PJ-Tertial Neurologie in Kantonsspital Aarau (11/2017 bis 3/2018)

Station(en)
431, Haus 7, Notfall, Stroke Unit
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe mich für mein Wahltertial Neurologie entschlossen in die Schweiz zu gehen, da ich von vielen Seiten gehört habe, dass man in den Schweizer Krankenhäusern viel selbstständig arbeiten kann und man dadurch einen enormen Wissenszuwachs erlangt. Warum gerade Aarau? Nun, zunächst gibt es nicht allzu viele Möglichkeiten eine große Neurologie zu finden. Neben Basel, Bern und Zürich habe ich mich aufgrund der recht guten Bewertungen dann auch in Aarau beworben und eine Stelle ergattern können. Angefragt habe ich 1,5 Jahre im Voraus. Man verdient im KSA als Unterassistent wirklich gut im Vergleich zu anderen Spitälern (und v.a. im Vergleich zu Deutschland!) und die Lebenshaltungskosten in Aarau sind auch etwas niedriger als z.B. in Zürich.
Die Organisation wird über das Sekretariat geregelt und hat bei mir super funktioniert. Sagt frühzeitig Bescheid, wenn ihr eine Wohnung braucht, denn die sind sehr beliebt. Es handelt sich hierbei um kleine WGs (4-5 Bewohner), die ums Spital herum verteilt liegen. Ich war mit meiner Wohnung sehr zufrieden. Jeder hat ein eigenes abschließbares Zimmer, Bad und Küche werden geteilt. Einmal pro Woche werden die gemeinschaftlich genutzten Räume von einer Reinigungskraft gesäubert.
Küchenutensilien waren in meiner Wohnung ausreichend vorhanden, aber je nachdem wo ihr seid, kann es auch etwas spärlich ausfallen. Im Keller steht eine Waschmaschine und es gibt einen Raum zum Wäschetrocknen.
Wenn ihr plant mit dem Auto zu kommen, solltet ihr euch rechtzeitig informieren, wie die Parksituation geregelt ist. Je nachdem in welcher Gemeinde ihr wohnt (Suhr/Buchs) ist die Regelung hier etwas anders. In Suhr kann man sich auf der Ortsverwaltung eine Parkierbewilligung besorgen, die bezahlt werden muss. Wenn ihr viel von der Schweiz sehen wollt, würde ich euch empfehlen ein Auto mitzunehmen. Ich hatte keins dabei, das ging auch, aber Bahnfahren ist wirklich teuer, weshalb ich mir ein sogenanntes Halbtax-Abo geholt habe. Damit kosten eure Fahrten nur die Hälfte. Der Spaß kostet aber auch 180 CHF, also am besten mal gegen rechnen ;-)
Nun zum Klinikalltag. Der Tag beginnt um 8.15 mit dem Morgenrapport (aka Frühbesprechung). Dienstag bis Donnerstag gibt es außerdem noch Fallvorstellungen und den Journal Club. Anschließend geht’s auf Visite, wo eure Arbeit vor allem darin besteht, die Visite zu dokumentieren und Verordnungen zu machen. Dienstags ist immer Chefvisite.
Im Anschluss werden Briefe geschrieben und eventuelle Eintritte aufgenommen. Das macht als Unterassistenz am meisten Spaß, weil man recht viel eigenständig machen kann. Blutabnahmen und Braunülen werden von den Schwestern gemacht.
Um 12:00 geht man dann als Gruppe gemeinsam essen. Ein Mittagessen kostet etwa 10CHF, ist aber auch echt lecker. Auch Vegetarier werden hier fündig ;-)
Am Nachmittag stehen dann noch Entlassungen, Untersuchungen und Besprechungen mit dem Oberarzt an. Etwa um 17.00 kann man dann meistens nach Hause gehen.
Mir hat die Arbeit auf dem Notfall am besten gefallen, da man hier wirklich hochfrequentiert Patienten sieht, selbst viel untersucht und mit dem OA bespricht und eine Diagnose finden muss. Allerdings kann die Arbeit dort auch sehr anstrengend sein. Eingeplant ist man für 10 h, es kann aber auch sein, dass man mal etwas länger bleibt. Aber wie gesagt, es lohnt sich!
