PJ-Tertial Gastroenterologie in Inselspital Bern (3/2018 bis 7/2018)

Station(en)
Hepato- und Gastroenterologie
Einsatzbereiche
Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Zuerst sei gesagt, dass dies zwei eigenständige Abteilungen am Inselspital sind und man sich auch durchaus nur an einer Abteilung bewerben kann.
Ich habe 16 Wochen am Inselspital verbracht und davon etwa 2/3 Hepatologie und ein 1/3 Gastroenterologie.

Zur Hepatologie:
Man ist Teil des Teams mit fast allen Rechten und Pflichten, man arbeitet selbstständig in der Ambulanz und ist für seine Patienten verantwortlich.
Jeden Tag ist ein anderer OA/Chefarzt für die Ambulanz zuständig, mit dem man zusammenarbeitet. Die Studenten sind fest eingeplant und somit sind auch eigene Patienten für die Studenten im Kalender eingetragen, so wie für die Assistenzärzte auch.
Man wird anfangs etwas ins kalte Wasser geschmissen und bekommt einen Crash-Kurs in Hepatologie und was wichtig ist von den Kollegen und sieht meistens schon am ersten Tag die ersten Patienten.
Grundsätzlich liest man sich am Computer an Hand der alten Arztbriefe in die Patientengeschichte ein und geht dann zum Patienten.
Es folgen komplette Anamnese, körperliche Untersuchung, Fibro-Scan und dann das Vorstellen des Patienten beim Oberarzt.
Die Oberärzte stellen Rückfragen, erklären viel und selbst wenn man etwas vergessen hat gibt es keine Probleme.
Was derzeit am Terminsystem etwas geändert wird ist, dass die Patienten grundsätzlich eine Prä-Visite haben werden, bei der sie Sonographie, Fibro-Scan und Blutabnahme haben werden und bei einem zweiten Termin nur noch die Befundbesprechung erfolgt anstatt sonst nach Erhalt der Befunde den Patienten anzurufen. Ausnahme werden die Patienten bleiben, die einen weiten Anfahrtsweg haben.

Insgesamt das beste und netteste Team von der Pflege/MPA bis zum Chefarzt, dass ich in 6 Jahren Studium erlebt habe. Es geht zwar wie an einer Uniklinik typisch oft etwas hektisch zu, aber es war nie so, dass ein OA laut geworden ist oder man als Student Ärger bekommen hat, wenn man etwas übersehen hat.

Nachdem man den OA informiert hat, bekommt man oft die Rückfrage, was man jetzt machen würde. Es gibt jedoch keine Probleme, wenn man keine Antwort weiß oder daneben liegt. Dann geht man zusammen mit dem OA/Chefarzt zum Patienten und bespricht das weitere Vorgehen wie Kontrolltermine, Biopsien, Aufnahme, Blutabnahme…
Das meiste davon muss man selbst organisieren (Untersuchungszuweisungen) oder an die Pflege delegieren (Labor, Biopsien).
Grundsätzlich ist das Pflege-Team (die sog. MPA) relativ jung und sehr froh, dass die Studenten zur Unterstützung da sind. Jeder Arzt hat eine eigene MPA, die für Terminplanung usw. zuständig ist. Blutabnahmen werden grundsätzlich von den MPA vorgenommen, etwas Neues für deutsche und österreichische Studenten.

Wichtig ist sich während dem Gespräch mit dem Patienten Notizen zu machen, da man im Anschluss den kompletten Patientenbrief selbstständig diktieren muss.
Wir haben uns meistens den letzten Arztbrief oder das Zuweiserschreiben ausgedruckt und es gleich zum Vergleich von Medikamenten und Notizen genutzt.
Für die Diktate orientiert man sich Anfangs am besten an den alten Arztbriefen. Wir haben meisten mit dem Handy diktiert, gibt eine nette App. Die Assistenten haben Diktiergeräte, was ich nicht nötig finde.
Wenn nach einigen Tagen bis Wochen die diktieren Briefe zurückkommen muss man diese überarbeiten und ergänzen und schickt diese dann direkt an den zuständigen Arzt zum Vidieren.
Je nach Wochentag sind ca. 10-20 Patienten für die Studenten vorgesehen, aber auch abhängig davon, wie viele Studenten da sind. Wenn mal bei uns weniger los war haben wir Patienten von den Ärzten übernommen oder auch umgekehrt (Im Schnitt würde ich sagen 5-9 Patienten pro Student/Tag, mein Kollege und ich waren damals zu zweit).

