PJ-Tertial Chirurgie in Dreifaltigkeits-Hospital Lippstadt (5/2018 bis 9/2018)

Station(en)
11, 14, 15
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, Diagnostik, Notaufnahme
Heimatuni
Duesseldorf
Kommentar
Ablauf:
Das DFH hat 3 chirurgische Abteilungen: Allgemein-, Gefäß- und Unfallchirurgie. Da wir 3PJlerInnen waren wurde uns freigestellt, wie und wann wir rotieren wollen, und am Ende hat jedeR alle Abteilungen einmal durchlaufen.

Tagesablauf:
Dienstbeginn ist um 7:15, wobei niemand mit der Stechuhr daneben steht und auf Pünktlichkeit achtet. Montag, Dienstag und Donnerstag geht der Dienst bis 16:45, dafür aber Mittwochs nur bis 12:30 und Freitags bis 16:00. Am Ende jedes Tages stehen eine Stunde lang nur noch die Röntgen- und Nachmittagsbesprechung, und es ist nie ein Problem gewesen, diese in Absprache ausfallen zu lassen. Je nach täglichem Arbeitsaufwand wird man auch früher nach Hause geschickt.
Der Tag beginnt mit Visite, welche je nach Fachabteilung länger oder kürzer dauert. Anschließend wird man häufig in den OP gebeten, oder man beschäftigt sich mit Stations- oder Ambulanzarbeit.

Tätigkeiten:
Blutabnehmen und Verbandswechsel werden durch die Pflege übernommen, nur einzelne (mehr oder weniger) schwierige Blutabnahmen fallen für Ärzte an. Diese machen die Stationsärzte aber auch selbst, wenn ihr z.B. in den OP gehen wollt. Generell gibt es keine "PJ-Verpflichtungen", man ist immer frei in seinen Tätigkeiten, und wenn man sich den ganzen Tag im OP Sachen ansehen möchte ist das gar kein Problem.
In der Unfallchirurgie kann man jederzeit mit auf die Notaufnahme gehen. Hier kann man selbstständig bei Patienten die Anamnese und Untersuchung machen, und nach ein wenig Vertrauensaufbau kann man auch selbstständig Röntgenuntersuchungen etc. anfordern, wobei diese noch vom Arzt vidiert werden müssen.
Im OP wird man generell sehr gefördert und gefordert. Für ein kleines Krankenhaus ist die medizinische Bandbreite echt beeindruckend (in der Allgemeinchirurgie laufen regelmäßig Whipple-OPs oder Billroth-II-Resektionen und in der Gefäßchirurgie macht der Chef auch endoluminale oder offene Versorgungen von Aortenaneurysmen).
Bei diesen größeren Eingriffen wird man immer gerne als 2. Assistenz eingespannt, was zwar Haken halten bedeutet, aber auch, dass es eine Menge zu sehen gibt. Bei kleineren Eingriffen kann man dafür, wenn man Engagement zeigt, schnell als erste Assistenz viel machen: Nähen in Einzelknopf oder Intrakutan, Kamera halten bei Laparoskopien, gegen Ende hat sogar jedeR von uns eine OP als Operateur gemacht (2x Zehenamputation, 1x anale Einstellung).
Ich befinde mich gerade im Gyn-Tertial, und die Erfahrungen aus Lippstadt haben echt dafür gesorgt, dass ich mich super sicher im OP verhalten kann, was natürlich auch hier Eindruck hinterlässt, und mir bereits erlaubt hat, einige OP-Erfahrungen zu sammeln (generell kann ich Allen, die ein chirurgisches Wahlfach machen wollen empfehlen, vorher Chirurgie-Tertial zu machen).

