PJ-Tertial Neurologie in Neurologische Akutklinik Bad Zwesten (9/2018 bis 12/2018)

Station(en)
NAK
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik, Notaufnahme
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Da ich nun mein PJ beendet habe, kann ich mit absoluter Gewissheit sagen, dass das 2. Tertial auf der NAK in Bad Zwesten mit Abstand das lehrreichste Tertial, wahrscheinlich auch die lehrreichste Zeit im gesamten Studium war.
Durch die vielen Berichte bin ich einerseits mit hohen Erwartungen, andererseits auch mit etwas Aufregung in das Tertial gegangen, da ich mir bisher nicht vorstellen konnte mehr oder weniger alleine für Patienten verantwortlich zu sein (aber es geht!). Man wird jedoch von Beginn an super an die Hand genommen einerseits und v.a. durch den leitenden Oberarzt (Hauptansprechpartner), andererseits durch die netten Assistenzärzte, die teilweise auch schon ihr PJ hier gemacht haben.

Der Tag beginnt um 7:30 mit Blutentnahmen. Um 8:05 ist Übergabe durch den diensthabenden Arzt, dann rüber auf die Stroke Unit. Die Patienten werden unter den Ärzten und PJlern aufgeteilt und man kann sich im Buch eintragen, falls man weitere (notfallmäßig) ankommende Patienten erhalten will. Um 8:45 ist Röntgenbesprechung mit dem Chef. Anschließend ggf. letzte BEs. Dann kann man schnell mit der Pflege und dem OA frühstücken. Brötchen und Belag werden kostenlos gestellt. Einmal wurde uns Geld gegeben und wir haben den Wocheneinkauf erledigt. Dann Visite mit dem OA und wechselnd einem der AAs. Danach Arztbriefe fertig diktieren (da versucht wird geplante Patienten bis 10 Uhr zu entlassen), Untersuchungen anmelden, neue Patienten aufnehmen, Angehörigengespräche führen etc. Zwischen 11:45 und 12:15 gibt es Mittagessen zusammen mit den Ärzten. Dafür muss man etwas umständlich kostenlose Marken holen (Montag und Donnerstag bis 12 Uhr). Falls man vegetarisch essen möchte, musste man sich vorher in eine Liste eintragen. Nach dem Mittagessen damit weitermachen, womit man aufgehört hat. Gegen 16:15 ist Übergabe an den Spätdienst. Man kann allerdings gegen 16 Uhr gehen. Wir sind trotzdem meist geblieben, wenn wir wichtige Patienten übergeben wollten. Zwischendurch war auch immer Zeit nochmal Sachen zu den Krankheitsbilder nachzulesen. Freitags ist um 15 Uhr Schluss.

In der ersten Woche wurden wir ein wenig in die Abläufe eingeführt und haben uns die Zugangsdaten für das Labor, das Klinik- und das Radiologieprogramm geholt und den AAs über die Schulter geschaut. Bereits in der ersten Woche habe ich eine LP unter Aufsicht nach mehrfachem vorherigen Zuschauen gemacht. Danach durfte ich das bei meinen eigenen Patienten machen. Einfach einen Assistenzarzt fragen, ob er kurz zuschauen kann. Falls es mal nicht geklappt hat, hat der AA übernommen und im Zweifelsfall konnte man die LP beim Radiologen unter Durchleuchtung anmelden. Ab der zweiten Woche hat man seinen ersten Patienten bekommen, erstmal etwas einfacheres wie z.B. ein Bandscheibenvorfall. Insgesamt konnte man von Neuroborelliose, über neuralgische Schulteramyotrophie und Parkinson bis MS und Schlaganfall verschiedenste Krankheitsbilder eigenständig von Aufnahme bis Entlassung betreuen (auch wenn der Brief mal wieder vom MDK zurückkommt). Richtig schwere Fälle werden jedoch weiterverlegt (z.B. SAB). Der OA bespricht die Fälle vor dem Zimmer, hat dabei immer ein offenes Ohr und hat Fragen bereitwillig beantwortet und gerade zu Beginn in den Visiten ausgeholfen, wenn man nicht weiter wusste. Ansonsten hat er Wandvertäfelung gespielt. Nach der Visite wurde auch immer wieder hilfreiche Tipps gegeben, wodurch die Lernkurve deutlich nach oben zeigte und man tägliche kurze Teachings hatte. Im Durchschnitt habe ich etwa 3-4 Patienten betreut, immer auch etwas abhängig davon wie betreuungsintensiv die einzelnen Patienten waren. Man wird also als vollwertiges Mitglied angesehen und auch die Pflege wendet sich mit Fragen direkt an einen (auch wenn man die Frage am Anfang direkt an den OA weitergibt, mit der Zeit weiß man dann die Antwort selbst) und weist auch mal freundlich nach, wenn eine Anweisung ggf. nicht so sinnvoll ist. Montags gab es zusätzlich eine Fortbildung für Assistenzärzte mit Fallbesprechungen durch den OA, Mittwochs eine Fortbildung mit den Ärzten im ganzen Haus. Donnerstags ist Chefarztvisite, die auch mal bis 12 Uhr dauern konnte.

