PJ-Tertial Endokrinologie/ Diabetologie in Charite Campus Mitte (7/2019 bis 9/2019)

Station(en)
118B
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Der Dienst auf der Endo beginnt um 8:00 Uhr. Die Hauptaufgabe der PJler sind die morgendlichen Blutentnahmen, sowie fast täglich stattfindenden Hormontestungen mit festgesetzten Blutentnahme-Zeiten. Die Tests und die entsprechenden Blutentnahmen und ggf. andere Untersuchungen (z.B. RR-Messung) wurden mir das erste Mal meist durch einer der Ärzte erklärt und anschließend von mir ausgeführt. Das ganze ist relativ selbst erklärend und Bedarf auch keinem größeren Geschick. Mir wurden nur selten die Indikationen und Interpretation der Tests erklärt. Das meiste habe ich mir selber angelesen. Das war sehr schade.
Oft beginnen die Ärzte noch während die PJler mit den Blutentnahmen beschäftigt sind mit der Visite der Patienten. Zu Beginn habe ich mich sehr bemüht mich dann an einen der Ärzte dranzuhängen und hier etwas über den Verlauf der Patienten mitzubekommen. Definitiv unmöglich finde ich, dass die Stationsärzte es allesamt nicht für nötig hielten uns PJlern Bescheid zu sagen, wenn sie auf Visite gingen, sodass es nicht selten vorkam, dass man die Visite gänzlich verpasste, weil man mit einer Hormontestung beschäftigt war. Als wir dies bei den Ärzten ansprachen änderte sich erst einmal nicht viel. Nach erneuter Ansprache von meiner Seite wurde von der Fachärztin auf Station die Situation heruntergespielt: die Visite sei nicht sonderlich spannend und man könne ja nicht jeden Tag Teaching machen. Ich könne nach meinen Blutentnahmen die Visite bei den Patienten selber durchführen. Dies habe ich anschließend einmal gemacht . Allerdings musste ich auch hier wieder anfangen alle meine aufkommenden Fragen selber zu beantworten und ein Blick in die Kurven wurde durch die Schwestern auch nicht immer einfach gemacht. Somit sei hier gesagt, dass man den Verlauf der Patienten nur mit Mühe und Not mitbekommt bzw. sich selbst aus den Akten zusammen rätseln muss. Das ist eigentlich kein Zustand und sollte das mindeste sein, was man im internist. PJ mitnimmt.

Jeden Dienstag findet darüberhinaus eine Chef bzw. Oberarztvisite statt bei der jeder PJler die Chance hat, die aufgenommenen Patienten vorzustellen. Hier kommt man allerdings nicht so weit, da man ja die reguläre Visite oft nicht mitbekam und stand somit oft blöd da. Später habe ich angefangen mich auf die Visiten vorzubereiten und alles zu meinen Patienten im System nachzulesen und auch das entsprechende Lob bekommen. Allerdings ist dies der falsche Weg, wie ich finde.
Meiner Meinung nach ist die Chefarztvisite oft ein bisschen chaotisch, da die Besprechungen im Patientenzimmer stattfinden. So kam es auch einmal dazu, dass die Ärzte vor der Patientin das cMRT nicht richtig interpretieren konnten. Ich als Patient würde so ein Auftreten als höchst unprofessionell empfinden. Im Großen und Ganzen hat man hier jedoch durch die gezielten Nachfragen der Oberärzte und die fachlichen Diskussionen noch am ehesten das Gefühl irgendetwas mitzunehmen. Wer allerdings nicht auf lange Visiten steht der sei gewarnt: 3-4h Chefarzt Visite sind die Regel.

