PJ-Tertial Neurochirurgie in Kantonsspital Aarau (11/2017 bis 3/2018)

Station(en)
Neurochirurgie 421, 441, NCW, Intensiv, Notfall, OP
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Station
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
1. Arbeitszeiten:
Mein Arbeitstag hat immer um 7:30 Uhr (außer am Montag 7:00) mit dem Morgenrapport begonnen, bei dem die Fälle vom Spät- und Nachtdienst besprochen werden. Danach werden kurz die Patienten von Intensiv, NCW und Station besprochen und das weitere Vorgehen (Austritt, Reha usw.). Gegangen bin ich meistens so gegen 17-18 Uhr. Ein Wochenende pro Monat ist Pflicht, an dem man zusammen mit einem Assistenzarzt als Dienstarzt auf dem Notfall arbeitet. Spät- oder Nachtschicht habe ich nie gearbeitet und wird auch nicht verlangt.

2. Aufgabenbereiche:
- Eintritte: Ich musste alle Patienten, die am nächsten Tag operiert wurden, aufnehmen. Dazu gehörte die Anamnese (z.B. Allergien, Medikamente, Vorerkrankungen), die klinische Untersuchung des jeweiligen Patienten, das Anordnen bestimmter Untersuchungen (EKG, Röntgen-Thorax) und die Verordnung von Medikamenten. Die dabei erhobenen Befunde habe ich dann anschliessend in die digitale Patientenakte eingetragen und den jeweiligen Patienten mit dem Stationsarzt oder einem anderen Assistenten besprochen. Insgesamt konnte ich dadurch extrem viel lernen und fand diese Aufgabe auch für künftige Aufgaben sehr lehrreich. Manchmal war es etwas schwierig die Fälle zu besprechen, weil der zuständige Arzt im OP assistierte oder auch sonst keiner zu finden war. Ich habe schnell gelernt, was wichtig war weiterzugeben oder nicht und wenn wirklich etwas Dringendes war, konnte man auch einfach den Dienstarzt oder Oberarzt anrufen.
-OPs: Ich bin meistens nach meinen Eintritten in den OP gegangen. Dort war ich eigentlich immer gern gesehen und durfte auch jederzeit Fragen stellen. Bei VP-Shunt-Einlagen war ich eigentlich immer steril mit am Tisch und durfte Knoten und Nähen. Bei den anderen OPs konnte ich mich auch mit an den Tisch stellen, hatte aber eigentlich nicht viel zu tun, da in der Neurochirurgie meistens nur eine Assistenz benötigt wird. Da viel mit Mikroskop gearbeitet wird konnte man aber auf den zahlreichen Bildschirmen im OP alles mitverfolgen. Deshalb habe ich mich meistens einfach mit in den OP gestellt und zugeschaut. Generell hat es mir im OP sehr gut gefallen, hier wird auf dem neuesten Stand der Technik mit intraoperativem CT, MRT und Neuronavigation gearbeitet. Vom Bandscheibenvorfall bis zum Glioblastom habe ich alles gesehen.
-Röntgen-Rapport: Hier werden alle Bilder des Tages angeschaut und danach noch der nächste OP-Tag besprochen. Hier schlug immer meine Stunde, da ich hier kurz meine Patienten vorstellen musste (oder auch nicht). Am Anfang hatte ich echt schiss, da man mir sagte, dass der Chefarzt schon mal böse werden kann, wenn man seine Patienten nicht richtig vorbereitet hat. Ich muss sagen, dass mir das nie widerfahren ist und man im Endeffekt wirklich viel dadurch gelernt hat.

3. Bereiche der Klink:
- Stationsarbeit: Es gibt insgesamt drei Stationsärzte. Einer auf der 441 (Privatpatienten) und zwei auf der 421. Der Dienstarzt war für die Intensiv und NCW verantwortlich. Ab und zu bin ich auf Visite mitgegangen und habe dort auch einiges machen dürfen. Vom Drainagenziehen bis Lumbaldrainagen legen war alles einmal dabei. Da die Stationsärzte bei ihren Patienten im OP mit eingeteilt waren, musste eigentlich immer ein anderer Stationsarzt deren Visite mitübernehmen, weshalb eine Visite dann schonmal bis Mittag dauern konnte.
-Notaufnahme: Ich war immer eine Woche im Monat auf dem Notfall eingeteilt. Dort habe ich meistens die Patienten untersucht und dann mit dem Dienstarzt besprochen.
-Infiltrationen: Ich habe ab und zu bei den erfahrenen Assistenzärzten zugeschaut und assistiert. Man konnte hier wirklich viel anatomisch und technisch lernen. Selbst infiltriert habe ich leider nie, dafür war ich einfach zu selten dabei.
-Ambulanz und Sprechstunden: habe ich nicht teilgenommen

