PJ-Tertial Pädiatrie in Universitaetsklinikum Muenster (2/2013 bis 6/2013)

Station(en)
17 - 19
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Muenster
Kommentar
Wir hören ja immer Horrorgeschichten über Päd am UKM. Bei mir war es so, dass ich leider ein schlechtes Los in der Belegung hatte und somit nur noch das UKM für Pädiatrie in Frage kam. Wobei ich kurzfristig noch wechseln konnte (mehr dazu im Fazit). Ich wollte jetzt hier mal schildern, was meiner Meinung nach die Probleme sind.
- Arbeitszeiten: Man beginnt um 8 und darf theoretisch um 16.30 Uhr gehen, wenn man das aber macht, wird man überall mies angeschaut. Dabei ist das einzige, was man Abends noch macht, irgendwelche Briefe von irgendwelchen Patienten schreiben, die man gar nicht kennt.
- PJ-ler Ansehen: Insgesamt bist du quasi der letzte Hund. Die Schwestern schicken dich zu den lächerlichsten Botengängen. Man muss immer ganz viel per Rohrpost verschicken, Faxe schicken, Briefe schreiben. Sehr wenig Patientenbetreuung. Man darf bei Elterngesprächen nicht dabei sein und bekommt echt wenig Pädiatrie mit.
- PJ-ler und Praktikanten: Zweimal im Jahr müssen wir ja das Blockpraktikum am UKM machen. Das musste ich auch, war auch ok, aber leider ist es aus Sicht des PJ-lers dann noch doofer. Man wird dann abgestellt, den Praktikanten zu bespaßen obwohl man selbst nichts weiß. Dann rennen da zwei Ahnungslose rum. Außerdem kommen in den Ferien immer wieder Famulanten, dann sind wir da drei Studenten und ganz ehrlich, die haben nicht mal Lust auf einen.
- Betreuung auf Station: Die Assistenzärzte sehen einen eher als Konkurrenz als als Studenten. Viele sind selbst neu und wollen selbst noch lernen. Die drängeln sich dann immer vor, wenn's um Blutabnahmen oder Zugänge legen geht. So dass man am Ende sehr wenig machen darf.
Und wenn man dann etwas darf, macht man es allein. Man macht eine Aufnahme, aber keiner bespricht es danach mit einem. Man weiß also gar nicht, ob man seine Sache gut gemacht hat oder nicht. Ganz am Ende merkt man dann zufällig, dass man seit Monaten den gleichen Fehler macht, es wurde einem aber nie gesagt. Sehr nervig.
Das ist wirklich schade, denn viele der Ärzte sind privat richtig nett und ich hab mich persönlich gut mit ihnen verstanden. Aber unsere PJ-Betreuerin hat ihre Aufgabe gerade abgegeben, weil sie die Uni verlässt und somit hatten wir auch keinen wirklichen Ansprechpartner. Außerdem mag man die Ärzte ja persönlich und will die auch nicht irgendwo schlecht machen. Echt ein Dilemma.
- Unterricht. Mittwochs nachmittags ist immer PJ-Unterricht. Meist sind das irgendwelche willkürlichen Themen ohne Zusammenhang. Manche zeigen einfach ein paar Folien aus ihren Vorlesungen. So richtige Seminare oder guten Patientenunterricht gab es nicht.
Ansonsten gibt es nicht wirklich Teaching. Die Oberärzte ersetzten das dann gern dadurch, dass sie einem vor versammelter Mannschaft in der Visite irgendwelche Fragen stellen. Da steht man dann, 10 Augenpaare sehen einen an und man kennt die Antwort nicht. Total frustrierend und nicht grad gutes Teaching. Man geht echt mit einem ängstlichen Gefühl in jede Visite weil man Angst hat, wieder vorgeführt zu werden. Das machen leider vor allem Profs (aber gerne auch der Chef), die in der Vorlesung eigentlich ganz locker waren...
- Stimmung: Insgesamt ist die Stimmung nicht so toll. Die meisten Assistenten schimpfen viel, arbeiten zu viel und es gibt häufig typische Schwierigkeiten mit der Pflege. Die alteingesessenen Schwestern wissen alles besser (tun sie sicher häufig auch) aber das führt dazu, dass die jungen Assistenten nicht ernst genommen werden. Als PJ-ler weiß man während dieser Phasen nicht wohin mit sich.
- Lerrnfortschritt. Ich weiß leider nach einem Tertial Pädiatrie am UKM genau so viel wie vorher. Habe wenig Fertigkeiten gelernt und wie man eine gute Diagnostik macht, weiß ich auch nicht. Es sind einfach zu spezielle Krankheitsbilder. Man lernt dann so ganz isoliert über irgendwelche Syndrome, aber was ich mache, wenn ich ein krankes Kind vor mit habe, weiß ich nicht.
- Frau Viße ist zwar sehr nett und bemüht, aber insgesamt kriegt sie leider einiges nicht auf die Reihe, so dass man oft und viele E-Mails schreiben muss.
- Kittel mit Namensschild (auf dem dann auch PJ und nicht nur Medizinstudent steht) bekommt man nur, wenn man mindestens zwei Tertiale am UKM ist.
- Studientage und Fehltage: Eigentlich ist es ja schön, dass man einen Studientag pro Woche hat. Aber leider dürfen wir die nicht sammeln. Sobald man mehr als einen pro Woche nicht da ist, muss man den als offiziellen Fehltag angeben und man muss dennoch dafür seine Studientage opfern. Das heißt: wenn ich 1 Woche von frei haben will, darf ich 5 Wochen lang keinen Studientag nehmen, sondern muss durcharbeiten. Und für die 5 freien Tage muss ich offizielle LPA Fehltage eintragen. Blöde Regelung.

+ Finanzen: Was ganz gut ist (aber natürlich nicht speziell für die Pädiatrie) ist, dass es neuerdings etwas Gehalt gibt. Das berechnet sich pro Tag. Und man darf umsonst Mittag essen (wenn man es denn schafft hinzugehen).

Fazit:
Obwohl ich persönlich einen guten Draht zu den Ärzten hatte, kann ich die Kinderklinik nicht weiterempfehlen. Versucht besser, an die anderen Lehrkrankenhäuser zu kommen. Ich glaube, weniger lernen kann man nicht im PJ. Ich hätte kurzfristig noch weg-wechseln können, wollte aber nicht soweit fahren. Das bereue ich jetzt sehr. Denn da ich immer so lange bleiben musste, hätte ich locker eine Stunde Fahrtzeit (einzelner Weg) in Kauf nehmen können. Ich hätte meinen Vor-Berichtern glauben sollen. Letztendlich wäre es besser gewesen, ich hätte mir einen Platz in der Schweiz oder sonst wo gesucht.
Das einzigste, was ich wirklich gelernt hab, ist dass ich mich später sicher NICHT am UKM bewerben werde.
Unterricht
1x / Woche
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
25 pro Tag

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
4
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
6
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 4.13