Nach den BEs bzw. nach Visite können dann die Neuaufnahmen durch die PJler gemacht werden. Hier saß ich fast immer eine Stunde beim Patienten und habe eine ausführliche Anamnese gemacht und eine ausführliche körperliche Untersuchung. Die Aufnahmen haben mir am meisten Spaß gemacht. Hier konnte man vorher schon sehen wieso die Patienten sich vorstellen und sich noch einmal kurz die wichtigsten Punkte bewusst machen. Neben der umfassenden Diagnostik gängiger endokrinologischer Erkrankungen (Cushing-Syndrom, Hypoglykämie, Phäochromozytom, Hyponatriämie) sieht man auch echt seltene Krankheitsbilder, wie Pat. mit Von-Hippel-Lindau-Syndrom, V.a. MEN oder Nebennieren-CA. Das ist durchaus spannend und nicht zu vergleichen mit endokrinologischen Stationen an anderen, kleineren Häusern, an denen der Schwerpunkt meist auf der Diabetologie liegt.
Zur stationären Aufnahme gehört das Legen eines Zugangs inklusive BE, das Schreiben und Befunden eines EKGs und die Blutdruck-Messung. Anschließend stellt man den aufgenommenen Patienten einem der Ärzte vor. Diese haben oft noch weitere Spezialfragen woraufhin man auch lernt, worauf bei den entsprechenden Krankheitsbildern zu achten ist. Die Ärzte gehen daraufhin selber noch einmal zum jeweiligen Patienten klären noch offene Fragen, machen oft noch einmal eine kurze fokussierte Anamnese und untersuchen den Patienten nach. Wie man das findet kann jeder für sich entscheiden. Ich habe mich und meine Arbeit durch die nochmalige ärztliche Untersuchung oft ein bisschen überflüssig gefühlt. Besser wäre es vor der Aufnahme kurz zu Besprechen, was den Ärzten wichtig ist und worauf man bei Krankheit XY auf jeden Fall zu achten hat, dann wäre auch der Lerneffekt auf studentischer Seite größer.
Die erhobenen Befunde kann man nach der Aufnahme in den Arztbrief schreiben und sich auch gelegentlich schon einmal an dem Beginn der Epikrise wagen. Oft war aber der größte Teil auch schon in den Arztbrief eingepflegt, sodass es hier auch wenig Lerneffekt gab.
Ich habe schon zu Beginn angesprochen, dass ich mir eine Betreuung eines eigenen Patienten wünschen würde. Allerdings wurde dies nur halbherzig realisiert. Ich bin bei zwei Patienten netterweise mit auf die Visite gegangen und habe alles mit dem betreuenden Arzt besprochen. Selber Anordnungen machen oder Untersuchungsanforderungen erstellen oder ähnliches durfte ich eigentlich nie. Einmal wurde ich sogar gerügt, als ich nach der Patientenaufnahme bereits die Basis-Anordnung in die Kurve geschrieben hatte, da man dies als PJler nicht dürfte (obwohl ich kein Kürzel dahinter geseetzt habe und sie noch Änderungen hätte vornehmen können). Sie verwarf meinen Bogen daraufhin einfach und fing einen neuen an. Null Lerneffekt auf dieser Seite, außer dass ich dies von diesem Tag an unterließ. Auch als ich die Thematik beim Oberarzt ansprach habe ich das Gefühl bekommen ,dass das eigenständige Betreuen eigener Patienten (natürlich in Supervision) schlichtweg nicht gewünscht ist. Die Gründe erschließen sich mir nicht wirklich.

Mittags hat man immer die Möglichkeit in der Mensa essen zu gehen. Manchmal muss man es mit den Hormontesten aber gut timen oder sich absprechen. Die Ärzte sagen einem nicht immer Bescheid wenn sie runter essen gehen und meistens haben die PJler unter sich gegessen.

Zwischen 14 und 15 Uhr (gelegentlich auch später) kam in der Regel der betreuende Oberarzt auf Station, um alle Neuaufnahmen zu besprechen und anzusehen. Hier stellt man wieder seinen Patienten vor. Normalerweise mache ich Patientenvorstellungen sehr gerne. Allerdings unterbricht der Oberarzt Dr. Mai einen ständig, sodass man nicht nur den Faden verliert, sondern auch das Gefühl hat nicht richtig ernst genommen zu werden. Konstruktiver wäre es hier sich die Vorstellung erst einmal anzuhören und konkrete Nachfragen zu stellen und Verbesserungsvorschläge zu äußern, sodass es von Mal zu Mal einen Lerneffekt gibt. Da der OA allerdings auch alle Assis auf der Station unterbricht habe ich mich irgendwann nicht mehr versucht daran aufzuhalten. Erklärungen oder lehrreiche Nachfragen finden so gut wie gar nicht statt. Manchmal dauert die Besprechung nachmittags sehr lange, weil über irgendwelche Formalia diskutiert wird, sodass man unnötig lange auf Station gehalten wird. Ich bin dann auch das ein oder andere Mal einfach nach meinem Patienten gegangen. Ansonsten war nach der OA-Besprechung meist Schluss, insofern alle BEs und EKGs erledigt waren. Man musste allerdings immer aktiv fragen, ob man gehen darf. Und das ein oder andere Mal hat man hier kein konkretes Ja bekommen, weil ja eventuell noch eine BE aufploppen könnte. Anscheinend sehen sich drei Stationsärzte nicht in der Regel eine eventuelle BE zu erledigen. Komisch.

