PJ-Tertial Innere in Kantonsspital St. Gallen (6/2015 bis 8/2015)

Station(en)
Kardiologie, Allgemeine Innere
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Positiv:
- Sehr nette andere PJer, mit denen man trotz der zahlreicher negativer Aspekte eine sehr schöne Zeit gehabt hat
- EKG-Kurs für PJer
- Fortbildungen
- Sauberes und gut ausgestattetes Wohnheim (Kosten: ca. 370 Franken)
Negativ:
Wenn man nur die Arbeit in der Klinik bewertet, dann weiß man teilweise nicht, wo man anfangen soll. Ich bin in die Schweiz gegangen, da man immer wieder hört, dass die Betreuung dort so gut sei und man eigene Patienten habe, die man unter der Supervision der Assistenzärzte behandeln würde. Von diesem Zustand ist man meilenweit entfernt in St. Gallen.
Ich wurde für die ersten 2 Monate auf der Kardiologie eingeteilt. Eine Station, die einer Arbeit am Fließband ähnelt. Schon gleich am ersten Tag haben mir die Assistenzärzte gesagt, dass die Arbeit auf dieser Station nichts mit der Inneren Medizin zu tun hat, dass man nur eine Bürokraft ist und dass ich zusehen muss, dass ich hier so schnell wie möglich wegkomme. Das hat sich auch vollkommen bestätigt.
Mit einem anderen PJer hatten wir bis zu 14 Eintritte (Zugänge) am Tag und nur selten hat sich einer der Assistenzärzte erbarmt auch einen davon aufzunehmen. Unsere Aufgabe bestand darin, den Patienten aufzunehmen und den Bericht zu diktieren/schreiben. Was man da genau erhebt, hat so gut wie nie einer nachkontrolliert. Der Lernerfolg ging dementsprechend gegen null. Mal ein EKG durchsprechen oder bei der Visite mitgehen war weder möglich noch erwünscht. Ich bin 2 Mal in den 2 Monaten bei der Visite mitgegangen und wurde dabei wie Luft behandelt. Wenn man aber meint, dann wenigstens seine Patienten in Ruhe aufnehmen zu können, liegt man falsch. Die meisten Patienten kamen für 2 Tage zum Herzkatheter. Wenn Sie kommen, dann beginnt die Maschinerie der ganzen Untersuchungen und der Pflege, die eindeutig über die ärztliche Aufnahme gestellt wird. Als Medizinstudent bekommt man den Patienten zuletzt und wenn man versucht eine vernünftige Anamnese und körperliche Untersuchung zu machen, so wird der Patient permanent zu irgendwelchen Untersuchungen weggebracht ohne Rücksicht darauf, dass man im Raum ist. Teilweise muss man die Aufnahme bis zu 3 Mal unterbrechen und in der Zwischenzeit vom Zimmer zu Zimmer rennen und schauen, ob denn vielleicht ein anderer Patient bereits wieder auf Station ist. Ein strukturiertes Arbeiten wurde unmöglich. Weitere Aufgaben sind: Untersuchungen anmelden und Laborzettel einordnen. Unterm Strich ist man dort eine billige Sekretärin und man fragt sich mehrmals am Tag, warum man eigentlich Medizin studiert hat. Es wird fast nichts diagnostisch auf der Station gemacht, man schreibt nur ohne Pause Konsile aus und der Patient wird für die Untersuchungen vom Haus zu Haus gefahren. Somit wussten die Assistenzärzte teilweise nicht, wie man die Elektrodenkabel beim EKG anlegen soll…. Insgesamt lief man gegen die Wand, wenn man die Assistenzärzte etwas gefragt hatte. Meistens wussten sie es selbst nicht oder hatten keine Lust/Zeit einem etwas beizubringen. Wenn einer der Oberärzte mal auf der Station war und sie ein paar Minuten Zeit hatten, dann haben sie mal was erklärt. Das war dann auch immer gut. Aber die wenigen Minuten am Tag haben einem im Endeffekt nicht so viel gebracht. An einem Tag habe ich es geschafft, in die Funktionen zu gehen und dort Echos, HK, etc anzuschauen. Dort wurde einem auch endlich mal etwas erklärt. Aber das war auch der einzige spannende Tag in der Kardiologie.
Im letzten Monat war ich auf der allgemeinen Inneren Medizin eingeteilt. Dort war es schon besser, da die Patienten länger stationiert waren und man bei den Visiten mitgehen durfte. Ebenfalls hat man ziemlich viel von den Oberärzten erklärt bekommen. Auffällige Befunde bei der Aufnahme wurden auch meistens nachkontrolliert. Da es bei mir aber zwischendrin einen Arztwechsel gab, war es zum Schluss hin auch ziemlich chaotisch von den Abläufen her.

Am Ende des Tertials gab es ein Abschlussgespäch, das seinesgleichen sucht. Man sitzt einem Oberarzt gegenüber, mit dem man noch nie gearbeitet hat und während man auch Kritik äußern könnte, wird man währenddessen am Computer bewertet. Dabei werden Noten verteilt von A bis F und folgende Kompetenzen bewertet: soziale Kompetenz, Fähigkeit ein Arzt zu sein, etc. In den 5 Minuten solche Urteile über die Menschen zu fällen, finde ich wirklich anmaßend.
Fazit:
Insgesamt würde ich St.Gallen für die Innere Medizin auf keinen Fall empfehlen. Es ist ein ziemlich großes Haus und somit wird so gut wie keine Untersuchung selbst durchgeführt (wie z.B. Sono). Man schreibt nur die gesamte Zeit Konsile für die anderen Abteilungen und kriegt von den eigentlichen Untersuchungen nichts mit. Natürlich hatte ich wohl auch teilweise Pech mit den Stationen oder Assistenzärzten, aber es kann nicht sein, dass man 3 Monate vor allem als Sekretär angestellt wird. Man wird zwar auf den ersten Blick gut bezahlt, das relativiert sich aber ziemlich schnell. Man verdient dort nämlich weniger als eine Putzfrau oder FSJer als Medizinstudent. Und die Schweiz ist sehr teuer. Das muss man bedenken.
Dank der tollen anderen PJer hatte ich dort trotzdem eine sehr schöne Zeit und man hat sich gefreut spät abends ins Wohnheim zu kommen. Wenn ich aber nur die Arbeit bewerte, dann war es mehr als ernüchternd und nur begrenzt lehrreich.

Bewerbung
Per Mail, ca. 1 Jahr im Voraus
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
EKG
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Bildgebung
Tätigkeiten
EKGs
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
ca. 1100 Franken
Gebühren in EUR
ca. 370 Franken fürs Wohnheim

Noten

Team/Station
5
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
5
Betreuung
5
Freizeit
3
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.6