Wenn die Sprechstunde vorbei ist müssen die letzten Diktate noch erledigt werden und ganz wichtig die Laborwerte der eigenen Patienten kontrolliert werden. Bei Auffälligkeiten oder Unklarheiten muss der entsprechende Arzt je nach Dringlichkeit entweder telefonisch oder per Mail informiert werden und das weitere Procedere besprochen werden.
Der Chefarzt kommt nach Ende seiner Sprechstunde (Mittwoch + Freitag) oft nochmal persönlich in den Arbeitsraum (aka Abstellkammer mit eigenen Computern für die Studenten) um die offenen Fragen persönlich zu besprechen.

Grundsätzlich sind die im Arbeitsvertrag angegebenen Wochenarbeitsstunden durchaus realistisch, weniger arbeitet man nur, wenn alle Ärzte auf einem Kongress sind und somit keine Patienten kommen.
Fortbildungen sind meistens erst am Abend im Sinne von Symposien, oft mit internationalen Vortragenden, zu denen auch viele externe Ärzte kommen. Ich würde schätzen ca. eine Fortbildung pro Monat, zu der man als Student schon kommen sollte, meistens gibt es danach noch einen Apero.
Während meiner Zeit am Inselspital gab es einen kleinen, zweitägigen Kongress, zu dem wir Studenten kostenlos gehen durften.

Zum Team: Es ist eine bunte Mischung aus Schweizern (deutsch, italienisch und französisch), Italienern, Spaniern, Deutschen und noch weiteren Ländern und mit Abstand wirklich das beste Team in dem ich mitarbeiten durfte.
Umso mehr Sprachen man also selbst spricht umso besser, ist jedoch kein Muss. Meistens findet sich jemand ihm Team, der einem z.B. mit französisch oder italienisch aushelfen kann oder Angehörige sind zum dolmetschen dabei.

Man fühlt sich nicht wie sonst nur als Student, sondern ist ein festes Teil des Teams und durch das eigenverantwortliche Arbeiten wie z.B. das Sichten der Laborwerte lernt man sehr viel.

Einmal die Woche, Mittwoch, ist mittags die sog. Hepa-Visite in der mit Radiologen und Pathologen interessante Fälle besprochen und diskutiert werden. Je nach anwesenden Ärzten findet das ganze auf deutsch oder englisch statt. Hierbei werden auch von den Studenten Patienten mit Vorgeschichte, Anamnese, Labor usw. vorgestellt.
Gelegentlich kommt es auch vor, dass man einen seiner Patienten im Tumorboard vorstellen muss, nachdem man aber in der Hepa-Visite genug Zeit zum Üben hat ist das absolut kein Problem.

Einziger Minus-Punkt ist, dass man dadurch das man eigene Patienten hat und meistens einen vollen Terminkalender wenig Zeit hat z.B. bei einer Leberbiopsie zu zusehen oder auch bei den täglich durchgeführten Abdomensonographien. Wenn man jedoch Zeit findet, dann bekommt man auch dort ungefragt sehr viel erklärt.

Zusammenfassend würde ich die Abteilung als Beste meines KPJ/PJ/WJ bezeichnen, da man als Student in einem tollen Team wirklich eigenverantwortlichen Arbeiten und jederzeit einen Ansprechpartner hat.


Zur Gastroenterologie:
Man muss ehrlich sagen, dass die meisten Studenten die Gastroenterologie zur Erholung von der Hepatologie genutzt haben, was ohne Probleme möglich war, da man auf der Gastroenterologie keine eigenen Patienten hat und wieder mehr auf die Zuschauerrolle beschränkt ist.
Als ich auf die Gastroenterologie gewechselt bin ist gerade die Zuständigkeit für die Studenten neu vergeben worden und der OA war sehr bemüht.
Ich war, da wir in Wien ein ausführliches Logbuch führen müssen (Arztbriefe schreiben, Zuweisungen und Rezepte erstellen, CEX, DOPS und vieles mehr) eine ziemliche Herausforderung, da man das so bisher nicht gewohnt war auf der Gastroenterologie.
Wir haben mit dem neu zuständigen OA eine Art Konzept erarbeitet, so dass man in allen Bereichen der Gastroenterologie eine gewisse Zeit verbringt.
Diese sind: Endoskopie, Ambulanz (inkl. Spezialambulanzen z.B. Funktionsdiagnostik, IBD usw.), Sonographie, Eingriffsraum: Verbandswechsel, Wundkontrollen, Aszitespunktionen, Station, Dienst-Arzt.

