PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kantonsspital Glarus (5/2019 bis 7/2019)

Station(en)
Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Arbeitsbedingungen:
In der Schweiz wird man nicht als Pjler bezeichnet, sondern als UHU, was, wie mir glaubwürdig versichert wurde, die Abkürzung für Unterhund sei. Dies sei darin begründet, dass ein Unterassistent (=UHU) einen Status unter dem Hund habe und alles machen müsse. Und genau so fand ich wurde man auch behandelt. Die offizielle Arbeitszeit beträgt 50h/woche, die in einem Dienstplan festgehalten wird. Es gibt Früh und Spätdienste im Notfall und Frühdienste auf Station. Zusätzlich gibt es den Picketdienst( Rufbereitschaft über Nacht) und den Wochenendpickettdienst. Aber Achtung, der Pickettdienst am Wochenende ist nicht nur ein Rufbereitschaftsdienst über 48h, sondern man muss auch in der Notaufnahme mitarbeiten. Für die beiden Wochenendtage arbeiten bekommt man nur 1 Tag unter der Woche frei.
Diese Arbeitsbedingungen, wie sie vom Klinikum gefordert werden, entsprechen weder dem Arbeitsrecht noch dem Personalregelment, welches man zum Arbeitsvertrag zugesendet bekommt. Ich habe meine Stunden daher notiert und musste feststellen, dass ich bei einer Arbeitstzeit von 50h/Woche innerhalb von 1,5 Wochen auf 20 Überstunden kam, wenn man die Zeit entsprechend dem Regelwerk berechnet ( Rufbereitschaft = 20% Arbeitszeit). Diese Überstunden habe ich eingefordert und bin über die Personalabteilung bis zur Chirurgischen Leitung gegangen. Im Arbeitsvertrag steht drin, dass Überstunden nicht abgegolten werden können. Erst nach Androhung nicht mehr zum Dienst zu erscheinen, da keine Verpflichtung herrscht Überstunden zu machen, gab es eine Regelung der Leitung und einen Freizeitausgleich. Meine Bemühungen führten zwar nicht zum besten Arbeitsklima, aber ich empfand die Arbeitsbedingungen als Unverschämtheit. Als UHU wurde man nach Strich und Faden ausgenutzt, da diese deutlich günsgtiger sind und damit das Klinikum die Belegärzte und teilweise Bereitschaftsdienste abdeckt.
Lernerfolg:
Ich habe nur 2 Monate dort verbracht und den ersten Teil des Tertials in einer deutschen Klinik absolviert. In meiner Zeit in Glarus habe ich mehr Rückschritte von dem bereits in Deutschland gelernten gemacht anstatt Fortschritte. Bis auf 2 Ausnahmen waren die Operateure nicht bemüht oder interessiert einem etwas beizubringen. Im Gegenteil man musste sehr oft eine furchtbare Arbeitsatmosphäre über sich ergehen lassen, in der Fragen sehr unerwünscht waren. Selbst machen durfte man so gut wie nichts, außer Haken halten und wenn man am Ende mal 2 Stiche nähen durfte war das schon was besonderes. Auf Station waren bis auf wenige Ausnahmen Botengänge und Handlangerarbeiten angesagt.
Patientenversorgung/Standards:
Auch im Bezug Patientenversorgung fand ich einiges äußerst fraglich. Ein Beispiel das ich unmittelbar miterlebt habe: Eine Patientin kam mit dem Rettungsdienst, weil sie von einem Auto angefahren wurde. Augenzeugen berichteten sie sei einige Meter weiter geschleudert worden. Das Klinikum Glarus ist keine Klinik für Polytraumaversorgung. Die Frau war kreislaufstabil, jedoch nicht sonderlich gut orientiert und hatte an mehreren Köperteilen fraglich Frakturen. Im sogennaten Schockraum (lediglich ein kleines Kämmerlein) waren ein Assistenzarzt, eine Oberärztin der Notaufnahme und eine Pflegekraft. Es erfolgte ein Bodychek und Überlegungen welche Untersuchungen anzuordnen sind. Erst hieß es CT Schädel nein, aber CT Ellenbogen, Röngten Becken, Sono Fast. Nach einigem Hin und Her bei dem keiner mehr wusste welche Einzeluntersuchungen jetzt gemacht werden sollen, vlt doch ein CT Schädel und Röngten oder CT Becken oder beides?!, hat man sich doch mal darauf geeinigt das bereits geplante FAST sono zu machen. Dieses dauerte geschlagene 20 minuten in denen man vor allem eine höchst merkwürdige Nierenzyste geschallt hat. Man kam nicht auf die Idee eine Traumaspirale zu fahren und die Patientin umgehend in eine Polytraumaklinik zu verlegen. Im CT ist dann eine Beckenfraktur aufgefallen, weshalb man dann auf die Idee kam, die Patientin erst mal auf die IPS und dann nach Chur zu verlegen. Letztendlich war die Patientin kurz auf der IPS, wurde dann verlegt, trübte ein und musste aufgrund einer Schädelverletzung in Chur entdeckelt werden. Bei einer derartigen Versorgung lernt man in erster Linie wie man es nicht machen sollte........
Wohnheim:
Es gibt verschiedene Zimmer mit unterschiedlichen Preisen und Größen im Terassenhaus. Sie sind jedoch alle recht neu, sauber und mit eigenem Badezimmer. Ich hatte ein äußerst sehr kleines Zimmer und alles bestand aus nur einem Raum. Netterweise war die Toilette mit einer nicht ganz verschließbaren Glasschiebetür als Schichtschutz ausgestattet, jedoch war es am Anfang etwas befremdlich sozusagen in der Küche auf die Toilette zu gehen. Das Zimmer war so klein, dass man auf einem normalem Laptop Bildschirm von jeder Position des Raumes aus gut sehen kann. Es wäre also gar nicht nötig gewesen beim Filmschauen auf Pause zu drücken wenn man aufs Klo musste, da man ja immer noch gut sehen kann........;-) Es war also wirklich klein, aber es gab zum Glück einen Abstellraum in dem man manche Sachen räumen konnte.
Positives:
schöne Landschaft, ein paar wenige nette Assistenten oder Oberärzte die einem was beibringen möchten, man wird auch in anderen Fachbereichen eingesetzt z.B, Gynäkologie, Handchirurgie, Urologie
Bewerbung
1,5 Jahre vorher
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Botengänge (Nichtärztl.)
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Schichtdienst
Dienstende
Schichtdienst
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
ca 1600
Gebühren in EUR
ca 400

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
6
Betreuung
5
Freizeit
6
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 4.13