PJ-Tertial Psychiatrie in Klinik Beverin (12/2014 bis 4/2015)

Station(en)
Murmenda (Akutstation)
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Ich habe ein komplettes Tertial (16 Wochen) in der Klinik Beverin verbracht.
Bereits im Vorfeld wurde seitens der Klinik alles bestens organisiert. Alle nötigen Unterlagen und mein Dienstausweis wurde mir postalisch zugesendet. Ich habe während des Tertials eine kleine Wohnung (1 Zimmer mit Küche und Bad) gemietet. Der Preis hierfür lag bei CHF 350,00 zuzüglich CHF 50,00 für einen Stellplatz (dieser ist jedoch nicht obligatorisch und man hätte auch etwas entfernt kostenlos parken können). Alternativ kann man auch ein Zimmer mit Gemeinschaftsküche und Gemeinschaftsbad zum Preis von CHF 260,00 mieten.

Eingesetzt war ich als Unterassistent auf der Station Murmenda einer offen geführten Akutstation. Ich wurde gleich von Anfang an ziemlich ins kalte Wasser geschmissen. Während man es aus Deutschland ja doch eher gewohnt ist, als PJ'ler nebenherzulaufen und Blut abzunehmen wurde ich in Beverin als volle Arbeitskraft - sprich eher als Assistenzarzt eingesetzt und da der eigentliche "Assi" im Urlaub war, hatte ich die Station in meinen ersten drei Wochen sogar komplett alleine. Gerade diese Zeit hat mich extrem weitergebracht, insbesondere was eigenständiges Arbeiten und Organisation betrifft.

Man darf es sich jetzt aber nicht so vorstellen, dass man dort komplett alleine gelassen wird, ganz im Gegenteil !!! Jeden morgen gab es einen ausführlichen Rapport in dem das ganze Team jeden Patienten besprochen hat, außerdem war der Oberarzt der Station immer zu erreichen und selbstverständlich wurden alle wichtigen Entscheidungen, vor allem was Therapieoptionen und Medikamentenänderungen betraf, zuerst mit ihm besprochen. Man konnte dabei je nach Eigeninitiative auch Vorschläge einbringen, die dann auch ernsthaft diskutiert wurden. Einmal in der Woche gab es zusätzlich eine Supervision nur für die Unterassistenten. Man hätte jederzeit sagen können, wenn es zu viel geworden wäre - wichtig war unserem Oberarzt, dass man zwar gefordert aber nicht überfordert war. Ich fühlte mich während der ganzen Zeit sehr gut betreut! Regelmäßigen Unterricht für Unterassistenten gibt es zwar keinen, man kann jedoch jederzeit an den Fortbildungen der Assistenzärzte teilnehmen und durch die wie erwähnt sehr gute Betreuung und Supervision des Oberarztes ist der Lerneffekt durch die tägliche Stationsarbeit ohnehin gegeben.

So durfte ich (unter oberärztlicher Supervision) von Anfang an eigene Patienten übernehmen und diese vom Eintritt bis zum Austritt eigenständig betreuen, inklusive der Medikamentenverordnungen, Anordnungen weiterführender Untersuchungen (Labor, EKG, Röntgen, MRI, etc.), Einzel- und Gruppengesprächsführung sowie Gesprächen mit deren Angehörigen. Ferner gehörte dazu die Erstellung von Rezepten und Attesten und der Austrittsberichte (= Arztbrief) sowie die Korrespondenz mit den Nachbehandlern oder Behörden. Ich bekam ein eigenes Telefon und wurde bei allen Fragen zu den jeweiligen Patienten auch stets in die Entscheidungen mit einbezogen.

Insgesamt kann ich mit Überzeugung sagen, dass dies das beste Tertial meines PJs war, in dem ich mit Abstand am meisten gelernt habe. Der Kontakt zur Pflege war vorbildlich, ich wurde von Anfang an sehr gut aufgenommen und integriert. Es herrschte ein durch und durch kollegiales Verhältnis über alle Berufsgruppen hinweg und ein äußerst harmonischer Umgangston.

Die Klinik selber liegt etwas abgelegen. Cazis erreicht man in ein paar Minuten, dort gibt es einen Aldi und im nächsten größeren Ort in Thussis weitere Supermärkte (Coop, Migros) und auch sonst alles Nötige zu kaufen. Freunden von Käsefondue sei an dieser Stelle besonders die "Molki Thussis" ans Herz gelegt :-) Nach Chur braucht man etwa 25 Minuten. Es ist sicher von Vorteil wenn man ein Auto zur Verfügung hat, besonders im Winter um die vielen Skigebiete zu erkunden. Wer im Sommer da ist braucht meines Erachtens mindestens ein Fahrrad, für die täglichen Besorgungen und um zum Bahnhof zu gelangen (wenn man nach Chur will).

Das Mittagessen in der Klinik ist richtig gut, es wird viel Wert auf frische Zutaten und abwechslungsreiche Gerichte gelegt, die Kosten belaufen sich auf etwa CHF 10,00 pro Essen. Insgesamt ist die Schweiz natürlich im Vergleich ein sehr teures Land und wenn man ab und zu etwas unternehmen will, bleibt vom Gehalt auch nichts mehr übrig - zumindest muss man aber auch nichts drauf zahlen. Am Ende amortisiert sich alles ganz gut.

Wer sollte sich bewerben? Alle die Lust auf selbstständiges Arbeiten in einem super Team haben und interessiert an Psychiatrie sind. Wer eine ruhige Kugel schieben möchte ist hier sicherlich falsch. Die Arbeitszeit beträgt etwa 50 Stunden/Woche, je nach Einsatz war jedoch teilweise auch erst sehr viel später Feierabend. Es wird aber alles genau (mittels Stempeluhr) erfasst und ihr könnt Eure Überzeit am Ende kompensieren, da nehmen es die Schweizer sehr genau ;-)

Viel Spaß in Beverin, ich würde jederzeit wieder für ein Tertial herkommen!
Bewerbung
Ich habe mich etwa 1,5 Jahre im Voraus beworben. Es ist jedoch auch sicher problemlos möglich sich kurzfristiger zu bewerben. Die Klinik stellt gerne Unterassistenten ein und die schweizer Kollegen bleiben in der Regel deutlich kürzer, teilweise nur einen Monat. Ich war während meiner Zeit überwiegend der einzige Unterassistent in Beverin.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
EKGs
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
CHF 1.400
Gebühren in EUR
CHF 400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13