PJ-Tertial Chirurgie in Klinikum Chemnitz (3/2016 bis 6/2016)

Station(en)
Neurochirurgie, Allgemein-und Visceralchirurgie, Radiologie, Anästhesie
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Ich habe mein Chirurgie-Tertial am Klinikum Chemnitz verbracht und bin fast durchweg von der Lehre sehr enttäuscht worden.
Los ging es mit 6 Wochen in der Neurochirurgie. Dort wurde ich mit den Worten begrüßt: "PJler, no one cares." Ich wurde praktisch nie im OP eingeteilt, was ich persönlich nicht besonders schlimm fand, und war mir so auf Station den größten Teil des Tages selbst überlassen. Man ist dort trotzdem ganz gut beschäftigt mit Flexülen legen, Drainagen entfernen, Fäden ziehen und Patienten aufnehmen. Mit Hilfe der wirklich sehr netten Pflege lernt man die Station zu organisieren, Konsile anzumelden und Patienten zu verlegen. Wenn ich einmal im OP war kann man v.a. Hirntumor-OP's sehen und Laminektomine bei Spinalkanalstenosen. Ich war zweimal mit in Zschopau wo der Chefarzt oder der Oberarzt auch OP's wieder v.a. am Spinalkanal durchführen. Die Neurochirurgen, allesamt Männer, waren zu mir größtenteils nett oder haben mich ignoriert. Es gibt ein paar wenige Assistenzärzte die versucht haben, mir auch mal etwas zu erklären. Jeden Morgen fand 8.30 Uhr die Morgendemo statt wo sich die Herrn Neurochirurgen des Öfteren gegenseitig verbal angegriffen haben. Mich hat das allerdings zum Glück nie betroffen. Nach der Besprechung rennt man über unüberschaubar viele Stationen, wobei ich persönlich überhaupt nix mitnehmen konnte, weil man als letzter den Raum betritt und der Chefarzt da mit seiner Rede schon wieder fertig ist. Mittagessen ist problemlos möglich sowie auch ein pünktlicher Feierabend:)
Anschließend durfte ich 2 Wochen in die Radiologie rotieren. In der Flemmingstraße wurde ich, außer vom Chefarzt, nicht besonders herzlich aufgenommen. Vielleicht wurde ich auch immer dem falschen Assistenten zugeteilt, auf jeden Fall war dieser nicht motiviert mir etwas zu erklären, weder am CT noch in der Notaufnahme. In der Angiographie wurde vor mir über mich schlecht gesprochen und verallgemeinert, dass Medizin heutzutage nur noch des Geldes wegen studiert wird und keiner mehr auf Umgangsformen achtet...
Alles besser wurde dann in der Radiologie im Küchwald. Dort wurde ich von allen Ärzten herzlich begrüßt. Man wurde zum gemeinsamen Frühstück und Mittagessen mitgenommen und auch sonst hat man sich, obwohl ich nur eine Woche dort war, als Teil des Teams gefühlt. Die Radiologen sind äußerst bemüht einem etwas beizubringen. Es gibt eine Liste mit spannenden Befunden für PJler. Ich durfte mit zu einer CT-gestützten Punktion, sowie zum Ultraschall und ans MRT. Dieses wurde mir ausführlich erklärt, obwohl es in der anderen Radiologie geheißen hatte, "das verstehst du sowieso nicht". Außerdem wird man auch während der Röntgen und CT Befundung ständig befragt und mit einbezogen. Einfach top!
Dann ging es für mich noch in die Visceralchirurgie und das Tertial nahm seinen schrecklichen Höhepunkt. Man muss zu Gute heißen, dass die beiden Fachärzte auf meiner Station wirklich ganz nett waren und in den OP Pausen auch versucht haben, etwas zu erklären. Nur leider gab es davon nicht zu viel. Die Schilddrüsen-OP's mit der Oberärztin sind einfach nur schrecklich. Man sieht nichts, bekommt nichts erklärt und hält 2.5-3 Stunden einfach nur stumm die Haken. Der leitende Oberarzt lässt einen auch mal eine Drainage annähen, das wars. Auf Station war es ehrlich gesagt am Ende noch schlimmer. Ich war dort entweder alleine oder mit einem Assistenzarzt zusammen, der leider nicht so gut deutsch sprach. Ich musste dann die Arztbriefe Korrektur lesen und die Grammatik verbessern. Später habe auch den fachlichen Teil korrigiert. Gelernt habe ich hier absolut nichts. Höchstens eine Station selbst zu organisieren. Ich musste ständig noch mit auf diesen Assistenzarzt aufpassen, weil er gern Penicillin bei bekannter Allergie gab und ähnliches. Mit Hilfe der auch hier sehr netten Pflege habe ich Patienten aufgenommen und entlassen (mit eigenen Briefen die keiner Korrektur gelesen hat). Ich habe wichtige Gespräche über die weitere Behandlung bei Tumorpatienten geführt, Konsile angemeldet, Patienten verlegt, Untersuchungen angemeldet und die daraus folgende Behandlung organisiert. Mich hat dazu niemand angeleitet oder überprüft. Ich habe dafür auch nie mal ein Lob oder Danke erhalten, stattdessen wurde noch an mich herangetragen, ich sei unmotiviert usw....
Ich habe dann nach meinem Urlaub noch eine Woche in die Anästhesie auf Intensivstation gewechselt. Dort war es 1000mal besser als bei den Visceralchirurgen, dennoch fühlte ich mich auch dort nicht willkommen. Zu den gemeinsamen Pausen wurde ich nie mit geholt. Man verbringt dort seine Zeit mit Visite von 7-8 Uhr. Danach werden alle Patienten untersucht sowie Picco-Messungen gemacht. Dann bin ich immer einem Assistenzarzt hinterher gedackelt.
Alles in allem rate ich jedem ab das Chirurgie Tertial in Chemnitz zu machen. Ich habe fachlich nichts mitnehmen können.
Noch zu den Rahmenbedingungen:
man bekommt eine Unterkunft als Einzimmerwohnung mit Küche und Bad in einem Hochhaus gestellt. Als ich ankam war die Wohnung blitzeblank sauber und in einem wirklich sehr gutem Zustand.
Außerdem bekommt man noch 12 Euro am Tag um sich in der Kantine zu versorgen. 10 Studientage pro Tertial können frei genommen werden.
Montags findet immer eine radiologische Fortbildung statt, die ich bei den Neurochirurgen besuchen durfte und die sehr gut ist. Donnerstags findet außerdem meist eine interdisziplinäre Fortbildung statt. In der Visceralchirurgie war es auch hier ein Kampf dorthin gehen zu dürfen.
Bewerbung
Einschreibung über Uni Leipzig oder Dresden
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Bildgebung
Repetitorien
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
Blut abnehmen
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Botengänge (Nichtärztl.)
Rehas anmelden
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
370

Noten

Team/Station
5
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
3
Betreuung
5
Freizeit
3
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.13