsnähe preislich und fast wie deutsche Supermärkte.

// Fazit: Ich würde jederzeit wiederkommen! Ich habe sehr davon profitiert, dass ich 4 Monate dort war. So konnte ich wirklich sehr viel schon selbst arbeiten. Die Schweizer PJ-Studierenden sind in der Regel nur einen Monat dort, maximal 2. Daher würde ich zu Anfangs klar machen, dass ihr länger dort seid, damit ihr nicht für 1-Monats-Unterassistenten gehalten werdet :) .
Bewerbung
1,5 Jahre im Vorfeld. Es sind auch öfters spontan Stellen frei.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Mitoperieren
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Poliklinik
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
930 CHF
Gebühren in EUR
Wohnheimszimmer 380 CHF

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13