Wir waren zu zweit, freie Tage wurden untereinander abgesprochen und die Patienten entweder entlassen oder gegenseitig übernommen. Einzig die Blutentnahmen waren alleine teilweise recht viel in Verbindung mit den (doppelten) Patienten. Die AA waren dann aber auch nicht böse, wenn sie mal selber ran mussten.
Die PJler haben ein extra Zimmer für sich, leider mit nur einem PC, wir konnten uns mit dem Diktieren aber gut absprechen und die Anmeldungen konnte man auch ohne Probleme im Arztzimmer machen. Außerdem bekommt jeder sein eigenes Telefon.
Ich habe auch WE-Dienste mitgemacht, um dafür ein paar freie Tage in der Weihnachtswoche zu erarbeiten, die waren insgesamt sehr ruhig.

Fluch und Segen zugleich ist, dass in Bad Zwesten noch relativ viel handschriftlich gemacht wird. Dadurch braucht man leider mehr Zeit für die Dokumentation, andererseits landen alle Laborbefunde der Patienten im PJ-Fach und man kann sie daher nur schwer übersehen. Zudem hat man dadurch einen sehr engen Kontakt mit dem Pflegepersonal, dass ebenfalls super freundlich ist und gerne weiterhilft und Tipps gibt. Empfehlenswert ist natürlich, dass man sich zu Beginn vorstellt und auch sonst respektvoll agiert.
Außerdem habe ich sonst nirgends erlebt, dass man sich, bereits wenige Stunden nachdem der Patient da ist, ein MRT-Bild anschauen kann und am nächsten Tag den Befund dazu hat. Hier merkt man, dass die Abläufe auf die neurologische Klinik zugeschnitten sind.

Das Wohnheim ist zu Fuß etwa 10 Minuten durch den Kurpark entfernt. Ich habe im 20 m²-Zimmer gewohnt, mein Mit-PJler hatte etwas weniger zur Verfügung, dafür habe ich 34€ anstatt 24€ für die Reinigung alle 2 Wochen gezahlt. Das Appartment ist mit W-Lan, eigenem Badezimmer, Küche mit Geschirr und Fernseher ausgestattet.
Bad Zwesten ist natürlich ein kleines Dorf, in dem man nicht so viel unternehmen konnte. Im Sommer kann man gut joggen gehen. Abends kann man zudem das hauseigene Schwimmbecken und die hauseigene Sauna benutzen. Gegen ein Pfand von 20€ kann man sich den Schlüssel an der Pforte holen. Offiziell von 19-21 Uhr, teilweise waren Mitarbeiter aber auch früher da. Zusätzlich werden die Fahrtkosten nach Marburg am WE übernommen. Auch mit dem ÖPNV ist Bad Zwesten mit dem Zug (Richtung Kassel) nach Borken und von da aus mit dem Bus erreichbar.

Fazit: Ich kann das Tertial in Bad Zwesten nur empfehlen! Wenn ihr eine grundlegende neurologische Ausbildung und darüberhinaus medizinisches Rüstzeug an die Hand bekommen wollt, seid ihr hier genau richtig. Ihr bekommt in freundlicher Atmosphäre eine super Betreuung mit täglichem Teaching. Man lernt unter Beobachtung des OA die komplette Betreuung des Patienten, wird dabei auch gefordert aber nie überfordert, sodass die Lernkurve steil nach oben zeigt. Am Ende fühlt man sich schon fast als richtiger Arzt.
Bewerbung
über die Uni Marburg zu den normalen Bewerbungszeiten, Telefonat mit Sekretärin wegen Zimmer
Unterricht
Häufiger als 5x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Patientenvorstellung
EKG
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Rehas anmelden
Untersuchungen anmelden
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Punktionen
EKGs
Röntgenbesprechung
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
415
Gebühren in EUR
34

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07