Infrastruktur:
Die PJ-Wohnung wird gestellt. Unsere lag ca. 2 Gehminuten vom Krankenhaus entfernt. Hier hat das KH lediglich drei Zimmer in einer 5er-WG gemietet, man hat also noch Nicht-PJler mit in der Wohnung wohnen. Die sind es aber gewöhnt, dass ständig Leute ein- und ausziehen, und wir haben uns gut mit ihnen verstanden. Einmal die Woche kommt die Putzfrau, welche die Bettsachen wechselt, den Boden wischt und auch Euren Teil des Putzplans übernimmt. Die WG ist ein Haus mit eigenem, schönen Garten, und auch sonst mit allem eingerichtet, was man braucht (1,40m Betten, Fernseher in jedem Zimmer, gut funktionierendes Wlan, voll ausgestattete Küche).
Die Personalabteilung ist echt bemüht, es den PJlern so angenehm wie möglich zu machen. Man kommt am ersten Tag an, Namensschild, Schlüssel, Ausweis für die Dienstkleidung und Cafeteria-Karte für Essen liegen schon bereit, auf dem Spind ist bereits der Name vermerkt, und sogar auf dem WG-Klingelschild steht schon Euer Nachname. Echt beeindruckend!
Man kriegt kostenloses Frühstück und Mittagessen, wobei anzumerken ist, dass die Cafeteria erst um 7:30, und damit nach Dienstbeginn aufmacht. Man kann aber meistens während der Arbeitszeit frühstücken gehen, und vor dem OP kurz ein paar Brötchen für Zwischendurch holen geht auf jeden Fall immer. Falls man mal im OP festhängt gibt es dort mittags für das ganze Team geschmierte Brötchen, man kann aber auch in der Cafeteria anrufen und sich ein Mittagessen zurückstellen lassen. Das Mittagessen ist das gleiche Menü wie für Patienten, und damit weder besonders gut, noch besonders schlecht. Es gibt täglich vegetarisches.

Die Stimmung
Generell sind alle Ärzte zu den PJlern ausgesprochen nett, man kann immer alles fragen, alles sehen und kriegt im Zweifelsfalle auch Wünsche wie z.B. dienstfrei oder früher Gehen gerne erfüllt. Das Verhältnis zur Pflege auf Station und im OP ist ebenfalls echt gut, man wird als Mitglied des ärztlichen Teams gesehen und auch so behandelt.
In der Allgemein- und Unfallchirurgie sind einige Assistenten im ersten Ausbildungsjahr, was manchmal dazu führt, dass man sich für fachliche Fragen oder Rat zu Patienten lieber an einen erfahreneren Arzt wendet. Die Stimmung der Fachabteilungen untereinander ist z.T. eher frostig, was häufig mit typischen Problemen wie Dienstplan oder optimaler Patientenversorgung zusammen hängt. Hiervon ist man als PJler aber nur insofern betroffen, als das man sich öfter die Beschwerden der Kollegen im Arztzimmer anhören muss.

PJ-Fortbildungen:
Während der Zeit in der Allgemeinchirurgie hat man wöchentliche Fortbildungen mit dem Chef. Die Themen darf man sich selbst aussuchen. Falls der Chef verhindert ist deligiert er die Fortbildungen auf einen Oberarzt, aber sie finden immer statt. In den anderen Fachabteilungen gibt es keine regelmäßigen PJ-Fortbildungen, wobei einige Ärzte im Haus in Absprache Fortbildungen halten. So hatten wir beim Chef der Anästhesie einen ACLS-Escape room (sehr gut), beim Oberarzt der Nephrologie einen Überblick über die Nephrologie (ebenfalls sehr gut), und beim Chef der Urologie eine als Fortbildung getarnte Werbeveranstaltung für seine Abteilung, der ihr in Eurer Zeit in Lippstadt lieber aus dem Weg geht.

Die Stadt
Wir waren vorher noch nie in Lippstadt, und absolut positiv überrascht. Der gesamte Stadtkern besteht aus richtig alten Fachwerkhäusern, die Lippe ist komplett zum Baden freigegeben und komplett sauber, und in Fahrraddistanz gibt es außerdem den Alberssee, an dem man ebenfalls sehr schwimmen gehen kann. Insgesamt eine sehr lebenswerte Stadt, in der man gerne den freien Mittwochnachmittag verbringt.

Fazit
Zwei kurze Statements:
1. Alle drei von uns spielen ernsthaft mit dem Gedanken, in Lippstadt als Ärzte anzufangen, da uns Krankenhaus und Stadt so gut gefallen haben.
2. Das Chirurgie-Tertial in Lippstadt hat zwei absolut überzeugte zukünftige Internistinnen so sehr begeistert, dass sie jetzt ernsthaft darüber nachdenken, Chirurginnen zu werden.
Ich denke mehr Fazit braucht man nicht.
Bewerbung
Düsseldorf ist Teil des PJ-Portals, das Anmelden lief absolut reibungslos.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
EKGs
Poliklinik
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Braunülen legen
Rehas anmelden
Blut abnehmen
Notaufnahme
Patienten aufnehmen
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
420

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.2