PJ-Tertial Neurochirurgie in Universitaetsklinikum Magdeburg (4/2020 bis 9/2020)

Station(en)
Stat 15
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Diagnostik, OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Magdeburg
Kommentar
Vorneweg: das einzige Manko ist leider das hochfrequente Anhäufen von Überstunden - mehr kann ich aber ehrlicherweise auch nicht bemängeln. Pünktlicher Feierabend war selten, jedoch gibt’s auch kein böses Blut, wenn man mal eher losmuss. Ich war meistens auch schon 20min vor 7 auf Station um vorbereitet in die Morgenvisite zu starten.
Nun zu den Pros:
Als Lern- und Leistungswilliger PJ'ler wird man von Anfang an super ins Team integriert und kann vollumfänglich stabiles Mitglied des Ärzteteams werden (soweit das Studentendasein es erlaubt) – das Kollegium bemerkt das eingebrachte Engagement und mit Dank wird nicht gegeizt – ich war selbst erstaunt, da der Neurochirurgische Stereotyp anders anmutet. Man wird wie ein junger Assistent sowohl von der Pflege als auch den ärztlichen Kollegen behandelt. Hin und wieder muss man dem Nicht-ärztlichen Personal nahelegen, dass man noch nicht alles unterschreiben darf oder nicht machen sollte (die eigene Rechtssicherheit ist der limitierende Faktor).
Die Verbesserung der Kommunikation mit dem Pflegeteam und den Patienten ist fast der größte Unterschied den man als PJ’ler machen kann stationär. Das junge Team der Pflege macht den Alltag/ Wahnsinn auf Station erträglich und man kann locker mit den Kollegen rumulken. Mir fiel Aufstehen tatsächlich nur montags schwer. Ansonsten hielt sich die Unlust stets in Grenzen.
Die Einteilung in Teams macht es möglich, die eigenen Patienten von der Ambulanz oder vorstationären Behandlung bis zur Nachsorge und Wiedervorstellung in der Ambulanz zu betreuen. Das stationäre Tagesgeschäft wie Wundverbände, Untersuchungen sowie Konsile organisieren, proaktiv selber Labore anfordern, dokumentieren, Aufnahmen, OP-Vorbereitungen, Briefe schreiben... all das geht nach gewisser Zeit so in Routine und mögliche Eigenverantwortung über, sodass man tageweise auch die Station alleine schmeißt für sein Team (sei's, weil der Assistent selber Z.n. Dienst ist, im Schockraum oder OP steht oder das eigene Team Ambulanztag hat). Beispielsweise das Organisieren von Anschlussheilbehandlungen mit Hilfe der (ungelogen) superfreundlichen Dame vom Sozialdienst oder Übernahmen/Verlegungen der post-operativen Patienten oder Absprachen des weiteren Procedere mit Oberärzten anderer Abteilungen, auch onkologisch-komplexer Fälle und folgender Rückmeldung ans eigene Team - all das fand ich beachtlich, wie man als PJ‘ler den Werdegang des klinischen Aufenthaltes mitlenken kann. NIE fühlte ich mich allein gelassen oder wie eine billige Hilfskraft. Immer konnte ich einen meiner Oberärzte/Oberärztinnen oder Assistenten fragen/ anrufen, selbst wenn diese nicht primär zuständig waren.

