PJ-Tertial Chirurgie in Kreisspital Muri (11/2015 bis 1/2016)

Station(en)
Chirurgie
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Es existieren ja inzwischen einige Berichte über das Spital Muri, deswegen konzentriere ich mich in meinem Bericht nur auf Dinge, die nicht direkt mit der Arbeit zu tun haben bzw. die ich gerne gewusst hätte, bevor ich die Reise angetreten habe.

Das Spital Muri hat einen Physio-Raum, den wir nach der Arbeit als persönliches Fitnessstudio kostenfrei nutzen dürfen. Der Raum ist gut ausgestattet und hat einen Grundstock an Geräten, Gewichten, Laufbändern etc. Man muss lediglich vor der ersten Trainingsstunde eine Einführung durch die Physio mitmachen – und sich dafür anmelden. Falls Interesse besteht, meldet euch frühzeitig – am besten noch am ersten Tag – an, da Termine rar sind. Beispielsweise musste ich zwei Wochen auf meine Einführung warten.

Es gibt einen Mehrzweckraum im Erdgeschoss des Personalwohnheims, für den wir am Empfang den Schlüssel ausleihen dürfen und den wir beinahe jeden Abend als eigenes Kino nutzten, da er über einen Beamer verfügt. Wichtig ist jedoch, dass die Standardeinstellung die Tonausgabe über den Beamer ist und nicht über die vorinstallierten Boxen. Die kann allerdings während der Wiedergabe über den VLC-Player eingeschaltet werden (Rechtsklick -> Audiogerät -> Kopfhörer). Und voila! Kinofeeling mit Surroundsound.

Dadurch dass euch Kasack, Hose etc gestellt wird und ihr euch im Personalheim schon umzieht und dann die 100m zum Spital geht, braucht ihr praktisch fast nur Unterwäsche und Socken und kaum Jeans, Pullover etc. – packt also vorrangig Unterwäsche ein.

Die Zimmer im Personalwohnheim, die euch gestellt werden, sind bei eurer Ankunft absolut jungfräulich. Kein Wasserkocher, kein Besteck, keine Teller, Gläser, einfach nichts. Naja, ne Mikrowelle und einen Fernseher gibts.

Ihr müsst am Ende euer Zimmer reinigen, Reinigungsmittel dafür werden allerdings nicht gestellt. Wenn ihr nicht unnötig Geld ausgeben wollt, bringt euch alles mit. Sogar der Duschvorhang soll gewaschen werden!

Die gestellte Bettwäsche ist nicht für Personen geeignet, die größer als 1,75m sind. Weiterhin wird sie einmal pro Monat gewechselt, ihr müsst sie morgens nur vor die Tür legen. Termine hängen unten im Personalwohnheim aus.

Im Personalwohnheim stehen vier Waschmaschinen und ein Trockner zur Verfügung. Für jede Wäsche braucht ihr ca. 1Fr. Leihfahrräder gibt es nicht.

Im Personalwohnheim gibt es noch kein WLAN, nur LAN-Verbindungen. Bringt also ein LAN-Kabel mit, falls euer Laptop eine Buchse dafür hat. Oder natürlich einen Router. Lasst euch bei der Installation aber unbedingt von der Technik helfen. Mein Mitfamulant hat kurzzeitig das komplette Internet des Spitals lahmgelegt und musste dann doch die Technik rufen.

Falls ihr ein LAN-Kabel habt und auch WLAN für Tablet/Handy braucht, könnt ihr euch über euren Laptop einen Hotspot aufbauen. Ich habe hierfür das kostenlose Programm Connectify genutzt.

Denkt an Steckdosenadapter! Die kleinen Euro-Stecker passen auch in Schweizer Steckdosen, die dicken Schuko-Stecker allerdings nicht (Fön!)

In eurem Zimmer gibt es eine Steckdose, bei der eins der drei Outlets nicht zu funktionieren scheint. Das tut es aber - ihr könnt diese Steckdose über den unteren der beiden Schalter neben der Badezimmertür steuern.
Muri ist eine sehr kleine Stadt (ca. 7000 Einwohner), die außer drei großen Supermärkten absolut nichts zu bieten hat. Noch nicht mal eine Bar oder eine Billardhalle. Man munkelte, es gäbe eine Bar in der Straße neben dem Bahnhof, wir haben aber nie nachgeschaut.
Tipp: Lidl ist ca. 25% billiger als Coop oder Migros.

