PJ-Tertial Innere in Korle Bu Teaching Hospital (5/2017 bis 7/2017)

Station(en)
Infektiologie, Nephrologie, Rheumatologie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar

Das Korle Bu Teaching Hospital in Accra ist eines der größten medizinischen Zentren in Westafrika und bietet Möglichkeiten in viele Disziplinen reinzuschauen. Ich habe mich für ein halbes Tertial in der Inneren mit Schwerpunkt Nephrologie, Rheumatologie und Infektiologie.
Als PJ-ler wird man den final year medical Students zugeteilt, die im letzten Jahr eine Art Blockpraktikum in der Inneren absolvieren. Dafür gibt es strenge Studenpläne (für die local students) mit täglichen Seminaren, bedside teachings und Ambulanzrotationen in allen möglichen internistischen Schwerpunkten.
In der Inneren gab es 4 Stationen, eine Notaufnahme (SME), eine chest clinic, eine fevers unit und eine Ambulanz. Ich wurde zusammen mit 12 Studenten für jeweils 4 Wochen einem "floor" mit jeweils unterschiedlichem Schwerpunkt zugewiesen, allerdings haben die Patienten oft viele verschiedene Dinge gleichzeitig und deswegen sieht man eigentlich überall z.b. kardiologische und nephrologische Patienten.
Man durfte als PJler zwar kaum etwas Praktisches wie Viggos legen, Punktionen, etc. machen, allerdings war ich darüber nicht sonderlich traurig, da man das ja in Deutschland zu genüge macht und dafür weniger Lehre bekommt. Das Teaching fand ich in der Inneren extrem gut und die Dozenten legen sehr großen Wert auf Anamnese und klinische Untersuchungen. Ich habe zwar keine abgefahrene Diagnostik oder Eingriffe wie in Deutschland gesehen, aber viele praktische Untersuchungstechniken und Differenzialdiagnosen von häufigen internistischen Erkrankungen und deren Komplikationen gelernt bzw. gesehen. Die meisten Professoren und Consultants waren auch sehr bemüht, dass die Studenten viel lernen und waren teilweise sehr streng, allerdings war es meistens eine nette und freundschaftliche Atmosphäre. Die Studenten waren sehr nett und hilfsbereit und auch super motiviert und ich hatte das Gefühl, dass man zusammen als Team arbeitet und sich gegenseitig ergänzt.
Besonders gut fand ich die Fevers unit, viele HIV Patienten mit schweren opportunistischen ZNS-Infektionen, TBC, Tetanus, Tollwut. Die Ärzte sind trotz den Arbeitsbedingungen motiviert und trotz allem eigentlich immer gut drauf. Die lockere afrikanische Art hat mir sehr gefallen, manchmal ist es aber auch schwierig Uhrzeiten für Visite, Besprechungen, etc. festzulegen, weil die Leute teilweise erst Stunden später auftauchen. Man sollte sich ein bisschen Gelassenheit aneignen ;)

Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen und ich hab viel gelernt, ich hatte auch relativ viel Freizeit nachmittags und konnte Accra erkunden. Für Reisen fand ich es ein bisschen schwierig, nur die Wochenenden zu haben, deswegen habe ich nicht sonderlich viel in Ghana erkundet.
Bewerbung
Die Bewerbung und Organisation lief über Elective Ghana. Ich war anfangs nicht sicher, ob man es nicht auch alleine machen kann, war dann aber heilfroh, dass Sefa und Kofi von Elective Ghana für uns da waren.
Ich habe circa ein Dreiviertel Jahr vorher (geht wohl auch kurzfristiger) meine Bewerbungsunterlagen mit Empfehlungsschreiben der Heimatuniversität per Email an Elective Ghana geschickt, die sich dann um die Zusage gekümmert haben. Sefa ist sehr bemüht, dass alles schnell über die Bühne geht, aber ghanaische Bürokratie braucht manchmal ein bisschen Zeit, deswegen lieber etwas früher bewerben, wenn ihr auf eine frühe Zusage für das Dekanat oder ähnliches angewiesen seid.
Flug und Visum hab ich erst zwei Monate vorher erledigt, was ein bisschen knapp war. Für die Visumsbewerbung (kostet 100€) muss man einige Sachen mit dem Reisepass an die Botschaft in Berlin mitschicken wie Flugdaten, Adresse der Gastgeber, Gelbfieberimpfbestätigung, etc, um die man sich ggfs. vorher erst kümmern muss und dann kann das ganze circa 3 Wochen in Anspruch nehmen. Man kann aber auch ein Expressvisum für 160€ (3 Tage) nehmen, wenn man nicht so viel Zeit hat.

Wir haben noch die alten elective Students Gebühren für die University of Ghana gezahlt (8 Wochen à 45$ plus 100$ Registration fee =460$), allerdings sollen die sich mittlerweile jeweils verdoppelt haben.
Die Gebühr für Elective Ghana lag bei 180€, neben der ganzen Organisation haben die lieben Jungs uns auch vom Flughafen abgeholt, zurückgebracht, eine Simkarte eingerichtet, durch Accra geführt, um eine Unterkunft gekümmert, ghanaisch mit uns gekocht und alle möglichen Tipps gegeben. Wir haben in der Unterkunft von Elective Ghana nahe des Krankenhauses in Korle Gonno gewohnt und haben zu zweit in einem Zimmer für je 250$ pro Kopf im Monat gewohnt zusammen mit anderen Medizinstudenten aus verschiedenen Ländern in einem Haus. Es war ziemlich einfach, aber mit WLAN, meistens fließendem kaltem Wasser, Küche, Waschmaschine und Fernseher. Stromausfälle mit kalten Eimerduschen gab es auch ab und zu, aber das gehörte irgendwie dazu ;)

Accra ist eine tolle Stadt, in der es viel zu erkunden gibt. Wenn man noch nie in Afrika war, wird es anfangs bestimmt ein kleiner Kulturschock sein: es ist eigentlich immer und überall Musik, teilweise ist sehr viel Müll auf den Straßen und man fällt als Europäer schon ziemlich auf.
Wenn man den Leuten aber offen und interessiert begegnet, ein paar Wörter Twi/ Ga/ Ewe spricht, wird man schnell merken, was für ein tolles Land Ghana ist und wie schnell die Leute einen ins Herz schließen und integrieren.
Accra ist sehr vielseitig und bietet viel Abwechslung von abgefahrenen Märkten wie Makola, wo man eigentlich alles kaufen kann z.b. Stoffe oder lebende Schnecken bis zu noblen japanischen Restaurants und Clubs in der Airport Residential Area. Fortbewegen tut man sich je nach Geschmack und Geldbeutel mit dem Trotro (Minibus, sehr günstig, aber meistens sehr heiß und voll), Taxi (man sollte gut verhandeln können) oder Uber, für längere Strecken kann man auch Überlandbusse nehmen.
Das Klima ist in Accra ganzjährig heiß, in der Regenzeit kann es auch mal matschig werden. Man sollte leichte und funktionelle Kleidung einpacken, für das Krankenhaus, bzw. Nachtleben darf es ruhig (sehr) schick sein. Ein Moskitonetz und Malariaprophylaxe sollten auf jeden Fall dabei sein.
Das ghanaische Essen war leider nicht so ganz mein Fall, mir kam es relativ einseitig vor, aber die Ghanaer sind sehr stolz darauf und wenn man ein bisschen was probiert hat, freuen sie sich riesig.
Unterricht
Häufiger als 5x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
EKG
Bildgebung
Repetitorien
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Poliklinik
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27