PJ-Tertial Unfallchirurgie in Bezirkskrankenhaus Kufstein (7/2017 bis 9/2017)

Station(en)
Unfall 3
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Notaufnahme
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Das Leben auf der Unfallchirurgie spielt sich hauptsächlich in der Ambulanz ab. Hier hat man die Möglichkeit, sich an Aufnahmen zu beteiligen, den anwesenden Ärzten bei ihren Untersuchungen über die Schulter zu blicken und sogar selbst Akutverletzte zu versorgen. Dies umfasst sowohl Untersuchung, die Anordnung von weiterführenden Untersuchungen (Röntgen, Labor) als auch das Versorgen von Wunden (betäuben, nähen, verbinden, etc.). Zum krönenden Abschluss darf hier dann ein Ambulanzbericht diktiert werden (Kodieren nach ICD-10 lernt man obendrauf) und das Endergebnis wird von einem Assistenten/Oberarzt nachkontrolliert. Gerade wenn einem diese Aufgaben zusagen, hält man sich am besten an die Turnusärzte/Ärzte in Basisausbildung, da sie meist mit diesem Aufgabenbereich betraut sind. Ich für meinen Teil hatte reichlich Zeit, an meiner Nahttechnik zu feilen und fühle mich nach dem Aufenthalt sicher im Stande dazu, eine Schnittverletzung/Riss-Quetsch-Wunde adäquat zu versorgen.
Auf der Station gibt es nur sehr wenig für (K)PJler zu tun - Arztbriefe werden von den Assistenz-/Oberärzten geschrieben und Anordnungen meist von den Turnusärzten/Ärzten in Basisausbildung erledigt. Diese kann man gelegentlich aber auch übernehmen (sofern man denn die Berechtigung hat). Hierzu ist anzumerken, dass das BKH Kufstein mittlerweile (fast) all seine Bereiche auf digital umgestellt hat, weshalb das Arbeiten hauptsächlich am Computer stattfindet und die Papierkurven völlig aus dem Arbeitsalltag verschwunden sind - auch mal eine interessante Erfahrung! Ansonsten bleiben Aufgaben wie Drainagen ziehen, Nähte entfernen, gelegentliche Blutabnahmen und Zugänge legen, etc.
Arbeitsbeginn ist um 7 Uhr und Arbeitsende nach der Nachmittagsbesprechung, die um 15 Uhr stattfindet (was dann mal früher oder später sein kann, je nach Rededrang des Primars = Chefarztes :) ). Am Anfang wird einem sogar ein Arzt zugewiesen, dem man sich anschließen kann und der einen etwas in die Routine einführt. Man ist allerdings nicht gezwungen, die ganze Zeit über "unter seinen Fittichen" zu bleiben. Für den Start ist es aber sehr nett.
Auch hier gilt, viel mehr noch als auf der Chirurgie: Feste Aufgaben für PJler gibt es eigentlich nicht. Man wird nicht einmal fest für den OP eingeteilt, wobei bei größeren Operationen (Knie, Hüfte) doch gerne die Assistenz gesehen ist. Ansonsten kann man jederzeit bei einer Operation seiner Wahl vorbeischauen und es wird einem in diesem Zusammenhang auch viel erklärt. Fragen schadet natürlich trotzdem nicht. Auch ausgefragt wird man mehr: "Was sind die Strecksehnenfächer der Hand" (am 1. Tag) ...
Das Spektrum ist hier, wie in der Chirurgie, ebenfalls sehr breit (besonders für die Größe des Hauses) und es wird beinahe alles von arthroskopisch bis offen, über Ringbandspaltungen, Metallentfernungen, Osteosynthesen und Prothesen operiert - selbst so gut wie jede Körperregion (Extremitäten und Wirbelsäule). Die Aufgabe des PJlers besteht auch hier hauptsächlich aus Hakenhalten, allerdings hat man öfter noch die Möglichkeit, seine Knotentechnik zu verfeinern und die erlernten Naht-Skills aus der Ambulanz als zweite oder dritte Assistenz zu demonstrieren. Auch den Umgang mit dem Klammergerät erlernt man schnell.
Absolutes Highlight (für mich) war am letzten Tag. Der Primar meinte, er müsse mir noch ein Abschiedsgeschenk machen und hat mich kurzerhand als 1. Operateur bei einer Metallentfernung eingeteilt. Und so durfte ich mich ganz allein, ohne mich noch vorab groß einzulesen, an sämtlichen Operationsschritten versuchen (und habe auch die bisher noch nie ausprobierten Subkutannähte gelegt). Selbstverständlich alles unter dem Blick eines erfahrenen Oberarztes. Den Ablauf hatte man sich zwar in vorangegangenen Operationen schon etwas verinnerlicht und wurde durch den Oberarzt/die OP-Pfleger/Schwestern auch gut angeleitet - spannend war es trotzdem. Mit etwas Hilfe hier und da wurde die Platte dann letztendlich geborgen (wahrscheinlich in der dreifachen Zeit) und gleich als Geschenk angeboten und mitgegeben. Die bekommt jetzt einen Ehrenplatz. Das war selbst bei meiner nicht allzu hohen OP-Begeisterung/-Ambition ein klasse Erlebnis!
Darüber hinaus besteht noch die Möglichkeit, freiwillig an den 24 Stunden-Diensten teilzunehmen, worauf man am "Folgetag" frei hat. Es steht einem nämlich frei, ob man wirklich die 24 Stunden durch macht (und die Nacht im Dienstzimmer verbringt) oder schon gegen Mitternacht nach Hause geht. Alles in allem war das eine ganz nette Erfahrung und hier bekommt man definitiv noch einmal mehr die Möglichkeit, seine Wundversorgung zu perfektionieren. Die Stimmung war auch super nett und gar nicht so gereizt trotz der langen Arbeitszeit.
Insgesamt herrscht eine super angenehme Atmosphäre im Team und über die Fachgruppen hinweg. Es sind alle super nett, man wird klasse ins Team eingegliedert und auch wertgeschätzt.
Der Unterricht war hier schon etwas besser. Es gibt die einmal in der Woche stattfindende, fächerübergreifende Turnusarztfortbildung, um die man sich allerdings selber aktiv bemühen/darauf hingewiesen werden muss und die meist wenig mit der Unfallchirurgie zu tun hat (aber nicht uninteressant ist). Darüber hinaus wurde man aber während der Arbeitszeit öfter mal zur Seite genommen und es wurden Sachen gezeigt/erkärt. Auch in der Nachmittagsbesprechung beim Primar darf man mal zum Bildschirm und ein Röntgenbild analysieren.
UPDATE: Es gibt allerdings Bemühungen von Seiten der Direktion, die Chirurgie mehr in die Fortbildungen einzugliedern (u.a. durch die Rückmeldungen von PJlern) und auch eine Übersicht gleich zu Beginn an die PJler zu verteilen. Hiervon dürften dann alle Zukünftigen profitieren!
Vielleicht noch als Tipp: Mir wurde mehrfach gesagt, dass ich in einer eher ruhigeren Zeit da sein würde (Winter: Hochsaison). Daher waren auch nicht viele Polytraumata zu sehen aber wiederum mehr geplante Prothesen. Hat sicher beides seine Vor- und Nachteile.