Für die Skifahrer unter euch: Hier ist kein Skigebiet. Das nächste Gebiet ist ca. eine Stunde mit dem Auto entfernt, großes Skifieber existiert hier jedoch nicht. Sowieso gibts hier im Winter verhältnismäßig wenig Schnee. Dafür viel Nebel. Sehr viel Nebel.

Geht vorher zum Friseur, denn schon ein Männertrockenhaarschnitt kostet ca. 40 Euro. Nach weiteren Preisen habe ich dann gar nicht mehr geschaut.

Ihr bekommt kein kostenloses Mittagessen. Die Essensqualität ist phänomenal, leider sind die Preise auch dementsprechend. 9,20Fr für ein Mittagsmenü, was von der Menge vergleichbar mit deutschen Klinikmenüs ist. Ich habe häufig nur Suppen gegessen, die lediglich 2Fr kosten und meist so gut sind, dass sie einen auch sättigen.

Im Spital gibt es kostenloses WLAN, was ihr einmalig aktivieren müsst. Nach 2-3 Tagen wird allerdings euer Account gelöscht. Um dies zu umgehen, könnt ihr euer Handy bei der Technik für 6 Monate freischalten lassen.

Kommen wir nun zum Geld: Man bekommt inzwischen 1600 Fr pro Monat, von denen 600 Fr für das Personalzimmer abgehen – es bleiben am Ende also noch 1000 Fr übrig. In meinen 8 Wochen hier habe ich insgesamt lediglich 500 Fr ausgegeben, allerdings habe ich auch recht sparsam gelebt. Mein Geld muss nämlich noch für meine Famulatur in London reichen ;) .

Das Geld, was ihr monatlich bekommt, wird auf ein Konto eurer Wahl überwiesen. Falls ihr zwei Monate bleibt, versucht erst gar nicht ein Schweizer Konto zu eröffnen. Wir sind unzählige Male zur Post gelaufen, haben unzählige Briefe geschrieben, bekommen und beantwortet. Erst hieß es: es geht. Dann hieß es: es geht nicht, weil wir nur zwei Monate hier sind. Es ginge erst ab einem Aufenthalt von drei Monaten. Dann schien es doch irgendwie zu gehen, aber inzwischen waren schon fünf Wochen vergangen und ich habe alles rückgängig gemacht und mein deutsches Konto angegeben. Falls ihr allerdings vier Monate bleibt, ist eine Eröffnung kein Problem.

Der Chefarzt der Chirurgie ist ne coole Socke und sehr umgänglich. Gelegentlich operiert er auch an anderen Häusern in der Umgebung und wenn ihr fragt, nimmt er euch auch mit bzw. ihr müsst selber anfahren. Wir durften beispielsweise bei einer Neo-Vagina-OP bei MRKH-Syndrom im Spital Baden zuschauen. So eine OP kommt allerdings nur einige wenige Male im Jahr vor und ihr müsst schon Glück haben bzw. auch selber mal fragen.

Zum Schluss noch ein Tipp für die Leckermäuler unter euch. Zwischen 19:00 und 19:10 darf man alle übrig gebliebenen Nachtische aus der Cafeteria kostenlos aus dem Kühlschrank in der Küche mitnehmen.

Unterm Strich war es ein angenehmes halbes Tertial, in dem ich sehr viel gelernt habe. Für mich ist Muri ein wenig zu klein, aber auf der anderen Seite hat man sowieso neben der Arbeit nicht so viel Freizeit. Falls ihr vorhabt, in der Schweiz zu bleiben und euch nicht ganz dumm anstellt, winkt auch eine Assistenzarztstelle nach eurem mündlichen Staatsexamen, da einige Assistenten im Jahr zuvor Unterassistenten (PJ-ler) waren. Und bei einem monatlichen Gehalt von 6.600 Fr im ersten Jahr ist die Stelle auch recht lukrativ im Vergleich zu deutschen Kliniken :p
Bewerbung
ziemlich genau ein Jahr vorher. Unkompliziert per Mail direkt ans Chefarztsekretariat.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Poliklinik
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Untersuchungen anmelden
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
1600 Fr
Gebühren in EUR
600 Fr

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07