Generell finde ich hat man auf dieser Station als PJler kein gutes Ansehen. Man wird eher als studentische Hilfskraft, statt als zukünftiger Kollege wahrgenommen. Man wird nicht richtig ins ärztliche Team eingebunden und meines Erachtens nach auch noch nicht wirklich Ernst genommen. Oft hatte man das Gefühl, wenn man in das Arztzimmer rein kam (die PJler dürfen sich im Oberarzt-Zimmer breit machen), dass man als Störenfried gesehen wird, sodass man sich auch schnell wieder verzogen hat. Für die wenigen Aufgaben für die man Verantwortung getragen hat erhielt man nur eine geringe Wertschätzung und wenig Feedback. Gelehrt wird eigentlich kaum, sodass man froh war wenn Fortbildung war ( 1x/Wo internist. PJ-Fortbildung, 1x/Wo Radio-Fortbildung).
Der Kontakt zur Pflege ist gering- auch hier kriegt man nicht mit wie es den Patienten ergangen ist. Es gibt aber ein paar echt coole und echt nette Pfleger*innen, mit denen die Zusammenarbeit echt Spaß gemacht hat und die die Arbeit der PJler auch wertschätzten.

Ich wollte unbedingt auf die Endokrinologie, da ich in diesem Fach (nicht an dieser Klinik!) auch meine Doktorarbeit geschrieben habe und die Krankheitsbilder sehr spannend finde! Bei der Einteilung am ersten Tag des Tertials schien die Endokrinologie auch recht beliebt zu sein. Der einteilende Arzt meinte (zurecht), dass mehr als 3 PJler zu viele seien. Umso überraschter war ich als zu meinem Wechsel auf die Endo (zuvor war ich auf der Pulmologie/Infektiologie) ganze 4 PJler auf der Station eingeteilt waren. Somit waren wir den Großteil der Zeit eigentlich zu viele für die 12 Patientenzimmer der Station und standen uns regelmäßig auf den Füßen rum und mussten die Zeit tot schlagen. Wir haben es nach einiger Zeit so gehandhabt, dass jeder 2 Studientage hatte und min. einer von uns früher gegangen ist- was zwar ein schöner Nebeneffekt war , allerdings hat man so noch weniger mitgenommen. Zum Ende hin war ich dann a.G. von Rotationen und Urlauben der anderen als einzige PJlerin auf Station, hier war entsprechend mehr zu tun. Das hat mir dahingehend Spaß gemacht, als dass es keinen Freilauf mehr gab. Allerdings war ich dadurch noch mehr mit Blut entnehmen und Testen beschäftigt und hatte keinen großen Lernzuwachs. Insgesamt wurde ich auf dieser Station sehr enttäuscht. Ich kam mit einer großen Motivation und Begeisterung, die ich auch an das ärztliche Personal kommuniziert habe- gegangen bin ich mit einer Menge Wut, Frustration und Resignation. Ich würde diese Station nicht wirklich empfehlen. Wer sich wirklich für die Endokrinologie interessiert lernt wahrscheinlich aus einem Buch mehr als in 2 Monaten PJ.



Bewerbung
Bewerbung über das PJ-Portal, anschließend Einteilung auf die Stationen am ersten Tag des PJs
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Braunülen legen
EKGs
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
2
Unterricht
4
Betreuung
3
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.67