Lumbalpunktionen darf man immer machen und zum Teil wird man auch extra angerufen, wenn ein Assistenzarzt eine anstehen hat.
Es gibt Wochenenddienste, die 1:1 mit einem dienstfreien Tag geplant werden. Zusätzlich hat man 2 freie Tage pro Monat, die nicht als deutsche Urlaubstage gezählt werden. Einer der AAs macht den Dienstplan der UHUs und respektiert Wünsche wo immer es möglich ist.
Ab und an ist auch mal wenig los, da habe ich mir die Funktionsabteilungen angeschaut. Super spannend wie ich fand, versucht da mal vorbeizugehen.
PJ-Unterricht gibt es leider keinen, was ich persönlich schade finde, da die Lehre im Stationsalltag etwas zu kurz kommt. Die Assistenten geben sich viel Mühe, haben aber oft einfach zu viel um die Ohren. Von Seiten der OAs (mit wenigen Ausnahmen) kommt nur wenig Teaching. Man kann natürlich immer nachfragen, wenn man etwas Spezielles wissen will, aber ich hätte mir hier einfach mehr Initiative gewünscht. (Studenten abfragen, etwas zum Krankheitsbild erklären usw.)
Alles in allem hatte ich ein schönes Tertial in Aarau. Man wird gut ins Team integriert und fühlt sich schnell wohl. Wenn ihr die freie Wahl habt, empfehle ich euch im Sommer nach Aarau zu kommen. Die Wintermonate sind wirklich etwas trist, es regnet sehr viel und man verlässt das Haus im Dunkeln und kommt im Dunkeln zurück. Freizeitmäßig ist Aarau im Winter auch nicht allzu gut aufgestellt. Das nächste Skigebiet ist etwa eine Autostunde entfernt. Man kann sich im KSA Bahnhof für die Mitbenutzung des Geräteraums registrieren, das kostet einmalig 100 CHF. Ich habe mich für ein richtiges Fitnessstudio entschieden (SwissTraining) und für 3 Monate 200 CHF bezahlt. Hier kann man die Sauna benutzen und es gibt ein ganz gutes Kursprogramm. Wenn ihr abends noch Energie habt, kann ich das 90 Grad und die Tuchlaube empfehlen. Außerdem gibt es einen coolen Barista Shop am Bahnhof. Die Drinks sind für Schweizer Verhältnisse nicht zu teuer und die Atmosphäre ist super. Jeden Samstag ist in der Stadt Markt. Dort unbedingt einen Schweizer Käse probieren! Aarau selbst ist recht klein. Es gibt ein paar Geschäfte wie Only oder TheBodyShop und nette Cafes. Aber Zürich und Basel sind in 25 min erreichbar.
In der übrigen Schweiz habe ich mir Basel, Bern, Zürich, Luzern, Lausanne und Genf angeschaut-mein persönliches Highlight war Lausanne. So eine bezaubernde Stadt, die etwas weitere Anfahrt lohnt sich! Im Sommer solltet ihr unbedingt im Tessin wandern gehen!

Insgesamt empfehle ich Aarau definitiv weiter, wenn ihr überlegt Neurologie zu machen. Man wird gefordert und das eigenständige Arbeiten wird gut geübt. Man sieht auch echt viele verschiedene neurologische Krankheitsbilder. Bezüglich Wissensvermittlung ist aber Eigeninitiative angesagt.
Bewerbung
1,5 Jahre im Voraus. Geht evtl auch spontan, da Plätze auch häufig abgesagt werden. Organisation läuft hier sehr gut.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Punktionen
Untersuchungen anmelden
Notaufnahme
EKGs
Briefe schreiben
Eigene Patienten betreuen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
1500 CHF (im 4. Monat 1800 CHF)

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
5
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.8