PJ-Tertial Neurologie in Kantonsspital St. Gallen (6/2011 bis 10/2011)

Station(en)
7, 8, 9, 10, Notaufnahme, Sprechstunden, Diagnostik
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Diagnostik
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich habe das zweite Tertial von Juni bis Oktober 2011 in der Neurologie am "Kanti" verbracht und kann nur sagen, dass es das beste meiner drei Tertiale war.

Das Team ist freundlich und aufgeschlossen, man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, "der dumme Student" zu sein. Wenn man sich engagiert zeigt und ein gewisses Maß an Grundwissen und Fertigkeiten mitbringt, darf man als Student sehr viel Verantwortung übernehmen. Da ich später auch in die Neurologie gehen möchte, waren das für mich ideale Voraussetzungen.

Das Prinzip hierbei ist ideal zum Lernen: Ich durfte Ansprechpartner für eine begrenzte Anzahl von Patienten sein. Dies beinhaltete die Aufnahmeuntersuchung, Anordnungen, Anmeldung und Auswertung von Untersuchungen und die Vorstellung im Rapport, der Röntgenbesprechung oder in verschiedenen Kolloquien. Man hat einen eigenen Sucher und beantwortet selbst Rückfragen zu angemeldeten Untersuchungen oder spricht auch mal mit Angehörigen. Zudem sind die Unterassistenten (= PJler) auch zuständig für die Tagesstation, auf der täglich 2-3 Patientin für bestimmte diagnostische Abklärungen oder Infusionstherapien oder Ähnliches kommen. Das hört sich nach einer Menge an, aber das Gute ist, dass man IMMER den Assistenzarzt im Hintergrund hat und zusätzlich auch jeden Schritt mit einem Oberarzt bespricht, der eigens für die Station verantwortlich ist und sich wirklich viel Zeit nimmt. Das Teaching ist sehr gut, es wird extrem viel erklärt und auf nette Art und Weise auch viel gefragt. Man wird hier ernst genommen, hat das Gefühl sich in Diskussionen konstruktiv einbringen zu können und kann wirklich überall mal hineinschnuppern. So hatte ich die Möglichkeit, neben der Stationsarbeit auch in der Neurosonographie, Elektrophysiologie und den diversen Sprechstunden zu hospitieren. Wenn man ausreichend Erfahrungen und Kenntnisse gesammelt hat und die Ärzte einen kennen gelernt haben, darf man auch auf die Notaufnahme. Dort arbeitet man nach dem gleichen Prinzip, man schaut sich den Patienten kurz mit dem Assistenzarzt zusammen an und hat ihn dann "für sich allein", um ihn im Anschluss mit dem verantwortlichen Oberarzt zu besprechen. Zusammen entscheidet man dann über das weitere Procedere.

Nun noch zu einigen Dingen, die man einfach beachten sollte:

1) Der Fakt, dass man in der Schweiz Gehalt bekommt, wirkt auf den ersten Blick verlockend. Man darf jedoch nicht vergessen, dass das Leben dort teuer ist. Man hat vom Gehalt abzüglich Steuern und Miete pro Monat knapp 700 Franken übrig. Davon muss man, vorausgesetzt man geht jeden Mittag essen, circa 200 Franken für die Mensa abrechnen. Es bleiben also noch gut 500 Franken "zum Leben". Ich für meinen Teil konnte dank Halbtax (= Bahncard 50) und ein paar mittlerweile guter Freunde, die ich dort kennen gelernt habe, dennoch viel reisen und erleben. Insgesamt darf man jedoch gern davon ausgehen, dass Lebensmittel und sonstige Kosten, die man in Deutschland so hat, in der Schweiz doppelt so teuer sind.

2) Anders als in Deutschland gibt es in der Schweiz keine Studientage. Man hat in der Neurologie eine 5 Tage Woche und arbeitet am Tag planmässig 8.4 Stunden. Überstunden sollen kompensiert werden, man darf allerdings nicht mehr als zwei Tage pro Woche kompensieren. Darüber hinaus gibt es Urlaubstage, die nicht in der Äquivalenzbescheinigung auftauchen. Bei mir waren es fünf. Man hat also summa summarum eine gute Chance auf eine Woche Urlaub zwischendurch, sollte aber sonst nicht mit der Einstellung vieler deutscher PJler an die Sache rangehen, dass man als Student ja gern mal 13 Uhr nach Hause geht. Man ist halt fest in den Ablauf mit eingebunden und bleibt dementsprechend auch, bis die Arbeit erledigt ist.

Wenn ihr also neurologisch interessiert und vor allem engagiert seid, dann meldet euch in der Neurologie in St. Gallen. Das Team hat im Schweizer Durchschnitt einen der höchsten Zufriedenheitsgrade und das merkt man auch. Ich für meinen Teil habe dort meinen "Heimathafen" für den Karrierestart gefunden und werde mich nach dem Staatsexamen auf jeden Fall als Assistenzarzt bewerben.

Noch eine Bitte in eigener Sache: Es ist unfair, sich um eine Stelle zu bewerben, und diese dann kurzfristig vorher abzusagen, da man in der Schweiz wirklich mit den Unterassistenten plant und es mitunter zu "Engpässen" kommt, wenn man einfach seine Stelle nicht antritt. Bewerbt euch also nur, wenn ihr auch wirklich kommen möchtet.
Bewerbung
Ein gutes Jahr im Voraus sollte ausreichen. Ich habe es ein halbes Jahr vorher auch noch geschafft, allerdings nur mit viel Glück. Bewerbungen sollten ordentlich mit Lebenslaufen, Zeugnissen und Bewerbungsfoto gestaltet sein.
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Punktionen
Rehas anmelden
Poliklinik
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
1200 CHF
Gebühren in EUR
500 CHF

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.2