Vorgabe vom Chefarzt ist auch neu, dass von den Studenten ein Patient pro Tag selbstständig gesehen/betreut werden darf nach Rücksprache mit dem zuständigen Oberarzt und man dann auch für den Brief zuständig ist. Ich war damals die erste Studentin, die überhaupt einen Patientenbrief diktiert hat auf der Gastro, was ziemlich für Chaos gesorgt hat..
Insgesamt ist der Chefarzt leider eher negativ den Studenten gegenüber eingestellt, da er um den Ruf seiner Abteilung fürchtet und auch den Studenten wenige Wochen vor Abschluss des Studiums nicht zutraut, dass sie den Patienten z.B. nach dem Stuhlgang fragen können. Gott sei dank sind die (leitenden) OÄ anderer Meinung und man sieht den Chef außer in der Morgenbesprechung und Fortbildungen nicht.

Apropos Morgenbesprechung, jeden Morgen 7.40 Uhr im Rapportraum im Bauchzentrum, selbst die Kollegen, die sonst mit Abwesenheit geglänzt haben waren zumindest zur Morgenbesprechung da.
Dienstags ist Fortbildung und Donnerstag Journal Club, immer mit interessanten Themen, was ein deutlicher Vorteil gegenüber der Hepatologie ist bei denen sie eher am Abend stattfinden.
Das Ärzteteam ist wie so oft gemischt und ich habe auf Empfehlung der MPA einige Ärzte komplett gemieden, von Kollegen habe ich Positives und Negatives zu diesen Ärzten gehört. Der Großteil des Teams ist jedoch wenn sie sich daran gewöhnt haben, dass man als Student immer anwesend ist und Interesse hat sehr nett und gewillt einem sehr viel zu erklären.

Ich habe jeden Morgen im Kalender nachgesehen, welcher Arzt wo arbeitet und was es zu sehen gibt und bin dann relativ frei überall hingegangen.
Auch während der Woche, auf der ich auf der Station eingeteilt war um die für mein Logbuch nötigen Arztbriefe zu sammeln. Da man Aufnahmen natürlich nur bedingt planen kann, gab es in dieser Woche leider nur wenige, so dass ich aber dann nach Rücksprache mit den Ärzten der Station und dem für uns zuständigen OA wieder in die Ambulanz bin.
Die Ärzte auf der Station waren es nicht gewohnt, dass sie einen Studenten zur Unterstützung haben und haben daher leider viel automatisch selbst erledigt. Ich habe die wenigen Aufnahmen die kamen zumindest selbst aufgenommen (Untersuchung, Anamnese und Dokumentieren), Blutabnahme + Zugang legen erfolgt durch die Pflege.

Mit am Besten war für mich, dass ich wenn Patienten zur Sonographie oder Aszitespunktion gekommen sind selbst schallen durfte und auch Aszitespunktionen durchführen durfte. Es war immer ein Arzt anwesend, den man bei Bedarf fragen konnte z.B. als Hilfe beim Schallen.

Insgesamt würde ich die Abteilung bei großem Interesse in Gastroenterologie durchaus empfehlen, man muss sich jedoch bewusst sein, dass man in vielen Bereichen nichts machen kann bzw. machen darf. Ich hoffe jedoch, dass sich durch die Gespräche mit den OA noch einiges verbessert.

Zum Inselspital selbst: Es gibt Zimmer in verschiedenen Personalwohnheimen, für die man sich bewerben kann (Kosten ca. 400-700 Franken). Ich habe dort aber nicht gewohnt. Gehalt war zu meiner Zeit 1200 Franken.
Bewerbung
2 Jahre.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Punktionen
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1000

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
5
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07