PJ-Tertial HNO in Staedtisches Klinikum St. Georg (8/2012 bis 12/2012)

Station(en)
1.3
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Mein Wahltertial war für mich der PJ-Beginn und wirklich sehr schön.
Ich hatte HNO gewählt, um herauszufinden, ob das Fach was für mich wäre, und dafür ist das Georg absolut geeignet. Aber auch wer sich der Sache schon sicherer ist, kann hier viel mitnehmen. Einzig wer ausgefallene Spezialitäten und riesige Tumor-OPs sucht, sollte eher an ein größeres Haus, doch mir hat nichts gefehlt.

Die HNO-Abteilung am Georg ist relativ klein, eine Station in die noch Belegbetten der MKG untergebracht sind, Ambulanz und OP. Dadurch deutlich familiärerer Charakter als an großen HNO-Kliniken. Das Team besteht aus dem Chef, 2 Oberärzten, eigtl. einer Fachärztin (war während meiner Zeit im Babyjahr) und 2-3 Assistenzärzten (eine ersetzte die Fachärztin, eine ist zwischendurch in eine Praxis gewechselt). In der Ambulanz arbeiten auch noch 2 Fachärztinnen, aber die sind nicht immer da.
Als PJ-ler war ich zunächst allein und wohl seit einiger Zeit wieder die erste, so war die Freude groß und spätestens nach der 1. Woche kannten auch alle meinen Namen. Am Anfang und am Ende des Tertials gab es auch ein Gespräch mit dem Chefarzt.
Die Tage liefen meist wie folgt ab:
Beginn ist 7:30 mit der Morgenbesprechung in der Ambulanz, Einteilung für die OPs (besonders schön fand ich, dass ich namentlich auf dem OP-Plan erwähnt wurde, ein Luxus, den ich später in der Chirurgie nicht mehr erleben würde...)
Danach Visite auf der Station, es sei denn, es standen größere OPs an und man wurde direkt im Saal gebraucht. Die Visite besteht in kurz durchgehen und alle, an denen noch weitere Maßnahmen zu verrichten sind (Absaugen, Verband wechseln) danach ins Untersuchungszimmer zu holen.
Danach Patientenaufnahmen, nach und nach konnte ich Patienten allein aufnehmen und untersuchen, es wurde von den Assistenten bzw. vom Oberarzt (einer war eigentlich immer verfügbar) nachuntersucht. Das fand ich sehr gut und wichtig, da die HNO-Techniken ja doch recht speziell sind und man oft auch nicht weiß: soll das jetzt so aussehen oder nicht? Man hatte also eine konstante Evaluation und konnte jederzeit alles fragen oder nochmal zeigen lassen, alle supernett und erklären gern. Insgesamt hat man sich wirklich ins Team integriert und ernst genommen gefühlt.
Nach den Aufnahmen "Frühstück" (manchmal auch erst gegen 11), das war immer so nett mit den Assistenten, dass ich das kostenfreie Mittag meist ausgelassen habe.
Je nachdem was noch so anlag konnte man sich dann an den zugegeben schnell zu erledigenden da kurzen Briefen verdingen, ganz selten gab es auch mal ne Flexüle zu legen, oder in den OP gehen. Auch einfach zusehen war immer erwünscht (bei vielen Sachen kann man eh nicht mitmachen), aber alle haben immer bereitwillig erklärt, extra für micht noch nen Bezug aufs Mikroskop machen lassen, damit ich auch was sehe oder einfach eine kleine Aufgabe "erfunden" (so erschien es zumindest, aber sehr nett, fühlt man sich nicht so nutzlos). Die größte OP ist im Georg die Parotidektomie, bei der man als PJler auch immer mit eingeteilt wurde. Sonst häufige OPs: Tonsillektomie (die wird hier ab und an auch in Lokalanästhesie durchgeführt, echt interessant zu sehen), Adenotomie, Septumkorrektur, FESS, OP am Trommelfell bzw. Stapesplastik, seltener Cholesteatom und Kopf-Hals-Tumoren, Mikrochirurgie am Larynx.
Montags ist nachmittags Chefsprechstunde, zu der man immer gehen konnte. Dort erklärte der Chefarzt sehr gern und engagiert, sehr bemüht um den potentiellen HNO-Nachwuchs. Man darf alles nachuntersuchen und da dort ja die Spezialfälle kommen, kann man eindrucksvolle Befunde sehen.
Mittwoch war Tumorsprechstunde, bei der v.a. die Nachsorge durchgeführt wird, auch sehr interessant, die Ergebnisse nach OP und Bestrahlung zu sehen.
Donnerstag auf Station Chefvisite, auch da wieder ganz viel erklärt und Hinweise gegeben, wirklich für Lehre geeignet.

