PJ-Tertial Psychiatrie in Bezirkskrankenhaus Augsburg (11/2017 bis 3/2018)

Station(en)
Akute Kriseninterventionsstation/Geschlossene allgemeinpsychiatrische Station/Notaufnahme
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Greifswald
Kommentar
Für mich war das PJ-Tertial am BKH Augsburg ein sehr gelungenes, spannendes und lehrreiches Tertial.
Man wurde schnell in das ärztliche Team integriert und eingearbeitet. Auch der Kontakt zur Pflege und zu Psychologen, Sozialarbeitern und weiteren Berufsgruppen war sehr gut, was sicherlich auch den allgemein recht flachen Hierarchien in Psychiatrien zu verdanken ist.
Assistenzärzte und Psychologen sind üblicherweise sofort mit einem Perdu und auch einige der jüngeren Oberärzte schließen sich da an.

Das BKH Augsburg ist mit ca. 300 Betten ein recht großes psychiatrisches Krankenhaus.
Abgesehen von einer Forensik ist das gesamte psychiatrische Spektrum abgedeckt.

Man durfte bei entsprechendem Interesse schnell die meisten psychiatrischen Tätigkeiten selbstständig durchführen. Dazu gehörte die Aufnahme von Patienten (Anamnese, Erstellung des psychopathologischen Befundes und die Untersuchung (insbesondere neurologisch)), die Erhebung einer umfangreichen biographischen Anamnese, das selbständige Visitieren von Patienten, das Führen von Angehörigengesprächen, Aufklärungen für Untersuchungen, das Anmelden von Konsilen und Therapien, Blutentnahme/ Zugänge legen (jedoch eher selten, da es zur Blutentnahme Stationsassistentinnen gibt und die meisten nicht-geriatrischen Patienten in der Psychiatrie keine PVKs benötigen), das Schreiben/Diktieren von Arztbriefen und Krankengeschichten, das Anmelden von Untersuchungen zum Ausschluss organischer Ursachen (Labor, EKG, EEG und ggf. cCT/cMRT und Lumbalpunktion), das Befunden von EKGs (Fokus auf verlängerte QTc-Zeiten als UAW von Psychopharmaka) und die Dokumentation der jeweiligen Tätigkeiten.

Es war nach einer gewissen Einarbeitungsphase auch möglich, Psychotherapien bei Patienten durchzuführen (natürlich unter Supervision). Hierzu ist es besonders empfehlenswert, sich vorab an die Psychologinnen zu halten, da diese in der Regel besonders erfahren in Psychotherapien sind und viele hilfreiche Tips haben.
Medikamente dürfen zwar nicht von PJlern verschrieben, aber vorgeschlagen werden. Bzgl. der Festlegung der Ausgangszeiten der Patienten ist es genauso.

Zusätzlich ist es jederzeit möglich, in sämtliche Funktionsbereiche zu gehen, bei Therapien zuzusehen (sofern die jew. Patienten einverstanden sind) oder Fortbildungen zu besuchen.

Bei Fragen oder Unsicherheit kann man jederzeit die Assistenzärzte oder Oberärzte um Rat fragen. Man nimmt sich hier wirklich viel Zeit, PJler so zu unterstützen, dass diese möglichst viel lernen dadurch möglichst selbstständig arbeiten können, was ich als eine ideale Vorbereitung für das baldige Dasein als Arzt betrachte.

Es herrscht Gleitzeit von 8-9 Uhr morgens, sodass PJler üblicherweise kurz vor 9 kommen.


Typischer Tagesablauf:

9 Uhr Morgenkonferenz aller Stationsärzte und Psychologen des BKH Augsburg (meist ca. 20-40 Minuten).
Hier werden neue Aufnahmen und relevante Ereignisse der Nacht übergeben, Verlegungen besprochen und sonstige organisatorische Themen behandelt.

Im Anschluss (meist zwischen 9.30 und 10 Uhr) geht es auf die Stationen, wo Aufnahmen stattfinden oder entweder direkt mit den Visiten gestartet wird oder vorab eine Tafelvisite (ohne Patienten Besprechung des geplanten Prozederes mit Ärzten und Schwestern) geführt wird, je nach Station.
Die Visiten laufen anders ab, als man es von internistischen oder chirurgischen Fächern kennt. So zieht man nicht von Patientenzimmer zu Patientenzimmer sondern lässt die Patienten nach einander ins Arztzimmer kommen.
Besonders positiv auffallend ist, dass man sich in den Visiten viel Zeit für Patienten nimmt. Neben der Anpassung der Medikation, der Planung von Therapien und der Verlaufsbeobachtung sowie der Erstellung des psychopathologischen Befundes spielt hier die Unterstützung in sozialen Angelegenheiten eine große Rolle.

Nach der Visite, oder an langen Visiten-Tagen auch mal zwischendurch, geht es zur Mittagspause.

Nach der Visite kümmert man sich um anstehende Arbeit (s. oben aufgeführte Tätigkeiten).

Je nach Arbeitsaufwand und Interesse ist meist zwischen 16 und 17 Uhr Feierabend, wenn man mal früher los muss/möchte, ist das idR auch möglich.

Mittwochs ist von 12-13 Uhr immer Fortbildung im Konferenzraum, Freitags von 12-13 Uhr gibt es Kasuistiken.

PJlern ist es freitags freigestellt, statt auf Station zum Zentralklinikum (künftiges Uniklinikum) nebenan zu gehen, wo von 9-12 Uhr PJ-Seminare stattfinden, die teils sehr lehrreich sind, teils aber auch sehr zu Nebentätigkeiten wie 4-Gewinnt oder Schach motivieren. Da aber nach 12 Uhr Feierabend ist und das Wochenende damit sehr früh eingeläutet wird, kann ich die Seminare alles in allem durchaus empfehlen.

Zusätzlich gibt es ca. 1x/Woche je nach Absprache Seminare zu psychiatrischen Themen, die von der PJ-beauftragten Oberärztin abgehalten werden. Die Themen werden meist nach Wunsch der Studenten festgelegt. Die Oberärztin gab sich hierbei sehr große Mühe, den Unterricht möglichst praxisorientiert zu gestalten, was ihr auch stets gelungen ist.
Als krönenden Abschluss gab es ein Probeexamen, das weitgehend an den Kriterien des 3. Staatsexamens orientiert war und eine hervorragende Prüfungsvorbereitung war.

Besonders spannend fand ich es, den Umgang mit manischen und psychotischen Patienten zu lernen. Gerade die akuteren Krankheitsbilder trifft man besonders auf den geschlossenen Stationen an.

Auch was die Freizeit angeht war das Tertial sehr gut. Durch die Freitagsseminare im Zentralklinikum konnte man schnell Kontakt zu den anderen PJlern knüpfen und zahlreiche gesellige Abende in Augsburgs Kneipen und Studentenbuden verbringen. Auch nach München kam man mit der Bahn innerhalb einer dreiviertel Stunde.

Wer Interesse daran hat, die Psychiatrie kennenzulernen, dem kann ein Tertial am BKH Augsburg nur wärmstens empfohlen werden!
Ich würde es wieder tun.
Bewerbung
Bewerbung über die LMU München.
Das weitere Prozedere verlief vollkommen unkompliziert über das Sekretariat der PJ-beauftragten Oberärztin.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Notaufnahme
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
EKGs
Braunülen legen
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
373,-
Gebühren in EUR
-

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07