PJ-Tertial Chirurgie in Westkuestenklinikum Heide (3/2019 bis 6/2019)

Station(en)
Allgemein-, Gefäß-, & Viszeralchirurgie sowie Unfallchirurgie & Orthopädie
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Luebeck
Kommentar
Das Tertial in Heide hat mich streckenweise wirklich frustriert, daher mach ich mal ne Pro-und-Kontra-Liste, um objektiv zu bleiben.

Pro Heide:
- 370€ Gehalt + freie Unterkunft + 10€ Freiverzehr pro Tag (auch an Wochenenden und die Kantine ist echt gut). Die gestellten Wohnungen sind unterschiedlich gut in Schuss, aber alle ausreichend, und wenn etwas kaputt ist, wird es auch zeitnah vom Hausmeister repariert oder ersetzt. Internet ist vorhanden. WG-Größe beträgt zwei bis acht Personen. Man kann sich außerdem kostenfrei Fahrräder von der Klinik ausleihen, die ebenfalls unterschiedlich gut in Schuss sind, aber für den Weg zur Klinik und für Ausflüge ins Umland reichts.
- Reha-Fitnessstudio umsonst.
- Oft wirklich nettes Miteinander unter den Assistenzärzten und auch mit den meisten Oberärzten.
- Für einen Wochenenddienst (Sa + So jeweils ca. 12h) bekommt man 5 Tage Freizeitausgleich.
- In der Notaufnahme kann man auch als nicht ganz so chirurgisch interessierter PJler viel mitnehmen: Patienten aufnehmen und untersuchen, Procedere besprechen und Wunden nähen z.B.
- Unterricht findet interdisziplinär und regelmäßig statt und ist meistens von guter Qualität
- Man kann eine Woche beim NEF mitfahren oder in eine andere Abteilung schnuppern
- Man darf im OP oft zunähen, wenn die Ärzte einmal Vertrauen zu einem gefasst haben.
- Freizeitwert im Sommer mit St. Peter Ording und anderen Badeorten in Fahrradnähe gerade für Nordseefreunde durchaus gegeben. Heide an sich hat nicht allzu viel zu bieten, hier und da ne Kneipe. Aber der Wochenmarkt jeden Samstag morgen ist Klasse!
- Die Psychiatrie betreibt einen Streichelzoo auf dem Gelände und die Alpacas sind echt cute.

Kontra Heide:
- Einer der Chefärzte der VCH ist ein Choleriker, wie er im Buche steht. Er brüllt im OP so laut rum, dass man sich fragt, wo die versteckte Kamera ist. Leider muss ich auch bestätigen, dass ausländische ärztliche Kollegen und PJler von ihm besonders unfreundlich und von oben herab behandelt werden. Konkret weigerte sich betreffender Chefarzt konsequent, mit einem ausländischen PJler zusammen zu operieren, der zeitgleich mit mir auf Station war, sodass ich immer seine OPs übernehmen musste. Traurig, aber wahr. Ich möchte aber noch mal festhalten, dass das nur für den einen CA der VCH zutrifft! Die allermeisten sonstigen Kollegen der VCH (auch die Oberärzte und der andere CA) sind sehr nett und auch in der UCH herrscht eine freundliche und kollegiale Stimmung.
- An vielen Tagen war ich vom chirurgischen Team die erste morgens im OP und die letzte, die ihn nachmittags verlassen hat. Die Stimmung im OP ist (natürlich besonders neuen PJlern gegenüber) oft schlecht, man muss sich von den OTAs teilweise einen ziemlich herablassenden Tonfall gefallen lassen (der PJler ist im OP natürlich grundsätzlich unsteril, macht alles unsteril und sowieso alles falsch. Witzigerweise gibt sich das mit der Zeit von alleine, wenn man selbst gnadenlos freundlich bleibt, und dann ist man plötzlich Premium-Lieblings-PJler. Ich finds trotzdem nicht ok).
- Oft musste ich wegen langer OPs Ãœberstunden machen, die man sich allerdings aufschreiben und einreichen kann.
- Mittagessen war durch personelle Probleme manchmal nicht möglich oder man musste sich in 10 min schnell was reinschlingen, weil die PJler händeringend im OP als Bein- und Hakenhalter gebraucht werden.
- Wer morgens nicht in die erste OP eingeteilt ist, ist min. 1h mit Blutentnahmen beschäftigt. Es gibt zwar MTAs, die eigentlich für die Blutentnahmen zuständig sind, die strecken aber alle Viere von sich, sobald sie einen PJler sehen und helfen nicht mehr bei den Blutentnahmen. (Das zählt nur für die Chirurgie, auf anderen Stationen machen die MTAs weiterhin die Blutentnahmen oder man teilt sie sich fair auf).
- Man muss als PJler teilweise um jedes Zugeständnis feilschen. Z.B. als ich mit mehreren Wochen Vorlauf ein paar Tage Urlaub einreichen wollte und mir mitgeteilt wurde, dass das mit dem OP-Plan kollidiert und man mir nicht freigeben kann. Ich bin hartnäckig geblieben und habe letztendlich über mehrere Instanzen meinen Urlaub doch bekommen, ich finde aber, dass es grundsätzlich nicht geht, dass man als PJler für die personellen Probleme des Krankenhauses gerade stehen muss.

Fazit:
Ich finde, viele der Leute, die hier Bewertungen geschrieben haben, haben sich ein bisschen von ihrer Wut mitreißen lassen und sind mit ihrer Kritik übers Ziel hinaus geschossen. Insgesamt war es aber auch für mich kein gutes Tertial. Ich hatte trotzdem schöne vier Monate, weil ich mit ein paar Freunden in einer WG gewohnt habe und viele Ausflüge zum Strand usw. gemacht habe, aber ich war trotzdem froh, als ich es hinter mir hatte. Wenn ihr Chirurg werden wollt und eure Zeit gerne von 8:00 bis 16:00 im OP verbringt, ist das WKK vielleicht der Ort für euch. Alle anderen brauchen einen stabilen Sinn für Humor und ein dickes Fell oder sollten sich vielleicht lieber ein anderes Krankenhaus für Chirurgie aussuchen. :)
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Bildgebung
EKG
Tätigkeiten
Braunülen legen
Mitoperieren
Notaufnahme
Blut abnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Rehas anmelden
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
ca. 370 €

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3