Ich will auch nicht verhehlen, dass ich immer mal eher nach Hause gehen durfte wenn wirklich nichts mehr los war oder Freitag...das war natürlich auch sehr sympathisch. Prinzipiell ist dort nichts mit länger bleiben, es sei denn, es gab wirklich mal nen Notfall, und selbst dann haben sich alle Beteiligten ja fast entschuldigt und Ausgleich angeboten und und und. Wirklich lieb.
Die Studientage musste ich nur in den Plan eintragen und bescheid geben, dann war das nie ein Problem. Ab der 2. Hälfte war noch eine weitere PJlerin da, dann haben wir uns abgesprochen, alles ganz entspannt.

Zum Schluss die einzigen Kritikpunkte (ganz ohne geht's ja nirgends):
Beim Pflegepersonal bin ich bis zum Ende nicht ganz schlau draus geworden, wie das Verhältnis wirklich war. Manchmal total lustig und gesprächig, dann wieder absolute Ignoration...ich denke einfach, sie waren keine PJler gewohnt und wussten auch nicht so richtig, was sie mit mir anfangen sollten bzw. was ich darf. War mehr ein nebeneinander her.
Und die Ambulanz. Da hieß es auch, man könnte immer hingehen und zuschauen, auch bei Audiometrien oder Vestibularisprüfungen...nun ja. Ich war bei beidem ein Mal, und nach dem mir dort nonverbal (also auch durch konsequentes Ignorieren bzw. Blicke die sagen "was wollen Sie denn hier?") zu verstehen gegeben wurde, dass meine Anwesenheit nicht erwünscht ist, hab ich das einfach gelassen. Das ist wahrscheinlich auch ne Charaktersache, ich hab ein Problem mit offener, unbegründeter Ablehnung und stürz mich dann nicht in Diskussionen. Es gab auch so genug andere Angebote. Andere Naturelle hätten die Sache vielleicht mehr forciert und dort mehr mitgemacht. Es war jedenfalls zu verschmerzen. Halt nur schade für so typische Befunde wie Otitis media, die man auf Station eben nicht hat.

Zum Georg im Allgemeinen: Mittag frei, Kleidung frei (aber so abgetragene mit unzuverläsigen Größen), ich kam nach dem Tertial (in meinem Fall pünktlich zu Weihnachten) in den Genuss einer der von der PJ-Beauftragten angekündigten Buchgutscheine. Sonst keine Vergütung, Unterricht jede Woche mehrmals von verschiedensten Fachrichtungen, ich hätte immer hin gehen können

Fazit: Super Tertial, kann ich nur empehlen, ärztlicherseits total nettes Team, man kann viel lernen und probieren, ideal zum "Beschnuppern" des Faches. Für die OP-Fans: hier werden keine ausgedehnten Tumor-OPs, auch keine Laryngektomie gemacht. Dafür sieht man die "Grundeingriffe", was für eine spätere Assistenz ja durchaus sinnvoll ist. Hab z.B. gehört, dass manche an der Uni nicht eine Tonsillektomie gesehen haben, ich konnte quasi mitmachen und halte das für deutlich praxisrelevanter.
Vielen Dank an das Team für ein tolles erstes Tertial!
Bewerbung
an der Uni Leipzig werden die Plätze über zentrale Einschreibung vergeben, habe in dem Fall problemlos meinen Wunschplatz bekommen
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.33