Seit dem letzten PJ Bericht von 2013, der mich ehrlicherweise sehr abgeschreckt hatte, ist wohl in der Radiologie viel passiert. Ich habe durchweg positive Erfahrungen mit meinem PJ- Tertial gemacht:
Ich wollte mein Tertial erst in einem anderen Krankenhaus absolvieren, war aber das vorherige Tertial schon im Marienhospital und beim gemeinsamen Frühstück am ersten Tag mit allen PJlern und Chefärzten der meisten Abteilungen kam der Chef der Radio direkt auf mich zu und bot mir an, da ich wahrscheinlich trotzdem von ihm geprüft werde, in der Radiologie vorbeizuschauen und eventuell ein paar Themen mit ihm durchzusprechen. Bei dem guten ersten Eindruck hab ich mich schließlich überzeugen lassen, das Tertial doch im Haus zu machen und bereue es auf keinen Fall.
Der Tag beginnt mit der Röntgenbesprechung der Pädiater um 8:00Uhr. Grundsätzlich wird es gerne gesehen, wenn man zu allen Besprechungen geht und zugegeben sieht man dort auch einige interessante Befunde, wenn man aber einmal etwas anderes zu tun hat, ist das auch nicht schlimm.
Die Radiologen sind bis halb 9 alle parat und jeden Tag werden sie neu eingeteilt. Manchmal wird man direkt von einem der Ärzte angesprochen und mitgenommen, oft muss man sich aber eigeninitiativ aussuchen was man sehen möchte oder bei wem man sitzen möchte.
Die Möglichkeiten:
- Ultraschall: oft ist ein Arzt nur für Sono eingeteilt, da kann man viel vorschallen, mitschallen, zuschauen, sich Dinge erklären und zeigen lassen
- CT: hier sitzt man neben dem Arzt und schaut ihm über die Schulter und hat je nach Befunder viel oder manchmal auch weniger Lerneffekt (niemand ist sauer, wenn man nett sagt, dass man sich jetzt lieber etwas anderes anschaut, weil es nicht so effektiv ist). Geben und nehmen Prinzip: Wenn man die Aufklärungen übernimmt und ab und an Viggos legt oder KM- Einläufe macht, haben die Ärzte mehr Zeit, einem Dinge zu erklären und Fragen zu beantworten. Wenn man möchte, kann man auch eigene Befunde schreiben und sie dann mit einem Arzt durchgehen. Alles sehr eigeninitiativ.
-MRT: ähnlich wie beim CT.
- Röntgen: keine(r) der MRTAs ist genervt, wenn man sich auch mal eine Zeit dazustellt und sich die Durchführung von CT/Röntgen etc. anschaut und mit Fragen bombadiert. Die Befundung übernehmen meist die Oberärzte, zu denen man sich dann setzen kann.
-Angio: Es wird gerne gesehen, wenn man bei den Angiographien hilft. Besonders, wenn am Unterschenkel mit überlangen Drähten gearbeitet wird, hilft es den Oberärzten, wenn noch einer steril am Tisch steht, Schleusen spült, Dinge angibt und versucht den Draht im Zaum/ steril zu halten. Das ist weniger lehrreich, aber ab und zu freut man sich in der Radiologie auch darauf, aktiv helfen zu können und etwas praktisches zu machen.
- Röntgenbesprechungen: Pädiatrie, Innere, Gefäßchirurgie und Chirurgie finden jeden Tag statt und es gibt noch eine Pneumologiebesprechung, eine Lungenfibrosekonferenz und Tumorboards. Hierzu siehe oben: Anwesenheit gerne gesehen, mehr oder weniger großer Lerneffekt tagesform- und arztabhängig.
- Grundsätzlich: wenn eine "coole Untersuchung" ansteht: CT-Punktion, interessante Durchleuchtung etc. wird sich fast immer an einen erinnert und man wird dazugeholt. Im CT oder in den Angiographien selber punktiert habe ich nicht. Das liegt sicherlich daran, dass ich ein zu großer Schisser bin jemanden mit einer fetten Nadel in den Körper zu pieksen, aber ich halte das auch für eine ärztliche Aufgabe. Fragen kostet nichts und wird vielleicht zum Erfolg führen.
Die Abteilung ist renoviert und modern und überschaubar, was ein echter Pluspunkt ist, da man nicht verloren geht und immer irgendein Arzt da ist, dem man helfen und über die Schulter schauen kann. Meistens gibt es einen freien Arbeitsplatz mit Befundungsbildschirm, wo man sich austoben kann: selber Befunden, fertige Befunde lesen, versuchen die selben Pathologien zu finden und wenn Langeweile aufkommt gibt es eine sehr lange Liste mit "interessanten Fällen", die man sich anschauen kann.
Das Team ist wirklich nett und hilfsbereit und zu guter letzt gibt es noch einen Chef, der sich nicht zu schade ist, jede Woche persönlich zur Fortbildung zu kommen (Radiologie ist eine der wenigen Fortbildungen, die wirklich fast jede Woche stattfindet) und zu dem man sich jederzeit setzen kann. Dann fragt er einen auch prüfungsrelevante Inhalte ab und macht schon einmal einen groben Eindruck. In der Fortbildung werden hauptsächlich Fälle besprochen, die die PJler vorher organisieren müssen. Wenn wir keine konkreten Fragen haben werden Basics besprochen, oder irgendwelche zufälligen Patienten aus dem Orbis ausgesucht. Es empfiehlt sich Fragen zu stellen. Nach Hause geht es für PJler offiziell nach der Chirurgie-Röntgenbesprechung gegen 16:00 Uhr. Die freien Tage kann man sich frei einteilen und der Chef ist wirklich sehr flexibel dabei und schickt einen auch bei gutem Wetter mal deutlich früher nach Hause.
Zusammenfassend ein empfehlenswertes Tertial, wo Radiologiebegeisterte mit viel Interesse und großer Eigeninitiative ein tolles PJ haben werden. Man sieht natürlich keine außergewöhnlichen Befunde und das Spektrum ist zweifellos kleiner als an einer Uniklinik, aber für die Basics ist es meiner Meinung nach absolut ausreichend. Die Fachrichtungen die fehlen (Uro, Ortho/Unfall, spezielle Neuro uvm.) werden teilweise durch Pädiatrie aufgefangen oder zeigen sich nebenbefundlich.
Viel Spaß!!!