Letztlich bleibt nur zu sagen, dass der Benefit des Aufenthalts wesentlich durch die Einbringung von einem selbst und dem Interesse haben/zeigen abhängt. Und auch OP-Unsicheren (mich eingeschlossen) sei gesagt: Man gewöhnt sich tatsächlich daran :).

Nebenbei: Das Mittagessen (11.30-14.00 Uhr) ist wirklich ausgesprochen gut und komplett frei. Kleidung wird gestellt, allerdings sollten weiße T-Shirts o.ä. und Schuhe selbst mitgebracht werden.
Kufstein selbst ist ein sehr idyllisches kleines Städtchen, umringt von Bergen und mit reichlich Natur zum Erkunden.
Bewerbung
Völlig unkompliziert per E-Mail über die (K)PJ-Beauftragte Frau Moelg (etwa ein halbes Jahr im Voraus - sicher aber auch kurzfristiger möglich). Man bekommt dann einige Dokumente zugeschickt, wo unter anderem auch mögliche Unterkünfte gelistet sind und ein grober Ablauf für jede Fachrichtung beliegt.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Chirurgische Wundversorgung
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Mitoperieren
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Blut abnehmen
Braunülen legen
Poliklinik
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
400 (bei Immatrikulation an der Uni Innsbruck)

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27