PJ-Tertial Chirurgie in Korle Bu Teaching Hospital (1/2020 bis 3/2020)

Station(en)
Viszeralchirurgie, Orthopädie/Unfallchirurgie, Herz-Thorax-Chirurgie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Mein Tertial im Korle-Bu Teaching Hospital entsprach im Positiven wie im Negativen nicht deutschen Standards.
In Ghana endet das Medizinstudium nach fünf Jahren ohne PJ, und es ist unüblich, dass Studenten im Krankenhaus als Teil des Teams mitarbeiten. Am ersten Tag des Tertials konnte ich die chirurgischen Fachrichtungen und Zeiträume frei wählen.
Auf der viszeralchirurgischen Station schloss ich mich den ghanaischen Studenten im fünften Jahr an. Wir nahmen Patienten auf, die wir zweimal pro Woche den Oberärzten vorstellten. Die Krankheiten waren häufig fortgeschritten, da sich die Patienten eine Behandlung nicht leisten konnten oder sich zunächst auf traditionelle Medizin verließen. Viel Empathie wurde ihnen weder von den Ärzten noch von den Studenten entgegengebracht. Es gab täglich Seminare, die eine gute Wiederholung waren. Manche Dozenten waren mehr, andere weniger motiviert. Es wurde nur an einem Wochentag operiert, und meistens waren so viele Ärzte am Tisch, dass wir Studenten nur zuschauen konnten. Dresscode auf Station war Hemd und Arztkittel, mangels Klimaanlage nicht gerade komfortabel. Komfortabel waren dagegen die maßgeschneiderten Kasaks der Studenten, klimatisierte Arztzimmer und iPhones vieler Ärzte. Was für ein Kontrast zum Mangel an fast allem (Desinfektionsmittel, Handschuhe, Verbandszeug) im Krankenhaus!
In der Orthopädie stellten wir keine Patienten selbst vor, dafür gab es täglich ein Seminar, eine Oberarztvisite oder wir sahen im Operationssaal zu. Die Dozenten waren mäßig bis überhaupt nicht motiviert. Dresscode war auch hier Hemd und Kittel.
In der Herz-Thorax-Chirurgie gab es täglich zwei Oberarztvisiten, dazwischen sah ich bei Operationen zu, Seminare gab es keine. Für den guten Eindruck sollte ich Arztkittel, Hemd und Krawatte tragen und auch am Wochenende kommen. Mit Manschettenknöpfen, Ultrabook und Fendi-Tasche hätte ich noch besser ins Team gepasst, das war aber nicht verpflichtend.
Studien- und Urlaubstage konnte ich frei wählen. Zu den Studiengebühren kamen Miete und Lebenshaltungskosten, die über deutschem Niveau lagen. Leider wurde nach zehn Wochen der Lehrbetrieb von einem Tag auf den anderen wegen COVID-19 eingestellt. Der Rest meines Tertials wurde gestrichen und vom Krankenhaus auch nicht bescheinigt.
Alles in allem war es ein anstrengendes und erlebnisreiches Tertial. Ich bin froh über die gewonnene Erfahrung, auch wenn ich das Korle-Bu Teaching Hospital und Ghana nicht unbedingt weiterempfehlen kann.
Bewerbung
Fünf Monate vorher über Elective Ghana. Darüber auch Kontakt mit dem Krankenhaus, Wohnungssuche und Ausflüge. Ich hatte zum Glück mehr von meinem Aufenthalt als die Studentinnen, die noch im März über Elective Ghana ins Land kamen. Ein paar Tage nach ihrer Ankunft mussten sie wegen COVID-19 wieder abreisen.
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Repetitorien
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
200 US$ Registrierung + 1000 US$ Studiengebühr

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.93