Ebenso im OP wird man fester Bestandteil des Tagewerks; vom Lagern bis zur Abgabe im Aufwachraum oder der eigenen Intensivstation. Ich hielt mich nie für einen grundtalentierten Chirurgen, aber man wird mit viel Geduld und beinah täglich neuen Kniffen unterschiedlicher Operateure zurechtgeschliffen, sodass man wirklich schöne Wundnähte abzuliefern lernt. Diese ganzen Wahnsinns-OP-Techniken und Eingriffe, die technischen Gerätschaften und abgefahrenen Möglichkeiten, welche Mengen sowie Entitäten man aus dem menschlichen Gehirn entfernen kann… ich war mit dem Staunen quasi nie fertig. Auch wenn man nicht als 1. oder 2. Assistent eingeplant ist, darf man bei jeder OP zusehen. Oft standen wir Studenten als einziger Assistent am Tisch und haben mit dem Oberarzt/ der Oberärztin die OP alleine gemacht. Viele kleine coole Sachen kann man auf Station und im OP auch unter Anleitung mal machen ;))
Man ist mitunter derjenige, der den Patienten und dazugehörigen neurologischen Status/ Kasus am besten kennt und zur OP-Indikation beiträgt oder besagte Indikation überdenken lässt (und sei es nur die Höhe/Seite der jeweiligen radikulären Symptomatik – einen differenzierten Neuro-Status im Anbetracht der behandelbaren Ursache muss man sich aneignen). Genauso wie Grundlagen der Neuroanatomie nochmal aufgefrischt werden sollten (Prometheus nochmal zum Ende des Studiums).
Eine geregelte Lehre im Sinne eines PJ Kurses gibt es leider nicht, jedoch kann man mit jeder Frage oder Unklarheit alles und jeden komplikationslos behelligen. Das schlimmste was passieren kann, ist, dass man Namen für eine PubMed Hausaufgabe aufbekommt, weil das generelle Curriculum und Amboss ja nicht besonders gut für dieses spezielle Fach vorbereiteten… Also eigentlich auch nur förderlich für den späteren Lebensweg auch diese Fähigkeit mal zu beüben (oder man fragt nen coolen Assi, der einen alles schicken kann). Im letzten Monat kann man dann nochmal in andere Kontaktgebiete schnuppern der Neurochirurgie schnuppern, sofern man darauf Lust hat. Neuroradiologie, Neuropathologie, die eigene neurochirurgische ITS (wo quasi alles durch Neurochirurgen selber erledigt wird: Intubieren, Thoraxdrainagen, ZVKs, Arterien, etc...), Stereotaxie, Funktionsdiagnostik.
Wenn Zeit und Raum dafür da sind, lacht man auch mal im OP oder zum Feierabend mit den Assistenten und Oberärzten bis zu den Bauchschmerzen und lernt die menschliche Seite hinter der sehr professionellen Fassade kennen.
Manche 6-9h OP in den Tiefen mancher Schädelgrube lässt vieles andere in der Medizin weniger dramatisch wirken. Auch die Dienste und das gesamte Notfallmanagement kann man kennenlernen, indem man sich an den Diensthabenden dranhängt. Allgemein finde ich, lernt man alleine zu laufen sowie priorisieren in der praktischen Medizin und ich fühle mich deutlich besser auf den klinischen Alltag und die Assistenzarztzeit vorbereit als noch vor dem Tertial.
Ich hegte nur generelles Interesse am Formkreis der Neurochirurgie und hatte es mir nicht als Zukunft vorstellen können, mittlerweile gehört es aber zu den ernsten Favoriten. Obwohl es sehr Arbeitsintensiv ist, bereue ich die Wahl des Tertials kein bisschen.

NACHTRAG KRITIK: zwei Sachen sind mir dann doch noch eingefallen!
1. Nervts total, dass man die Patientenaufnahmen meistens erst 12-13 Uhr in die Hand bekommt dank des generellen Management des Klinikums. Genauso Verlegungen aus anderen Häusern. Die kommen gerne auch erst während der Besprechung. Wenn der Kasus dann etwas komplexer/ zeitaufwändiger ist (als bspw. Bandscheibenvorfall einer spezifischen Höhe) und morgen am besten noch mit aufm OP-Plan steht und man den Patienten 14:30 Uhr in der Besprechung detailiert vorstellen soll (Neurostatus, Labor abgenommen sowie geprüft und Bilder gecheckt bzw. noch zur Radio geschicktn, Medikamente prüfen und absetzen, Kurve schreiben, zur PräMed schicken, Aufnahmebefund schreiben und vorstellen – alles innerhalb 1 bis 2h)… happy birthday, wenns dann entweder mehrere Aufnahmen sind oder sich die Lage bei cerebralen Tumorpatienten mangels Kooperation bzw. gestörter Kognition komplexer darstellt.
Daher rutscht man gerne mit solchen Arbeiten dann in den späten Nachmittag und zieht sich die Überstunden an Land. Definitiv optimierbar.

2. Wenn einer der Oberärzte deines Team Dienst hat und somit jede Übernahme oder Aufnahme automatisch in dein Team kommt, ist man meistens als PJler auch der Letzte, der es erfährt… manchmal auch erst, wenn der Patient schon 2h auf Station im Zimmer ist. Natürlich ist man das kleinste Licht aufm Kuchen als PJ’ler, aber zusätzlich zu Punkt 1 oben, an manchen Tagen nachmittags um 15-17 Uhr noch drei, vier Patienten auf Station zu begrüßen, die über die Notaufnahme kamen oder Übernommen wurden und man erfährt es erst dann… Passiert gottseidank nicht jeden Dienst der OÄ, aber wenn dann geht richtig nen Fass auf. Hat bei mir immer gereicht um die restliche Woche bedient zu sein.
Bewerbung
Mittlerweile übers PJ-PORTAL, vorher Hausintern
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Nahtkurs
Bildgebung
Patientenvorstellung
Sonst. Fortbildung
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Rehas anmelden
Punktionen
Eigene Patienten betreuen
Chirurgische Wundversorgung
Untersuchungen anmelden
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Poliklinik
Braunülen legen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
650

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
5
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.53