4. Umgang mit Unterassistenten
Sowohl die Pflege im OP als auch die Pflege auf der Station hat mich wie einen Assistenzarzt behandelt und alle waren sehr freundlich zu mir. Ebenso haben mich die Assistenzärzte wie einen Kollegen behandelt, so dass eine Art freundschaftliche Stimmung zwischen mir und den anderen Assistenten herrschte. Somit habe ich mich sowohl von Seiten der Pflege als auch der Ärzte als vollwertiges Mitglied des Teams gefühlt. Ich durfte auch alle von der Pflege und alle Ärzte bis auf Leitende Ärzte und Chefarzt duzen.
Während meiner Zeit als Unterassistent war ich bis auf zwei Wochen alleine. Trotzdem wurden mit mir Fortbildungen seitens der Assistenzärzte in Form von Präsentationen, als auch gemeinsame OP-Videos schauen, Nähen unter dem Mikroskop oder Bedside Teaching gemacht.
Ich wurde zur Weihnachtsfeier des Neurozentrums und zum gemeinsamen Abschiedsessen beim besten Döner der Schweiz eingeladen. Außerdem wurde öfters mal eine Pizza oder das Mittagessen spendiert ;)

5. Fortbildungen/Kolloquien
Montags um 7 Uhr fand immer ein Journalclub statt in dem jede Woche ein anderer Assistenzarzt über neueste Forschungen und Publikationen berichtete. Am Mittwochmittag fand immer eine weitere Fortbildung mit Pizza oder Sushi-Essen statt. Themen waren hierbei kunterbunt: über Sterbehilfe, bis Hirnblutungen über den Krankenhausneubau usw. Am Dienstagnachmittag fand immer das Spine-Kolloquium und am Mittwochnachmittag das Tumorboard statt. Außerdem fanden alle zwei Wochen ein Hypophysen-Board und das Stroke-Kolloquium statt. Ich fand diese immer sehr interessant und hier konnte man auch Sichtweisen von anderen Fachdisziplinen hören und es wurde immer viel diskutiert.
Für die chirurgischen Unterassistenten findet jeden Freitag um 7.15 Uhr im Haus 35 eine Fortbildung statt, die von einem chirurgischen Unterassistenten und Oberarzt gehalten wird. Die Fortbildungen fand ich überwiegend sehr lehrreich. Es gibt auch eine EKG- und eine Röntgen-Fortbildung. Ich habe es meistens wegen meines vollen Tagesplans nicht dorthin geschaut. Ich habe mir aber sagen lassen, dass es meistens sehr interessant war (v.a. EKG). Wie oben schon beschrieben, habe ich auf meiner Station regelmässig auch Einzelfortbildung erhalten.

6. Wohnung:
Ich war in einem Personalhaus mit 10 Mitbewohnern untergebracht, welches ca 10min vom Spital entfernt war. Es gab 2 Duschen, 3 Toiletten, 1 Gemeinschaftsküche mit 4 Elektroherden und einem Backofen, 1 Waschmaschine, 1 Trockner (neu angeschafft). Wlan war auf jeder Etage vorhanden. Wenn es bei irgendeiner Sache bzgl. des Hauses Probleme gab, haben sich die Mitarbeiter der Abteilung Wohnen immer sehr schnell und exzellent darum gekümmert. (z.B. als die Heizung nicht mehr funkionierte und der Trockner nicht mehr ging).

7. Finanzielles
Die Vergütung der Unterassistenten ist sehr gut. Man verdient im Monat 1500 Franken brutto (ohne 13. Monatslohn, den bekommt ihr am Ende eurer Arbeitszeit noch obendrauf. Arbeitet man länger als drei Monate als Unterassistent, bekommt man ab dem vierten Monat sogar 1800 Franken brutto. Die Zimmer im Personalwohnheim kosten meistens so 500-600 Franken. Essen in der Mensa war meistens mit über 10 Franken schon recht teuer, es gab aber auch eine leckere Cafeteria im Haus 1, wo es Sandwich für 3-4 Franken gab. Man muss sich einfach darauf einlassen, dass in der Schweiz alles teurer ist, man verdient aber dafür auch nicht schlecht.

8. Fazit
- dass ich während meiner 4 Monate fast durchgehend alleine war, wenn man zu zweit ist könnte man sich die Eintritte aufteilen und dann öfters in den OP kommen
- frühzeitig deine Kompensationstage bzw Urlaubstage regeln. Bei mir wäre das fast zu einem Problem geworden, hat sich aber dann doch alles geregelt

+ Ärzte, Pflege und Sekretärinnen haben mich als gleichwertigen Kollegen und sehr nett behandelt
+ die unfassbar freundliche und kollegiale Stimmung zwischen den Ärzten, der Pflege und allen anderen (so etwas habe ich auf einer neurochirurgischen Abteilung noch nie erlebt ;))
+ hohe Eigenständigkeit, wodurch man viel machen darf und sich den Tag frei einteilen kann, wenn keine OPs und Aufnahmen anstehen
+ Großes Spektrum der Klinik mit zahlreichen Operationen
+ selten banale Aufgaben, wie Botengänge etc.
+ Einführungstag für die Neuen Mitarbeiter (Erster Werktag eines jeden Monats): Dort lernt ihr viele andere Mitarbeiter kennen und knüpft erste Kontakte
+ Organisation im Haus ist exzellent

Wer Interesse an Neurochirurgie hat, kollegiales Miteinander schätzt und nicht den ganzen Tag steril im OP stehen will, dem kann ich uneingeschränkt die Neurochirurgie im KSA empfehlen.

Ich möchte mich zum Schluss nochmal bei allen bedanken. Ihr seid einfach spitze!
Bewerbung
1 Jahr vorher, geht aber meistens auch kürzer.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
EKG
Bildgebung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
1500 Franken (1.-3. Monat), 1800 Franken (4. Monat) + 13. Monatsgehalt
Gebühren in EUR
500 Franken (Wohnung)

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13